Es war Freitag. Endlich Wochenende, aber nicht irgendein Wochenende. Der Kalender zeigte den 14. August, daneben den Eintrag Burgfolk Festival, in Vorfreude mit einem lachenden Smiley verziert. Noch schnell die Arbeit hinter sich gebracht und fis zum Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr gereist, denn pünktlich um 17:30 Uhr ertönten die Klänge der Eröffnungsband Circle J. .
Die niederländische Band performte ihr „Weekend – Warriors“ Programm vor einen halb vollem Burghof, der sich im Verlauf des Auftritts noch gut
füllte. Vom „Folk Punk“ ging es über zu elektrischen Mittelalter-Rock, dar geboten von der Band Heimataerde. Die Herren lieferten eine großartige Show ab, in die das Publikum mit einbezogen wurde, was für einige in den ersten Reihen (kunst- ) blutig endete.
Zum größten Teil instrumental begeisterte die folgende Band die Besucher . Celtica rockte das Schloss. „Heiß“ lautete wohl das treffenste Wort, um deren Auftritt zu beschreiben. Die Sounds ließen kein Bein stillstehen und wem das noch nicht reichte, konnte sich vor der Bühne an den Flammen wärmen, die anmutig aus den beiden Dudelsäcken und dem Gitarrenhals züngelten. Obwohl Celtica ihre Spielzeit eh schon um satte 8 Minute überzog, bekam das Publikum nicht genug von ihnen. Doch die gefordete Zugabe war leider nicht drin, Tanzwut stand bereits in den Startlöchern und forderte ihrerseits die Aufmerksamkeit der Feiernden. Masken zum Song „Spiegelkabinette“ und ein Galgen, an dem Wirbelsäulen passend zum Lied „Rückratreisser“ aufgeknüpft wurden, untersützten die lebhafte Bühnenshow der Band, die von etlichen Besuchern kaum wahrgenommen wurde- sie waren viel zu beschäftigt damit zu den Sounds einen ausdauernden Moshpit zu zelebrieren. Pünktlicher Feierabend um 22 Uhr? Nicht mit Tanzwut! Um 10 nach 22 Uhr verließen sie zwar die Bühne und der Abbau wollte seine Arbeit aufnehmen, doch die Bandmitglieder wurden von lauten Zugabeschreien auf die Bühne zurück gezogen und gaben abschließend noch „Hymnus Cerberi“ zum Besten.
„Hey boys come on and fight with us, we are The O´Reillys and the Paddyhats!“ (Song „Paddyhats“), so stellte sich die erste Band am Samstag vor und versetzte die Besucher sofort zurück in die grandiose Feierlaune vom Vortag. Viel zu schnell wurde der Irish Folk Punk von Punch´n´Judy mit deren Crossover Folk abgelöst. Dieser Tag versprach alle Muskeln der Besucher an ihre Grenzen zu bringen, still stehen wollte hier niemand. Eine kleine Auszeit zum Entspannen gönnte man sich erst während den ruhigeren Klängen von Die Kammer. Begleitet von einem klassischen Quartette und Schlagzeug entlockten die beiden Sänger Marcus Testory und Matthias Ambré ihren Gitarren Harmonien im perfekten Einklang.
Mit einem frischen, kalten Bier in der Hand konnte es dann weiter gehen. Feucht fröhlich und mit gute- Laune- Sounds holte die Freibeutermeute von Vroudenspil das Publikum aus der Pause zurück. Genau wie bei Die Kammer befanden sich sieben Personen auf der Bühne. Doch im Gegensatz zur klassisch angeordneten Vorband wirkte die Bühne nun fast überfüllt. Chaotisch und bewegungsreich nahm man mit „Störtebecker“ „Kurs auf´s Leben“. Ein im Ganzen gelungener Auftritt sorgte für ausgelassene, laute Partystimmung im Volk zu Schloss Broich und bereitete es optimal auf Feuerschwanz vor. Imaginär verwandelte sich das Bier in edlen Met und wieder zurück als Besucherin Mia auf die Bühne geholt wurde, deren „Herz im
Sturm“ zu erobern war. Mia klingt fast wie Pia, und das wiederum fast (und mit viel gutem Willen) wie Bier. An gerade dem mangelte es übrigens auf der Bühne. Aber auch das Problem ließ sich leicht beheben, dem Publikum sei Dank. Denn, wer es tatsächlich schaffen sollte im der Masse falsch zu singen und dabei aufzufallen, läuft Gefahr hinter die Bühne verschleppt zu werden, wo Mieze den jungen Mann in einen halbnackten Matrosen verwandelte, der in einem Gummiboot das Meer aus Händen zum Bierstand überqueren musste und auf diesen Weg den Notstand behob.
Während der Umbaupause für Omnia musste sich das Wetter wohl gedacht haben, dass es sich der Stimmung anpassen muss, nur leider verstand es den Ausdruck „feucht fröhlich“ falsch. Das Wetter nahm es wörtlich und es goss wie aus Eimern auf das Publikum herab. Ließ man sich dadurch davon abhalten zu Omnia zu tanzen? Fehlanzeige! Wurden halt die Regenjacken und Schirme ausgepackt, die in weiser Voraussicht ein Plätzchen im Gespäck gefunden hatten. Manch böse Zunge schreibt den Klängen von Didgeridoos, und damit einhergehend auch dem Pagan- Folk der niederländischen Band, eine Regen begünstigende Wirkung zu. In diesem Fall könnte man allerdings das Gegenteil behaupten oder es einem mystischen „Antiregentanz“ des Publikums zuschreiben. Egal warum, wichtig war, dass der Wolkenbruch nicht lange andauerte und die Besucher danach den Rest des Festivals ohne weitere oder anhaltende Ergüsse des Himmels erleben durften.
Der Headliner des Abends polarisierte die Gemüter. Entweder man liebte Russkaja oder man ging stiften und träumte schon früher vom Burgfolk Festival 2016.Die Meinung von etwa 95% der Besucher war eindeutig zu erkennen: Sie liebten die rockigen Sounds kombiniert mit typisch russischen Polkaelementen. Getreu dem Namen des neuen Albums „Peace, Love & Russian Roll“ moshte das Publikum friedlich, wenn es nicht gerade gröhlend um ein imaginäres Landwirtschaftsgerät zu dem Song „Psycho Traktor“ herum tanzte.
So endete ein rund um gelungenes Festival, eine zweitägige, große Party mit vielen Freunden und Bekannten, die sich schworen im kommenden Jahr zurück zu kehren und sich erneut vom Burgherrn und seinen Festivals verzaubern zu lassen.
Vielen Dank an alle, die das ermöglichen!