Burzum - Fallen
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Burzum – Fallen (Review und Kritik)

Burzum - Fallen
Burzum - Fallen

Ein Knast-Aufenthalt scheint kreativ zu machen. Sechzehn lange Jahre saß Varg Vikernes, die dunkle Kultfigur des Black Metal, hinter schwedischen (norwegischen) Gardinen. Allem Anschein nach hat er diese Zeit genutzt – und zwar für neue Ideen was die Musik seines Projektes Burzum betrifft. Nicht einmal ein Jahr nach der unglaublichen Rückkehr des Counts mit dem 2010er Überraschungsalbum „Belus“ steht mit „Fallen“ schon das nächste seiner Werke in den Startlöchern. Und so viel sei schon einmal verraten – es ist alles andere als eine Scheibe die von früheren Erfolgen lebt.

Blickt man auf die kurze Zeitspanne zwischen „Belus“ und „Fallen“ zurück, erscheint es beinahe lächerlich, dass nun schon ein ebenbürtiger Nachfolger erscheinen kann. „Count Gryshnakh ist nach seinem längeren Gefängnisaufenthalt arm wie die Mäuse in den Bauwerken die er früher so gerne angezündet hat“ kommt es mir in den Kopf. Und Geld lässt sich mit dem berühmt-berüchtigten Namen Burzum nun einmal definitiv machen. Liegt da nicht der Vedacht nahe, dass die Veröffentlichungsflut einen kommerziellen Hintergrund hat? Nicht wenn man bedenkt, dass Varg einer langen Zeit beraubt wurde seine Kreativität auszuleben. Und so bemerkt man schnell nach dem kurzen Flüster-intro „Fra Verdenstreet“, dass jeder Zweifel an Herrn Vikernes‘ musikalischem Schaffen vollkommen unberechtigt war.

Varg Vikernes
Varg Vikernes in Kürze mit einem Interview auf Schwarze-News.de

Schon „Jeg Faller“ lässt aufhorchen, und verwirrt drein schauen. Hat man die richtige CD eingelegt? Instrumental ist es unverkennbar Burzum. Fast schon naiv simpel klingender Sound, eine gewaltige Portion 90er Jahre Charme aber ein klar gesungener Refrain? Wäre man der norwegischen Sprache mächtig – man verstünde jedes Wort. Kein typisches gekreische, eher flüster-Passagen. Diesen Weg hatte er zwar schon auf „Belus“ eingeschlagen, hier aber definitiv noch ausgebaut. Varg klingt harsch und gleichzeitig wie der alte Mann, den die lange Inhaftierung aus ihm gemacht hat. Das ganze tönt unerwartet – funktioniert aber überraschend gut. Und gerade wenn man denkt, dieser Track steckt das komplette „Belus“ Album locker in die Tasche serviert der Count einem mit „Valen“ den definitiv besten Burzum Track seit dem legendären „Filosofem.“

Hier stimmt einfach alles – sägende Riffs paaren sich mit einer hypnotischen Stimme, die ich auch nach stundenlanger Ruhe nicht so schnell wieder aus dem Kopf bekommen habe. Das über neun minütige Lied verfügt über alles was man von einem Metal Stück hören möchte – eine fesselnde Atmosphäre ohne dabei zu weich zu klingen. Varg hat nichts verlernt und weiß die Hörer süchtig nach seiner Musik zu machen.

Müsste man dann annehmen, spätestens nun sei das Pulver verschossen und der Rest der Platte kann bei nur noch drei weiteren Stücken lediglich vor sich hindümpeln, hat man sich erneut getäuscht. Überraschenderweise behält der Norweger über die Länge des kompletten Albums den eingängig gewählten Weg bei. Auch das folgende „Vanvidd“ punktet besonders durch den merkwürdig ruhig im Hintergrund gehaltenen Refrain. Der Titel bedeutet im deutschen „Wahnsinn“ und wenn man sich mal die „Mühe“ macht den Google-Translator anzuwerfen, bemerkt man schnell, dass sich auch textlich bei Burzum nicht viel verändert hat. Nach wie vor melancholisch, passend zur musikalischen Untermalung – nach wie vor nicht für jeden so einfach zu erschließen oder nachzuvollziehen. Ähnlich verhält es sich auch noch bei den folgenden Stücken „Enhver til Sitt“ und „Budstikken“ bevor man mit einem etwas merkwürdigen Outro die dunkle Welt aus Wahnsinn und Melancholie, die Herr Vikernes hier erschaffen hat, wieder verlässt. Tatsächlich klingt „Til Hel og Tilbake Igjen“ als ob ein Kindergartenkind auf einer Blechdose herumtrommelt. Das tut der Atmosphäre aber nicht einmal einen Abbruch, sondern zeigt ein weiteres mal dass gerade ein wirklich verwirrter Geist in der Lage ist Meilensteine der Black Metal Geschichte zu schreiben.

Tobias "Zigeunerjunge" Geers

Fazit: Nehmen wir einfach mal an, ich hätte zu „Belus“ nicht gesagt es habe die Höchstpunktzahl verdient sondern „lediglich“ neun Punkte. Ich weiß nicht mehr was ich von diesem Mann erwarten soll – ich hatte wieder einmal damit gerechnet, dass man Burzum nach so kurzer Zeit abhaken kann. Und wieder einmal wurde ich eines besseren belehrt – „Fallen“ ist das beste Werk des Norwegers seit „Filosofem“ und alleine für Valen heimst diese Scheibe schon mehr Punkte ein als der Vorgänger. Ich kenne keine andere heutige Band (besonders nicht aus Norwegen), die den Black Metal der 1990er Jahre heute noch so spielt und lebt wie dieser Mann. Ein letztes verbliebenes Urgestein fernab von heutigen Maßstäben und 10 Punkte mehr als Wert. Ich freue mich schon auf mein Interview mit ihm, dass ihr in Kürze hier auf Schwarze-News nachlesen könnt.

Dennis "Bieberpelz" Knoll
Dennis "Bieberpelz" Knoll

Unerwartet gut: Wer hätte damals daran gedacht, das Vikernes nach einer so langen Schaffenspause musikalisch wieder zu sich finden wird. Nach diverse Eskapaden, Schlagzeilen und Gefängnisaufenthalt waren die Spekulationen um die wohl umstrittenste Person des Black Metal groß und haben nach Jahren nicht abgeschwächt. Das Burzum es aber schafft den alten Charme der 90er in ein modernes Sound-Gewand zu präsentieren, hat er schon mit Belus mehr als würdig bewiesen. Sollte man meinen das nun erst einmal ein wenig Ruhe einkehrt, da kommt schon Fallen daher und präsentiert sich noch mächtiger, noch besser und kontroverser als der Vorgänger es getan hat. So hat man das Gefühl das diese Platte weitaus weltoffener klingt, als es in der Vergangenheit der Fall war. Es klingt Burzum-Typisch und doch so anders. Es klingt Melancholisch wie die alten Werke, hat dennoch eine angenehme Frische zu bieten.

War auf der Belus noch „Kaimadalthas‘ Nedstigning“ mein favorisiertes Werk – so trifft „Jeg Faller“ voll ins schwarze und zieht mich in seinen hypothetischen Bann.

Und am Ende lehnt man sich zurück, schließt die Augen und genießt ein weiteres Meisterwerk der Musik-Geschichte. Somit schließe ich mich der Punkt-Zahl des Rezensenten an. Volle Punktzahl.

Titelliste von „Fallen:“

  1. Fra Verdenstreet
  2. Jeg Faller
  3. Valen
  4. Vanvidd
  5. Enhver til Sitt
  6. Budstikken
  7. Til Hel og Tilbake Igjen

(10 / 10)
(10 / 10)

Anspieltips:
„Valen!“ aber eigentlich ist jeder Song der Scheibe hörenswert.

Erscheinungstermin:
07.03.2011

http://www.burzum.org/

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