Brian „Head“ Welch – Rette mich vor mir selbst (Review & Buchkritik)

Brian "Head" Welch
Brian "Head" Welch

Brian Welch oder einfach nur Head war von der ersten Stunde bis vor einiger Zeit Gitarrist und Gründungsmitglied von KoRn, womit er seinen Kindheitstraum von einem Leben als Rockstar erfüllen konnte, denn er hatte sich ganz und gar der Musik verschrieben.
Umso mehr verblüffte er dann mit seinem plötzlichen Ausstieg aus der Band und seiner Konvertierung zum Christentum.
In „Rette mich vor mir selbst“ stellt Head nun ohne Vorbehalte, beeindruckend offen und ehrlich sein Leben dar und wie es letztendlich zu diesem unvermeidbaren Schritt gekommen ist.

Depression, Drogensucht, Wutausbrüche. Alles Zustände die Brians Leben zur Zeit mit KoRn sicherlich gut beschreiben, da sie sein tägliches Handeln bestimmten.
Dabei hatte alles relativ normal angefangen. Wie er im ersten Teil seines Buches beschreibt hatte er eine angenehme Kindheit, die er in Südkalifornien, Bakersfield erlebte.
Als Fan von KoRn fragt man sich nun, wie dieser Wandel zu Stande kam und ist überrascht, wie offen und durchaus selbstkritisch Head einem die Antwort darauf bietet.

Neben seinen Vorlieben für Horrorfilme und Alkoholexzessen in seiner Jugend, und seiner späteren unbändigen Speedabhängigkeit, die sich aus seiner Vorliebe für diverse andere Drogen bildete, nimmt er auch kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, zu erzählen, wie er in Zuständen von Depression und Paranoidität plant, mit seiner Frau ein letztes Mal zu schlafen und dann mit einem Skateboard auf sie einzuprügeln, da er ihr vorwirft, ihn zu hintergehen. Erst nachdem er seinen Plan in die Tat umgesetzt hat, kommt er schließlich wieder zu Sinnen.

Head: Aufnahme bei einem Konzert - unter Drogen und außer Kraft
Head: Aufnahme bei einem Konzert - unter Drogen und außer Kraft

Zustände, die sein Leben und die Hassliebe zu seiner Frau zu Zeiten von KoRn immer wieder bestimmten und für den Leser eindeutig schockierende Maßnahmen annehmen, jedoch macht genau dies den ersten Teil seiner Autobiographie aus.
Es ist beeindruckend wie Head hier Selbsttherapie betreibt und den Schritt geht, all das noch einmal Revue passieren zu lassen, womit er in heutigen Tagen abgeschlossen hat und eine Zeit in seinem Leben zu reflektieren, über die er größtenteils wenig Stolz ist.
Er hat viel Schmerz erfahren, gesteht sich jedoch ein, auch vielen Menschen Unrecht getan zu haben.

Für mich als ehemaliger Fan von
KoRn erübrigt sich damit die Frage nach der Notwendigkeit seines Ausstiegs. Ich kann mich noch erinnern, wie ich mir zum Beispiel das Album „Take A Look In The Mirror“ erstmals zu Gemüte geführt habe. Zu lesen, dass sich Brian noch nicht einmal mehr an die Aufnahmen im Studio zu der Platte erinnern kann, lässt einen nur noch mit dem Kopf schütteln.
So hatte er sich seinen Kindheitstraum nicht vorgestellt. Der Ruhm, das Geld. Nichts davon konnte ihn glücklich machen. Der Ausstieg aus diesem Teufelskreis aus Drogen und Depression hatte er jedoch nie geschafft. Genauso wie es ihm schwer fiel sich von seinen Freunden von KoRn zu trennen, wobei dies der einzige Weg für ihn war ein neues Leben zu beginnen.

Im Zweiten Teil des Buches erfährt man dann, dass er allein mit der Hilfe von Gott wieder auf den rechten Weg gelangte.


Head - Taufe im Jordan
Head: Taufe im Jordan

Der Ausstieg aus KoRn, das Loslassen von den Drogen, Alkohol, Pornographie. Auf der einen Seite ist es ziemlich beeindruckend etwas über die Entwicklung zu einem gottesfürchtigen Christen zu erfahren und wie dies letztendlich sein Leben gerettet hat, jedoch muss ich zugeben, dass mir vieles auch sehr weltfremd vorkommt.
In kürzester Zeit fängt Head an den verschiedensten christlichen Gemeinden beizutreten, den Glauben auf unterschiedlichste Weise zu praktizieren, die Bibel für sich zu interpretieren und in allem ein Zeichen Gottes zu erkennen. Es fällt schwer ihn letztendlich nicht auch ein wenig für einen Fanatiker zu halten. Zumindest mir kam die ein oder andere Stelle dann doch etwas übertrieben daher. Auch wenn es natürlich eine Autobiographie ist und dies nunmal seinen Lebenswandel beschreibt ist vieles in meinen Augen nicht unbedingt unglaubwürdig aber doch sehr überraschend.

Neben dieser Skepsis sollte man jedoch froh sein, dass es ihm inzwischen gut geht und er der Musik trotzdem treu geblieben ist, bzw. dass Gott ihm gesagt hat er soll in seiner Musik weiterhin kreativ bleiben.

Torsten "MetzCore" NoffzFazit: In erster Linie finde ich es bemerkenswert, wie offen Brian dieses Werk gestaltet. Während sich andere Rockstars mit exzessiven Partys noch rühmen, zeigt er uns, wie man trotz Ruhm und Geld ganz unten ankommen kann. Sein anschließender Neuanfang mit der Hilfe Gottes und seinem gewonnenen Glauben stimmt mich zum Ende hin in vielen Punkten stutzig, überrascht aber dennoch mit seiner Auswirkung.
Wer als Fan von KoRn mehr über Brian Welchs Leben und seinen Ausstieg erfahren möchte oder Interesse an seinem Lebenswandel gefunden hat wird hier auf jeden Fall ein bemerkenswertes Buch in den Händen halten. Dass man es bei „Rette mich vor mir selbst“ mit dem Korrekturlesen nicht so ernst genommen hat, lässt sich da sicherlich verschmerzen.

Format:
Gebundene Ausgabe (208 Seiten)

Verlag:
I.P.Verlag Jeske/Mader

ISBN:
978-3931624583

Homepage:
http://www.brianheadwelch.net/

(7,5/10)
(7,5/10)


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