Arctic Plateau - On a sad sunny day

Arctic Plateau – On a sad sunny day (Review und Kritik)

Arctic Plateau - On a sad sunny day
Arctic Plateau - On a sad sunny day

Ich blicke auf. Mit Müdigkeit in den Augen, setze ich mich auf und stolpere in die Küche. In der kahlen, einsamen Wohnung ist es schwer klare Gedanken zu fassen. Zu vieles kenne ich bereits seit viel zu langer Zeit. Meine einstigen Freuden sind verschwunden, ausgeräumt. Ein Schlüssel, den ich schon viel zu lange betrachtet habe, liegt auf dem Tisch in einer Lache Rotwein. In einer der drei Flaschen steckt notdürftig der Korken. Ich weiß, es bringt nichts, doch der Griff zur Flasche erfolgt nach dieser Nacht schon automatisch. Wie sehe ich aus? Das ist eigentlich auch egal, zu dieser Zeit ist noch keiner wach, außer den wenigen Seelen, denen es vielleicht ähnlich geht. Ich nehme den Schlüssel und die Flasche, gehe nach Draußen, kühle Morgenluft erfrischt meinen Geist und der Gedanke an alles was war, weicht langsam der Erkenntnis, dass es egal ist. Ich habe überlebt, ich werde weiterhin überleben, ich werde darüber hinweg kommen. So gehe ich meine ersten Meter die Straße entlang, einem traurigen, sonnigen Tag entgegen.

Arctic Plateau
Arctic Plateau

Stimmungsbilder, wie diese sind es, die das Debut Album von Arctic Plateau durchziehen. „On a sad sunny day“ beschreibt Stimmungen nahe am Abgrund mit einer gewissen Hoffnung auf Besserung. Sehnsüchte und tiefe Melancholien spiegeln sich in den elf Stücken wieder, welche in purer Leichtigkeit stark mit dem Shoegaze Sektor sympatisieren. Etwas Postrock und hin und wieder vorkommende Black Metal Screams lockern die Traumreisen auf, ziehen einen noch tiefer in die schwerelose Atmosphäre. Gianluca Divirgilio, der sich allein für die Märchenlandschaften von „On a sad sunny day“ verantwortlich zeigt, nimmt mit seiner unauffälligen, aber sehr passenden Stimme den Hörer vollends ein und begleitet ihn auf dem Weg durch die sonnigen Landschaften.

Gianluca Divirgilio
Gianluca Divirgilio

Der Hall ist allgegenwärtig, wodurch eine entspannte und äußerst angenehme Atmosphäre entsteht. Etwas schwer ist es, den ganzen über 70 Minuten (zu denen ein paar Minuten Stille gehören, vor dem Hidden Track in „In time„)  zu folgen, denn die Abwechslung hält sich etwas in Grenzen, auch wenn der Italiener immer wieder reine Instrumentaleinsprenkelungen bietet, doch, wer etwas mehr Zeit für das Album übrig hat, wird sich auch gerne komplett in die rauschaften Tiefen von Arctic Plateau ergeben. Qualitativ ist „On a sad sunny day“ jedenfalls über allen Zweifeln erhaben, so gibt es keinerlei Ausfälle zu verzeichnen, Songs wie das passend titulierte „Iceberg shoegaze“ sind herrlich entspannt und ziehen mit flirrenden Gitarrenlinien sämtliche Register, um den Hörer in Melancholie verfallen zu lassen. Härtere Abschnitte, wie zum Schluss des einnehmenden „Coldream„, lassen dann aber schließlich immer wieder aufhorchen und wirken wie ein Katalysator, der einem im Schwelgen neue Kraft gibt.


iskharian3Fazit:

Ein Album für die Seele, sehr schön gemachte, wunderbar geruhsame Musik, abseits des großen Lärmes von Draußen und des Gefühlschaos von Drinnen. Ein tolles Shoegaze und Postrock Album mit schönen Ideen, welches man perfekt zum nebenbei hören, zum entspannen, zum erforschen oder zum Ordnen der Gedanken hernehmen kann. Arctic Plateau überlassen es einem selbst, was man daraus macht, wissen aber dem Hörer ein hohes Maß an Emotionen zu entlocken.


Trackliste

  1. Alive
  2. On a sad sunny day
  3. Lepanto
  4. Ivory
  5. In epica memories
  6. Amethyst to #F
  7. Iceberg shoegaze
  8. Coldream
  9. Eight years old
  10. Aurora in Rome
  11. In time
( 8 / 10 )
( 8 / 10 )

Anspieltipps:

On a sad sunny day, Iceberg shoegaze, Coldream

Erscheinungstermin:

12. Juli 2009

Arctic Plateau Myspace

Prophecy Productions



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