Burgfolk Festival 2009

Bericht: Burgfolk Festival 2009 – Auf einen Met zwischen Folk und Rock

Burgfolk Festival 2009
Burgfolk Festival 2009

Sonniges Augustwetter, ein gemütlicher Schloß-Innenhof und ein restlos ausverkauftes Festival – kann dahinter etwas anderes als ein voller Erfolg für Fans und Veranstalter stecken? Das seit stolzen acht Jahren etablierte Burgfolk-Festival im Mülheimer Schloß Broich lockte am 22.08.2009 trotz limitierter Tickets unzählige Besucher an. Acht Bands sollten den Samstagnachmittag versüßen und das kleine Schloß an der Ruhr abermals (Castle Rock, wir berichteten) zur Pilgerstätte vieler Musikliebhaber machen.

Burgfolk Festival 2009
Burgfolk Festival 2009

Eine gesunde Mischung aus Folk und Rock, dem hat sich das Burgfolk Festival verschrieben. Und das diesjährige Programm traf dies wieder wunderbar: So gaben sich Reincarnatus, die Spielleute von Feuerschwanz, Rapalje sowie Rabenschrey die Ehre, auch Korpiklaani mit einem Akustik-Auftritt sowie Schelmish und zu guter Letzt Haggard sollten das Publikum begeistern.

Es war ein kleines Wunder, wie auf dem begrenzten Platz im Innenhof des Broicher Schlosses Merchandise-Stände, die Bühne und Stände für das leibliche Wohl der Besucher, die den Platz füllten, untergebracht werden konnte, ohne dass das Gedränge zu eng wurde. Ein freundliches Miteinander und eine gute Stimmung bereits am frühen Nachmittag prägte das Festival, das bereits um 13:00 mit Reincarnatus begann. Leider kämpfte sich unser angereistes Team zu der Zeit noch durch die Straßen des Ruhrpotts und verpasste daher diesen Auftritt.

Feuerschwanz - Burgfolk Festival 2009
Feuerschwanz - Burgfolk Festival 2009

Als nächstes betraten Feuerschwanz die Bühne – wer sie kennt, dürfte bereits das Grinsen kaum aus dem Gesicht kriegen. Eine Mischung aus Comedy und rockiger Mittelalter-Musik trifft im Sinn sogar sehr gut die eigentlichen Eigenschaften von Spielleuten des Mittelalters, und so formierte sich des Hauptmanns geiler Haufen zur Freude aller, die dieser Richtung etwas abgewinnen können. Mit „Met und Miezen“, zwei essentielle Lebensbestandteile, sorgen Feuerschwanz immer für eine gute Zeit, auch die Musik mitreißend und humoristisch. Wie sollte es auch anders sein, kommen sie doch aus Erlangen und wurden von J.B.O. inspiriert. So gaben sie unter anderem den Song „Verteidiger des wahren Mets“ in Anlehnung an einen ähnlich klingenden Hit besagter Band zum Besten, den das Publikum begeistert mit sang. Auch der „Drachentanz“ und das „Turnier“ sowie viele andere Hits der beiden Feuerschwanz-Alben wurden dargeboten. Ein besonderes Highlight für viele Fans war jedoch die Präsentation des Titelsongs zum kommenden Album „Metvernichter“ mit seiner sowohl äußerst geistreichen wie mitreißenden Lyrik, die den Besuchern zum Mitsingen eingeprägt wurde. „Wir sind der Haufen – Ihr seid der Haufen – Met! Metvernichter!“ sangen viele mit und gönnten sich dazu einen kühlen Met (der übrigens günstig zu erwerben war und vorzüglich schmeckte!).
Kaum eine Band hätte die Stimmung zur Mittagszeit derart anheizen können, und so stellte sich die Position der Band im Programm als gute organisatorische Maßnahme für Fans und Band dar, letztere lief man auf dem überschaubaren Gelände noch ab und an über den Weg.

Rapalje - Burgfolk Festival 2009
Rapalje - Burgfolk Festival 2009

Nach einem wirklich kurzen Umbau (oder war es eher ein Abbau der Feuerschwanz-Deko?) betraten auch schon die niederländischen Musiker Rapalje die Bühne mit der Ansage, die Zeit zu nutzen um besonders viele Lieder für ihr Publikum spielen zu können. Waschechte Folkmusik auf hohem Niveau erwartete die Besucher, und die erfahrene Band fühlte sich auf der Bühne mindestens genauso wohl wie die Zuschauer, die den teils ruhigen, teils fetzigen Melodien und Gesang lauschen durften. Das Trio Dieb, Maceál und William wurde dabei durch den Gastmusiker David meist mit dem Dudelsack begleitet und gab einschlägige Hits wie „Johnny Cope“, „Whiskey in the Jar“ und „Raggle Taggle Gypsy“ zum Besten.
Allen, die Folkmusik lieben und Rapalje noch nicht kennen, sei diese Band wärmstens empfohlen. Mit einer unglaublichen Charakter und Charme sowie einem sympathischen niederländischen Akzent bei den Ansagen (auf Deutsch, versteht sich) ist die Band mal ganz abgesehen von der ausgezeichneten musikalischen Leistung einfach umwerfend und jederzeit einen Auftritt wert. William überzeugt mit einer unglaublichen Stimmgewalt, Dieb ist ein sympathischer Schelm auf den Brettern die die Welt bedeuten und Maceál spielt einfach jedes Instrument – kurz gesagt, eine faszinierende Folkband, die einen faszinierenden Auftritt mit im Vergleich zu den anderen Bands urtümlicher Folkmusik geboten hat. Ein Beweis dafür, dass der Folk lebendiger und beliebter als sein Ruf ist.

Rabenschrey - Burgfolk Festival 2009
Rabenschrey - Burgfolk Festival 2009

Nun folgte mit Rabenschrey eine in der Mittelalter-Rock-Szene bekannte und etablierte Band, die durch Hits wie „Hey, wir sind Heiden“ jedem Besucher ein Begriff gewesen sein sollte. Nach einem Umbau und Soundcheck mit einigen Problemen kündigte Donar von Rabenschrey an, man möge den Rest während des Konzerts einstellen, sie wollen gerne etwas Musik machen – sehr zur Freude des wartenden Publikums. Auch die Ansage, dass er die Schweinegrippe habe, nahm man schmunzelnd hin und verzieh kaum auffallende, gesundheitlich bedingte Abstriche beim Gesang.
Ehrlich gesagt hatte ich bisher nur wenige Songs der Band gehört und habe besonders durch das „Templerschaf“, welches gemeinsam mit dem Publikum besungen wurde, eine ganz andere Vorstellung von Rabenschrey gehabt. Ein großer Fehler, wie sich bereits nach den ersten zwei Songs herausstellen sollte, denn mit rockigen E-Gitarrensound zerschmetterten sie meine Vorurteile sofort.
Eine großartige Live-Band, die grundsätzlich das Publikum zum Mitmachen animiert und nach fast jedem Song ein „Dankeschön / Bitteschön“ austauschen. Besonders seien „Walhalla“ und „Odin“ genannt, aber auch bei „Hey, wir sind Heiden“ waren die Besucher und Fans sehr engagiert, die Band gesanglich zu unterstützen.
Allseits bekannt und beliebt wurde auch der Hit „Tanze dir“ gefeiert, und durch seine offene und freundliche Art schaffte es Donar, den Auftritt von Rabenschrey für viele zum Besten des Tages zu machen. Immer wieder betonend, wie gerne man auf dem Burgfolk spiele, da Rabenschrey bereits vor 2 Jahren dort aufgetreten sei, schien er anfänglich von der Stimmung etwas enttäuscht, wusste dies aber durchaus zu ändern und verschwendete gerade mal geschätzte 15 Sekunden für die namentliche Vorstellung der Bandmitglieder (von denen man bei dem Sprechtempo nichts verstand). So konnte die Zeit für die Songs bis aufs Äußerste ausgereizt werden und sichtbar ungern verließ die Band die Bühne, da sie gerne noch einmal die Zeit gespielt hätte.

Korpiklaani - Burgfolk Festival 2009
Korpiklaani - Burgfolk Festival 2009

Korpiklaani betraten anschließend mit 20 Minuten Verspätung die Bühne. Angekündigt als Akustik-Gig passte der Stil bestimmt besser zur Folk-Schiene des Festivals, aber den meisten Besuchern, die nach Rabenschrey glühend heiß die nächste Band erwarteten, wäre der gewohnte Metal-Sound der Finnen lieber gewesen. Schade, denn so leerte sich der Innenhof des Schlosses zu Broich sehr und viele gesellten sich auf die Wiesen hinter dem Schloß oder kauften sich etwas zu Essen, um für die letzten zwei Bands gerüstet zu sein.

Schelmish - Burgfolk Festival 2009
Schelmish - Burgfolk Festival 2009

Über Schelmish kann man sich streiten. Die einen lieben sie, die anderen können mit ihnen nichts anfangen. Aber eins steht fest: alle, die sich auf die Band einlassen, haben bei den Konzerten jede Menge Spaß – so auch auf dem Burgfolk. „Wir sind fett, wir sind häßlich, wir sind Schelmisch“, und diesmal unvollzählig. Trotzdem schafften sie es, das Publikum mitzureißen. Ich habe mir den Auftritt aus etwas Entfernung beschaut, denn leider kommt mir die Show jedes Mal gleich vor und wird nach öfteren Besuchen der Schelmish-Auftritte recht langweilig, auch wenn mit „Ring of Fire“ jedes Mal ein geniales Mitmachstück zum Feiern animiert.

Haggard - Burgfolk Festival 2009
Haggard - Burgfolk Festival 2009

Als Headliner und letzte Band des Abends haben die Klassik-Death-Metaler von Haggard die Bühne betreten. Um 20:45 Uhr sollte die Band mit ihrem Konzert anfangen – doch der längste Soundcheck des Abends sollte erst beginnen. Diverse Soundprobleme und Koordinierungen mit dem Sound-Team haben Asis und sein Team dazu gezwungen mit dem Konzert zu warten. Aber das Publikum hat sich auch von dieser Wartezeit nicht abbringen lassen und schon beim Gesangscheck von Sängerin Su oder Asis wurde das Team gebührend gefeiert, auch wenn man merkte, dass sich die Reihen nach Schelmish sehr lichteten.

Haggard - Burgfolk Festival 2009
Asis von Haggard - Burgfolk Festival 2009

Endlich konnte es losgehen und das Intro „The Origin“ des aktuellen Albums Tales of Ithiria wurde eingespielt um mit dem ersten Song „Tales of Ithiria“ zu beginnen. Noch sichtlich angespannt hat der Einsatz von Fiffi seinem Tenor-Part – mit hinzukommender Sopran-Stimme von Su den begonnen Missmut um den Soundcheck vergessen lassen. Das was am Anfang etwas wirr begonnen hat wurde mit der Zeit ein immer besser werdendes Konzert und die anfänglichen Aussetzer der Technik, wo bei dem sehr hohen Gesang von Su die ganze linke Boxen-Hälfte ausgefallen war, waren schnell vergessen und die Stimmung auf dem Höhepunkt. Das Konzert, welches um 22:00 Uhr eigentlich zu Ende sein sollte, hat dann gegen c.a. 22:30 Uhr so langsam sein Ende gefunden wo viele Titel der letzten 3 Alben gespielt worden sind. Besondere Höhepunkte waren die Lieder Eppur Si Muove und Per Aspera Ad Astra welche von den Gästen des Burgfolk Festivals gebührend gefeiert wurden.

Haggard - Burgfolk Festival 2009
Su von Haggard - Burgfolk Festival 2009

Doch dann sollte das Konzert zu Ende gehen und die Band hat sich von dem tobenden Publikum verabschiedet und die Bühne verlassen. Nach einer Welle von Zugaberufen hat die Band die Bühne wieder betreten. Der Veranstalter hat trotz der stark überzogenen Zeit der Band weitere 15 Minuten gegeben, welche Asis und seine Leute sehr freudig und energisch aufgenommen haben. Weitere Lieder folgten um dann mit dem Hit-Song Awaking the Centuries das Konzert zu beenden. Bei diesem Titel hat die Band noch einmal alles gegeben denn die Spielfreude der Band war merklich anzuerkennen. Der Cello-Spieler war so in Euphorie das er von seinem Platz aufgestanden ist um mit der Band vorne in ordentlicher Headbanger Manier sein Können zu zeigen, was die Fans gebührend feierten. Die gesamte Band hat sich noch einmal von Ihrer besten Seite gezeigt und eine unvergessliche Stimmung erzeugt die ein wunderschönes Ende des Festivals einleiteten. Die Band hat sich noch kurz bei den Fans bedankt um dann letztendlich die Bühne zu verlassen.

Haggard - Burgfolk Festival 2009
Haggard - Burgfolk Festival 2009

Zur Überraschung der Band und der Fans ist der Veranstalter Michael Bohnes wahrlich zur Bühne gerannt und hat der Band noch einen weitere Titel erlaubt, die Euphorie scheint somit nicht nur bei den Fans angekommen zu sein. Als Asis darauf hin auf die Bühne gestiegen ist war seine Freude über eine solche Geste sehr groß und bedankte sich ausgiebig bei den Veranstaltern und dem Publikum und so durfte man noch bis 23:00 Uhr einen letzten Song Performen. Bei diesem Song sollte es sich um keinen Geringeren als The Final Victory handeln. Hier wurde das Publikum noch ein letztes mal dazu animiert mit zu singen und Fiffi hat dem Publikum vorerst die Refrain-Zeilen zu The Final Victory beigebracht.

The final victory
Has crushed the autumn silence
The final victory
Has crushed the autumn silence

Haggard - Burgfolk Festival 2009
Claudio von Haggard - Burgfolk Festival 2009

Was schon bei der Probe mit den Fans unglaublich gut klappte wurde nun wunderbar zelebriert und beim Refrain das gesamte Publikum mit eingebracht.

Zum Abschluss des Konzertes und Festivals haben sich Asis und sein Team noch einmal bei den Fans und der Organisation für das grandiose Publikum bedankt. Die Menge hat Haggard noch einmal euphorisch gefeiert bis man gemeinsam die Bühne verlassen hat und zufriedene Gäste sich an den Merchandise Ständen auslassen konnten.

Und so hat ein großartiges Festival so langsam die Pforten geschlossen.





gussiFazit: Eine eingespielte, professionelle Organisation, tolle Bands und ein bisschen Glück mit dem Wetter haben den Samstag zu einem unvergesslichen Spektakel gemacht. Das Burgfolk Festival sollte alljährlich bei allen Fans des Folk und Mittelalter-Rock als eines der wichtigsten Events ganz oben auf der Liste stehen, und wir können gewiss sein, dass sich daran so schnell nichts ändern wird.



BieberpelzFazit: Ob Amphi Festival oder das WithFullForce – auf keinem Festival war ich in diesem Jahr so angenehm überrascht wie auf dem Burgfolk. In einer wunderschönen aber überschaubaren Location waren die Atmosphäre, Stimmung, Mitmenschen, Preise, Angebote und vor allem die Bands super und der Spaß groß. Besonders als Riesen Fan der Band Haggard war das Line-Up für mich super aber auch andere Bands – die ich teilweise bisher nicht kannte – haben mich absolut überzeugt. Hier werde ich definitiv im nächsten Jahr – was glücklicher weise auf 2 Tage erweitert wird – wieder sein.


Bericht: Goswin „Gussi“ de Kruijff und Dennis „Bieberpelz“ Knoll

Fotos: Björn „Base4ever“ Werner

Und natürlich haben wir auch wieder eine große Bildergalerie vom Burgfolk Festival für Euch! Viel Spaß!

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