Black Autumn - Rivers of dead leaves

Black Autumn – Rivers of dead leaves (Review und Kritik)

Black Autumn - Rivers of dead leaves
Black Autumn - Rivers of dead leaves

Ophelia:

He is dead and gone, lady.

He is dead and gone;

At his head a grass-green turf,

At his heels a stone.





Depressiver Black Metal muss nicht immer nur von Selbstverstümmelung und Eigentötung handeln. Es muss nicht unbedingt immer die zehn Minuten Marke gesprengt, mit burzumesken Geschrei an den Nerven gezerrt oder durch Monotonie der ewige Schlaf herauf beschworen werden. Es geht auch anders, und dass einer der besten Vertreter dieses Genres aus Nordrhein-Westfalen kommt, wissen wohl immer noch die Wenigsten.

Michael Krall, seineszeichen alleiniger Kopf Black Autumns, was nicht nur Songwriting, sondern auch Fotografie und CD-Gestaltung betrifft, hat nach dem sehr gelungenem „Ecstasy, nightmare, doom“ mittlerweile sein zweites Album „Rivers of dead leaves“ veröffentlicht. Und sinnt man den im Titel genannten Fluß herbei, wird man als Hörer durch eben diesen gezogen, langsam und bedächtig, aber immer tiefer hinab bis auf den schlammigen algenbedeckten Grund.

Stand beim Vorgänger noch Baudelaire Pate bei einem der Texte, hat sich Herr Krall dieses mal Shakespeare angenommen und lässt den Grundtenor des Albums mit dem Wahnsinn und Tod der aus Hamlets bekannten Ophelia einstimmen. So entsteht eine Art Konzept-Album, dessen Zusammenhänge aber eher lose mit besagter Ophelia zu tun haben und dadurch auch auf anderer Ebene einen Sinn ergeben können.

Ophelia - John Everett Millais (1851/52)
Ophelia - John Everett Millais (1851/52)

Den Beginn macht das Titelstück „Rivers of dead leaves„, welches zunächst recht konventionell mit stark verzerrter E-Gitarre, schleppendem Drumming und gehaucht wirkenden Vocals beginnt. Die Marschrichtung wird sofort klar, Kälte und Einsamkeit spiegeln sich wieder und die richtige Stimmung entsteht sofort. Ein starker Beginn.

A darkness profound“ setzt den Vorgänger fort und lässt uns an netten Details, wie einem Vincent Price Sample oder die ein oder andere elektronische Spielerei teilhaben. Dies fügt sich dabei sehr passend in den Song ein und wirkt wirklich niemals störend, sonder einzig und allein Stimmungs unterstützend.

Industriell geht es dann auch weiter bei „Ashes„, nach einem kurzen Intro folgt wieder eine sehr bewegende Melodie. Das Bladerunner Sample leitet dann zur einzigen Textzeile „Wir stehen in Asche bis zum Herzen“ des Liedes ein und schneller, als man möchte ist auch dieser musikalische Tauchgang in die Fluten Ophelias Grabesstädte beendet.

Wir nähern uns langsam aber sicher dem Höhepunkt des Albums, man kann die Spannung förmlich knistern hören und mit „Oath“ steigt diese nur noch weiter. Überhaupt hat man das Gefühl, jedes der Stücke steigert sich immer mehr und so ist „Oath“ ein wirklich schöner depressiver Black Metal Song der den Hörer in das kalte Nass mitschleppt und ihn tief hinunter zieht. Es wird kein Entrinnen geben.

A 1000 years in the water„, ein Instrumental über das man kaum Worte verlieren braucht. Wer hier nicht in tiefe Melancholie verfällt ist entweder taub oder tot.

Michael Krall
Michael Krall

Man hört Ophelias Stimme aus der Vergangenheit, ihr Körper liegt nun vor den Augen des Betrachters, so schön wie nie zuvor. Man verliebt sich in „Ophelia“ schon nach kurzer Zeit. Wirkungsvoller kann man diese Musik kaum zelebrieren, ein wahrlich berauschendes Finale und leider auch schon das Ende von „Rivers of dead leaves„.

Das ist vielleicht auch der einzige Kritikpunkt, den ich angeben könnte. Das Album ist einerseits gut durchdacht und in seiner Länge perfekt, aber andererseits leider doch viel zu kurz, weil man einfach mehr hören möchte von Black Autumn. Und so wartet man sehnsüchtig auf das nächste Album oder taucht einfach erneut ab in Ophelias Welt.


Iskharian
Iskharian

Fazit:

Neben den vielen teilweise grottigen Auswüchsen des depressiven Black/Dark Metals findet man doch immer wieder ein Perle. Und „Rivers of dead leaves“ ist eine ganz große. Selten habe ich ein so rundes und stimmiges Album gehört, welches einen durchgehend auf hohem Niveau begeistern kann. Nicht unerwähnt darf dabei die stilvolle Aufmachung bleiben, welche mit beeindruckenden Fotos aufwarten kann. Ein rundum gelungenes Album.



Tracklist:

  1. Rivers of dead leaves
  2. A darkness profound
  3. Ashes
  4. Oath
  5. A 1000 years in the water
  6. Ophelia


( 8 / 10 )
( 8 / 10 )

Anspieltipps:

– Ophelia

– A 1000 years in the water

Erscheinungstermin:

bereits erschienen

http://www.wrecked-up.net/blackautumn/

http://www.myspace.com/blackautumn

About Iskharian

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