Nach dem kurzen Abstecher in die Lanxess-Arena im vergangenen Jahr, kehrte das AMPHI FESTIVAL wieder in seine Heimat zurück. Am 23. und 24. Juli 2016 traf man sich am Tanzbrunnen, direkt am bildschönen Rheinufer in Köln um ein Wochenende mit abwechslungsreicher Livemusik, dem traurigen Weltgeschehen zu entfliehen und den Spaß am Leben zu zelebrieren.
Im Jahr 2015 hatte die Lanxess-Arena eine Absage des Festivals verhindert. In diesem Jahr gab es diesen „doppelten Boden“ nicht und der Wetterdienst vermeldete akute Warnung vor Starkregen. Doch glücklicherweise nicht für den Kölner Raum. Dem Party Wochenende stand also nur noch eines im Wege: Die Qual der Wahl. Obwohl das altbekannte Staatenhaus in Rente geschickt wurde gab es ein non-stop Programm auf drei Bühnen. Die Funktion des Staatenhauses als zweite Mainstage übernahm das Theater. Die alten Aufgaben des Theaters wurde der MS Rheinenergie, die in der Nähe des Festivalgeländes vor Anker lag, zugeschrieben. So musste man zwar keine langen Laufwege einplanen, dafür aber leider längere Wartezeiten. Da man bei jedem Bühnenwechsel das Gelände verlassen und neu betreten musste, wurde man bei jedem Einlass erneut kontrolliert. So etwas zerrt natürlich an den Nerven der Besucher, ist aber in Zeiten des Terrors und der Amokläufe unumgänglich und verständlich. Aber was man hier an Wartezeit benötigte sparte man (oder viel mehr Frau) an den Toiletten wieder ein, die in ausreichender Anzahl vorhanden und verhältnismäßig sauber waren. Es sei dennoch allen versichert, dass dieser Kritikpunkt aufgenommen wurde und an einer besseren Lösung gearbeitet wird.
Bei bewölktem Himmel, der immer wieder in Form von kurzen, leichten Regenfällen Erfrischung spendete, konnte es also losgehen. [X]-RX eröffnete das Festival im Tanzbrunnen, der trotz der frühen Uhrzeit schon zur Hälfte mit tanzwütigen Besuchern gefüllt war. Der Auftritt von ONE I CINEMA fiel leider krankheitsbedingt aus, weshalb das Programm im Theater erst mit ANGELS&AGONY begann. Auf der Mainstage durfte man während dessen SOLITARY EXPERIMENTS und MEGAHERZ genießen bevor es mit STAHLZEIT richtig heiß wurde. A Tribute to RAMMSTEIN im wahrsten Sinne mit allem drum und dran.
DA durften neben den Songs und den Outfit die Pyroshow nicht zu kurz kommen.
Obwohl MONO INC. viele Besucher an den Tanzbrunnen fesselte, wurde es zu SPETSNAZ, im Theater extrem voll. Um genau zu sein so voll, dass die Brandschutzbeauftragten dafür sorgten, dass die genaue Anzahl an Besuchern im Theater gezählt wurde und auf 1200 Menschen begrenzt wurde. Das sorgte leider dafür, dass viele Gäste, die AESTHETIC PERFECTION, NEUROTICFISH oder FRONT LINE ASSEMBLY sehen wollten, nicht mehr hinein kamen. Aber besser eine geliebte Band verpassen, als im Notfall in Lebensgefahr zu gerade, weil die Fluchtwege nicht mehr frei gehalten werden konnten. Kein Einlass ins Theater bedeutete ja nicht alternativlos zu sein. Man konnte die schöne, klimatisierte Atmosphäre auf der MS Rheinenergie mit WHISPERS IN THE SHADOW, DER FLUCH und NOSFERATU genießen oder auf der Mainstage TARJA, PETER HEPPNER und BLUTENGEL lauschen. Und selbst wenn einem diese Bands gar nicht zu sagten gab es jede Menge Stände auf der Shoppingmeile zu inspizieren oder man chillte am Strand. Mehr Angebote kann man kaum erwarten und schließlich besucht man ein Festival nicht nur wegen einer Band, sondern viel mehr um der Atmosphäre willen.
Am Sonntag Morgen fragte man sich wo die hübschen, netten Wolken hin waren, die einem am Vortag noch so brav vor dem Sonnenbrand beschützt hatten. Egal, Sonnencreme und Brille geschnappt, in ein knappes Outfit geschlüpft (im Falle der meisten Damen) und raus in die strahlende Sonne. Schon um 11 Uhr lud BEYOND OBSESSION zum Feiern ein. Leider waren viele Besucher da noch mit Stylen oder ähnlichem beschäftigt und verpassten so die guten Auftritte von BEYOND OBSESSION, XOTOX, TÜSN und MANTUS.
Zu UNZUCHT hatte sich die Menge der 12000 Ticketinhaber dann aber versammelt und erfreuten sich an einem Schlagabtausch namhafter Bands. Die Wahl der Bühne viel zunehmend immer schwerer und wer am Samstag eines der begehrten „Honey-Tickets“ ergattert hatte, durfte am Sonntag auch die MS Rheinenergie nicht außer Acht lassen. Letztes Jahr schon stand das Projekt SONGWRITING INTERAVTIV C64 auf dem Plan, wurde allerdings Opfer des Sturms, der jede Outdoor Aktivität vereitelt hatte. Während der After-Show-Party auf dem Schiff wurde das Projekt letztendlich nachgeholt und dazu benötigte man eines der kostenlosen „Honey-Tickets“, da der Platz auf der MS Rheinenergie auf 1600 Besucher begrenzt war. SONGWRITING INTERAKTIV C64 war dabei wörtlich zu verstehen. DJ HONEY (WELLE:ERDBALL) wollte mit den Gästen gemeinsam einen neuen Song schreiben und diesen am Sonntag spielen. Obwohl auf der Party nicht viel geschafft/geschaffen wurde, stand am Sonntag WELLE:ERDBALL auf der Bühne des Schiffs und performte einen neuen Song inklusive Text, der in der voran gegangen Nacht entstanden war. Spontan fand sich der Titel “ STIRB MIR NICHT WEG“. Besonders passend, da beim Komponieren auch der Rechner verreckt war. Dass der Text abgelesen wurde, sei verziehen, schließlich durfte man noch nie zuvor einen so jungen Song live höre, der sich perfekt auf dem nächsten WELLE:ERDBALL (feat. AMPHI Publikum) machen würde.
Der Aufenthalt auf dem Schiff war eigentlich zu angenehm und gemütlich, um es so schnell wieder zu verlassen, doch am Tanzbrunnen und im Theater wartete noch große Acts darauf gesehen zu werden. Eigentlich war es für jede Bewegung viel zu warm. Dennoch konnte man beobachten wie die hart gesotteten Besucher SUICIDE COMMANDO ehrten, idem sie wild ihre Hüften zu den harten Beats schwangen. Draußen kam man in den Genuss von COVENANT, PROJECT PITCHFORK und EDITORS in die Atemlosigkeit getrieben zu werden, während nebenan im Theater L’AME IMMORTELLE, MOONSPELL und JOACHIM WITT spielten. Eine schwierige Entscheidung, bei der sich wahrscheinlich auch einige von dem Einlassstop im Theater am Vortag haben beeinflussen lassen. Es war wider erwarten kein Problem für die letzten Bands in das Theater zu kommen, dabei war auch dieser Ort angenehm klimatisiert und die Luftqualität war, dank der Personenbegrenzung, erstaunlich gut. Aber vielleicht dachten auch einige von JOACHIM WITT eine sehr statische, ein wenig träge Show geboten zu bekommen, wie sie am Samstag PETER HEPPNER gezeigt hatte.
Der gute Herr Witt ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Allem Anschein nach ist er aber auch nur auf dem Papier schon jenseits der 60, denn er powerte due ganze Zeit mit kräftiger Stimme und viel Bewegung durch. Seine Klassiker wie „DIE FLUT“ und der „GOLDENE REITER“ durften auch auf dem AMPHI FESTIVAL nicht fehlen. Viel zu schnell entließ „DER HERBERGSVATER“ seine Gäste und doe Livemusik endete für dieses Jahr.
Zusammengefasst war es ein wunderschönes Festival. Wieder am Tanzbrunnen gewesen zu sein, fühlte sich so an als würde man wieder nach Hause kommen. Natürlich ist auch zu Hause nicht alles perfekt und manches sollte verbessert werden (wie vielleicht die Absperrung des Geländes), aber die Atmosphäre ist vertraut und man hat sie lieben gelernt.
LIEBE VERANSTALTER, LIEBE CREW UND SECURITY. VIELEN DANK FÜR EIN TOLLES, FRIEDLICHES WOCHENENDE. BIS ZUM NÄCHSTEN JAHR BEIM WOCHENENDURLAUB IN DER „HEIMAT“.