NCN 6

6. Nocturnal Culture Night Deutzen (Bericht)

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Vom 2. bis 4. September fand nun schon zum 6. Mal die Nocturnal Culture Night im lauschigen Kulturpark Deutzen statt. Wir waren für euch vor Ort, um das Festival mit Topacts wie Kirlian Camera, Atrocity und VNV Nation hautnah mitzuerleben.

Nach einer schnellen Bahnreise vom Leipziger Bahnhof (Wo zum Geier ist eigentlich Deutzen?!) war es nur ein kurzer und gut ausgeschilderter Fußmarsch bis zu einer Brücke, wo wir schon freundlich begrüßt und zum Park-/Campingplatz weitergeleitet wurden. Hier ging alles sehr schnell und problemlos, ein Platz für’s Zelt war schnell gefunden. Dann nichts wie auf zur Bühne!

Aufgrund von Verzögerungen bei der Bahnreise konnten wir die Konzerte erst ab Tyske Ludder verfolgen, dafür ging es hier aber sofort mit Volldampf los. Die Mannen um Albert-X hoben mit dem Publikum ab in elektronische Sphären voller Bass und Ballistik, es wurde eine gute Mischung aus Songs vom neuen Album „Diaspora“ und dem bereits länger bestehenden Material geboten.

Ähnlich sah es danach bei [:SITD:] aus, wobei die vor der kleinen Bühne etwas Probleme hatten, alle ihre Zuschauer zu erreichen. Denn der Platz war dort knapp bemessen, wenn auch der Sound zum Ausgleich bis zur Hauptbühne im Amphitheater herüberschallte. Sehr löblich war hierbei der Ansatz, keine Überschneidungen zwischen den Konzerten zu verursachen, sodass immer schön eine Band nach der anderen aufspielte.

Nach dieser Ladung aggressiven Elektros wurde zum Abschluss des Abends Kirlian Camera geboten, ein italienisches Projekt, das seit jeher Verzückung bei den Zuhörern auslöst. So war es wenig verwunderlich, dass sich nahezu der gesamte Zeltplatz vor der großen Bühne eingefunden hatte, also Elena Fossi mit ihren Kameraden in Sturmmasken auf der Bühne erschien und wenig später ein Lichterspektakel vom Feinsten abbrannte. Das Bandlogo in verschiedenen Designs ergänzte sich perfekt mit vielfarbigen Lichtern, die quer über die Bühne und in die Menge verliefen. Ein absolut gelungenes Konzert der Italiener, die ihre 90 Minuten Spielzeit gut zu füllen wussten.

Der Samstag begann mit strahlendem Sonnenschein, bei dem man sich von den Vorteilen eines echten Zeltplatzes überzeugen konnte. So waren feste Wege und Zeltflächen vorgegeben, hohe Bäume schirmten die Camper vor der Sonne ab, und wer wollte konnte sich sogar frische Brötchen zum Frühstück holen. Sanitäre Anlagen waren in Form eines Containers vorhanden, der zu keiner überfüllt war oder, wie auf größeren Festivals üblich, ziemlich übel roch. Zur Verstärkung waren an einigen Stellen außerhalb des Campingplatzes Dixis aufgestellt, und auf dem Festivalgelände war ein kleines Sanitärhäuschen vorhanden, das auch selten überfüllt war. Duschen konnte man von 8 Uhr morgens bis nach Mitternacht, sodass hier niemand ungewaschen auskommen musste. Es gab sogar Steckdosen, die immer durch Handy-Ladegeräte beansprucht wurden. Alles in allem ein sehr schöner und gepflegter Campingplatz, auf dem man sich auch nie durch Müllberge oder Bierdosen kämpfen musste.

Genau so schön wie der Zeltplatz war auch der Kulturpark an sich, der seinem Namen alle Ehre machte. Durch ein Wegesystem von Weidentunneln gelangte man über die Kulturbühne mit Lagerfeuerstelle schnurstracks zur kleinen Bühne, von wo sich eine kleine Händlerstraße erstreckte, wo man von Absinthe und anderen Alkoholitäten über Bücher bis hin zu Kleidung und natürlich Schmuck alles bekam, was das Herz begehrte. Aber auch für die Bedürfnisse der Bauchregion war ausreichend gesorgt, das Angebot reichte von klassischem Grillgut über zahlreiche Pfannengerichte bis zu vielerlei Leckereien auf dem Mittelaltermarkt. Das nach Aussage der Festivalbetreiber Sorgenkind der Veranstaltung war in der Weidenbogenhalle und dem umliegenden Areal untergebracht, wo sich Wollspinner, Schmiede, Schlemmereyen und natürlich Spielleute niedergelassen hatten. Der Markt war auch externen Besuchern gegen einen kleinen Obulus zugänglich, sodass hier allzeit reger Betrieb herrschte. Besagter Besucherstrom erfreute die Musikanten von Hammelhorn (in der Mittagshitze auch zeitweise als Gammelhorn bekannt), die klassische Weisen des Mittelalters zum besten gaben, und das Duo Ignis Fatuus, die mit frischen und frivolen eigenen Liedern das Publikum begeisterten.

Begeisternd waren auch die Hauptacts: Oberer Totpunkt zeigten, wie abwechslungsreich Spoken Word-Musik sein kann und überzeugten mit einer kreativen Bühnenshow. Und mit F.O.D. ging die Party dann auch richtig los: Trotz der brütenden Hitze hatte sich doch ein ansehnliches Grüppchen versammelt, um eXcess D samt Band beim Maschinentanz zu unterstützen. Die Gruppe, diesmal mit Eva Pölzing verstärkt, legte eine Menge Energie an den Tag und hatte die Zuschauer auf ihrer Seite.

Doch die Party kam schneller zum Erliegen als geplant. Während X-Divide ihr Programm absolvierten, fiel plötzlich der Strom aus. Und er fiel nicht einfach nur aus, er blieb aus. Ungefähr 3 Stunden lang! Dass so etwas auf einem Elektro-Festival natürlich äußerst unangenehm ist, dürfte jedem klar sein. Umso unklarer war es dagegen, warum der Veranstalter hier nicht mit Notstromaggregaten vorgebeugt hatte. Gegen Abend waren welche vorhanden, aber solange stand Warten auf dem Programm, die Lesung auf der Kulturbühne war nur mit sehr gespitzten Ohren zu verfolgen, und die Mittelaltermusikanten lachten sich ins Fäustchen.

Als der Strom dann endlich wiederkam, war es schon wenig später, sodass der Spielplan ein wenig durcheinandergewürfelt wurde. Dennoch lief alles verhältnismäßig glatt, mal abgesehen davon, dass sich die Lesung von Markus Heitz mit Qntal um zwei Stunden nach hinten verschob.

Atrocity läuteten mit ihrem 80er-Hits Metalcover-Programm den Abend ein, den Patrick Codenys nach In My Rosary mit einem eigens kreierten DJ-Set ausklingen ließ.

Der Sonntag war ähnlich heiß wie die vorangegangenen Tage, wobei jedoch im Rahmen des Gigs von VNV Nation Befürchtungen laut wurden, diese würden wieder einmal den Regen beschwören.

Vorab präsentierten sich noch einige kleinere Bands, darunter die starken Münchner Schöngeist, die alten Hasen Blind Passenger, die Gothic-Rocker Krypteria und Staubkind, die an diesem Abend eine 70-Minuten-Show auf der kleinen Bühne hinlegten.

DAF sind seit jeher eine Institution, ebenso war ihr Auftritt gewohnt souverän. Zu VNV Nation fand sich schließlich der gesamte Zeltplatz ein, um der energiegeladenen Show der Band um Frontmann Ronan Harris beizuwohnen. Der „glänzte“ allerdings durch Kommentare gegenüber Agonoize und Besuchern aus dem Westen, die wirklich nicht nötig gewesen wären. Ansonsten war der Auftritt aber sehr schön, auch wenn er im Endeffekt wirklich als Regentanz fungierte: Es goss bis zum Morgengrauen und der gesamte Zeltplatz verwandelte sich in ein Schlammfeld. Schade, dass am Montag niemand mehr bereit stand, die 5 Euro Müllpfand wieder auszugeben. Auch eine schöne Art, Geschäfte zu machen…

Im Fazit ein schönes Festival mit einer guten Auswahl an Bands, gut geplanter Nahrungs- und Sanitärversorgung und einem traumhaften Gelände. Für den Preis von gerade einmal 42 Euro für das Wochenende inklusive Camping kann man sich hier wirklich nicht beschweren!

Weitere Informationen und erste Bands fürs nächste Jahr findet ihr hier.

In Ermangelung zeitnaher Fotos muss dieser Bericht vorerst ohne auskommen, Bilder folgen sobald verfügbar!

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