Avenue d'Electronique - Le Voyage Mondial

Avenue d’Electronique – Le Voyage Mondial (Review und Kritik)

Avenue d'Electronique - Le Voyage Mondial

Halle an der Saale ist ja eher für hässliche Plattenbauten als für seine Musikszene bekannt. Doch selbst im tristesten grauen Betondschungel kann man Kreativität nicht einmauern. Das Electro-Pop / EBM- Projekt Avenue d’Electronique ist das beste Beispiel dafür. 2005 von den Produztenten Sylvio Pretsch und Thomas Fraulob gegründet, erscheint nun nach der Trennung des Duos das erste Album „Le Voyage Mondial“ unter der alleinigen Führung von Sylvio Pretsch.

Los geht es mit dem Titeltrack „Voyage Mondial“. Sehr eingängiger, poppiger Synthiesound, der ein wenig an 80er Jahre Serien-Intros erinnert. Weiter geht es mit „Rise of the Phoenix“, welches mit seiner etwas düsteren Atmosphäre ein wenig an VNV Nation erinnert und vom sich langsam steigernden, ebenfalls synthiepoppigen „Realize the Change“ abgelöst wird. „Infiltration Explained!“ zeichnet sich dagegen durch seinen stetigen Wechsel zwischen ruhigen und lebhaften Passagen aus. Bisher hört sich das Album so sehr wie aus einem Guss an, dass man kaum glauben kann, dass die Arbeit daran schon 2008 begonnen hat. „The Mirror“ kommt dann schon etwas härter daher, ist allerdings nichts wirklich Besonderes. Das darauf folgende „Unattainable“ ist zwar auch eine musikalische Offenbarung, ist aber durch seine ruhig dahinfließende Melodie perfekt für einen Frühlingsspaziergang.

Der EBM kommt dann bei „Seven Oceans“ ins Spiel, welches mit dem bisher doch recht ruhigen Grundtenor des Albums bricht und treibende Beats mit fröhlicher Synthie-Pop Melodie verbindet. Noch einen Tick härter geht es dann mit „Escape from Earth“ weiter, welches mit über 8 Minuten das längste Stück des Albums ist. Bei „Things from Bad to Worse“ kommen zum ersten Mal Vocals – wenn auch nur verzerrt – zum Einsatz. Passt aber ganz gut zu der sonst recht sphärisch gehaltenen Melodie.

Sogar politisch motivierte Songs sind auf dem Album zu finden. „They Were Angels“ thematisiert das traurige Schicksal zweier deutscher Studentinnen, die im Juni 2009 bei einem Anschlag im Jemen ums Leben kamen. Die Pressemeldungssamples am Anfang des Stückes sollen darauf aufmerksam machen. Der vorletzte Song, „Wie Fremde im eigenen Land“ knüpft daran an und stellt in den Lyrics die Frage nach den Grenzen der Toleranz. Wer jetzt jedoch rechtsgerichtete Parolen erwartet wird positiv überrascht; Pretsch singt lediglich vom Status Quo der deutschen Gesellschaft und prangert im gleichen Atemzug die fehlende Tolenranz der deutschen Kultur gegenüber und die Engstirnigkeit religiös motivierter Fanatiker an. Frei nach dem Motto „When in Rome, do as the Romans do.“ Abgerundet wird das Album mit einer etwas härteren Version von „Le Voyage Mondial“.

Fazit: Es ist zwar nichts wirklich neu an EBM oder Future/Synthie-Pop, aber die Verbindung der beiden Elemente hat auf jeden Fall etwas Eigenes. Wer nicht zu viel erwartet und auch vor politischen Themen nicht zurückschreckt, dem wird „Le Voyage Mondial“ auf jeden Fall gut gefallen. Eingängige Melodien und ungewöhnliche Arrangements sind auf jeden Fall das Reinhören wert.






Tracklist:

  1. Voyage Mondial
  2. Rise Of The Phoenix
  3. Realize The Change
  4. Infiltration Explained!
  5. The Mirror
  6. Unattainable
  7. Seven Oceans
  8. Escape From Earth
  9. Things From Bad To Worse
  10. They Were Angels
  11. Wie Fremde Im Eigenen Land
  12. Le Voyage Mondial (Artist Album)


7,5 / 10

Veröffentlicht:

Bereits erschienen

Anspieltipps:

Voyage Mondial, Wie Fremde im eigenen Land

Website: http://www.lastfm.de/music/Avenue+d’Electronique

About Lexx

Check Also

Rezension: Funker Vogt – Element 115

Was Wäre Wenn – Wenn die Menschheit einem Irrglauben erlegen ist und die Götter der …