Varg Vikernes

Burzum – Meinungen der Redaktion zu „Belus“

Varg Vikernes

Nichts spaltet die Fans norwegischen Black Metals so sehr, als die Frage nach der Bewertung des Schaffens Varg Vikernes‘ sowohl in musikalischer, als auch in ideologischer Hinsicht. Denn man kann es drehen und wenden wie man möchte, das eine muss mit dem anderen betrachtet werden, auch wenn man sich noch so dagegen sperrt. Vikernes Taten sind nach norwegischen Landesrecht verurteilt und seine Strafe, ob gerecht oder nicht, hat er mittlerweile abgesessen. Als freie Person gilt er aber dennoch nicht, denn zum einen sind für ihn hohe Gerichtsauflagen zu erfüllen, zum anderen stehen immer noch diverse Racheschwüre im Raum, die den gewaltsamen Tod Vargs forderten.

In dieser, unserer,  Zeit in der Varg vor allem mit seinen Äußerungen zur Rassenfrage der Menschheit für vielerlei Unmut sorgte, erschien nun „Belus„, welches ursprünglich noch mit „The white god“ betitelt war, was wohl durch den unsinnigen Aufschrei, weiß wäre ja bei Varg logischerweise mit „Nazi“ gleichzusetzen, noch über den Haufen geworfen wurde, als erstes Metal-Album seit 16 Jahren aus der Feder Vikernes‚. Ob es den Ruhm vorheriger Veröffentlichungen wie den Kultalben „Filosofem“ oder „Hvis lyset tar oss“ erreichen wird, bleibt fraglich und wird die Zukunft zeigen. Wie wir feststellen konnten, bewertet eben jeder das Schaffen Vargs anders und so ist es nicht verwunderlich, dass auch in der Redaktion die Meinungen zu „Belus“ etwas auseinandergehen. Eine objektive Haltung gegenüber Varg Vikernes‘ Schaffen ist eben aufgrund seiner Geschichte und seines Einflusses auf die Szene kaum möglich, sei es durch den Umstand, wie man seiner Musik generell gegenüber steht, oder der Problematik seiner Ansichten, welche er in die Musik Burzums jedoch niemals einfließen ließ. Da „Belus“ nicht ignoriert werden kann und darf, geben wir als Redaktion uns Mühe zumindest ansatzweise objektiv das Werk vorzustellen und euch unsere Meinungen nicht als übliches Review, sondern als Sammlung unserer Ansichten zu „Belus“ zur Verfügung zu stellen.


War das zu erwarten? Varg hat es tatsächlich geschafft und liefert nach 16 Jahren das geschlossenste Metal (!) Album seiner Laufbahn ab. Kein abdriften in langatmige Ambientpassagen, wirklich ausschließlich Metal der norwegischen Prägung Anfang bis Mitte der 90er. Warum ich nicht Black Metal schreibe? Ganz einfach, da Varg für mich weder ideologisch noch musikalisch zum Black Metal, wie man ihn heute hört, gehören kann. Burzum lassen wie keine andere Band ein Lebensgefühl entstehen, ein Gefühl zwischen Macht, Erhabenheit, Melancholie, wilder Entschlossenheit und tiefster Verehrung für die Natur. Und dieses Gefühl, welches Varg bisher nur bruchstückhaft auf jedem Album zum Ausdruck brachte, erschafft er nun auf ganzer Albumlänge. War ich zunächst skeptisch, ob es Burzum gelingen würde den Geist und vor allem den Sound dieser Zeit ins neue Jahrtausend zu transportieren, würde ich nach jetzt mittlerweilen vielen, vielen Durchläufen sagen, dass Varg es geschafft hat, seinem ureigenen Stil treu zu bleiben, ihn jedoch mit neuen Elementen zu verfeinern. Gut, Burzum mögen keine Revolution auslösen wie noch damals, doch als nostalgisches, fast schon naives Album kann „Belus“ mich voll überzeugen.


Eins muss man Burzum lassen: An Promotion hat es sicher nicht gefehlt, auch wenn das Erscheinen von „Belus“ nach so langer Zeit gewiss für genug Furore sorgte. Jedoch bereits vor einem Jahr mischte sich die Information über Vikernes Freilassung in die Nachrichten, mit der angekündigten Verfilmung von „Lords of Chaos“ und Vargs Darsteller-Diskussion schaukelte man den Hype weiter auf und spätestens im Spätherbst 2009 wurde der Release von „Belus“ selbst vom uninteressiertesten Metalcore-Hörer brennend erwartet. Burzum goes Mainstream?
Davon einmal abgesehen, bringt Burzum tatsächlich ein solide produziertes Album. Doch schon beim Hören der ersten Samples fiel auf, dass sich im Vergleich zu den alten Scheiben die Songs qualitativ viel zu rein, viel zu sauber anhören (besonders bei „Sverddans“ nimmt das einen Großteil der Stimmung). Burzum schafft es weiterhin, Atmosphäre zu erzeugen und schafft mit „Glemselens Elv“ und „Morgenroede“ zwei derart stimmungsgeladene Songs, die mich sofort von „Belus“ überzeugt haben.
Leider bleibt es bei diesem Werk bei einer soliden Leistung, wirklich umwerfend oder revolutionär kann ich es beim besten Willen nicht nennen. Daher stimme ich mit meinen Kollegen nicht überein und tendiere eher zu 7/10 Punkten, wenn ich eine Wertung geben müsste.


„The king has returned“ – überall war schon lange im Vorfeld eine Einigkeit unter den Fans zu lesen wie man es selten erlebt hatte. Ich muss zugeben nach 16 Jahren Gefängnis und seiner zeitweiligen „Abwendung“ vom Black Metal hatte ich mit vielem gerechnet – am meisten damit das mit einem neuen Album eine weitere Legende stirbt, aber nicht mit einem Album das auch nach wiederholtem Hören einfach nicht langweilig wird. Ich liebe so ziemlich jede Sekunde dieses düsteren und doch einfachen Meisterwerkes. Mit Stücken wie „Kaimadalthas‘ nedstigning“ und „Sverddans“ knüpft Varg nach so langer Zeit nahtlos an meine bisherigen Lieblingsalben „Burzum“ und „Det som engang var“ an und beweist eindrucksvoll, dass er auch heute noch den Black Metal der 90er leben und spielen kann. Eine Höchstpunktzahl für „Belus“ ist nicht nur gerechtfertigt sondern nahezu unvermeidlich. Wer Burzum in den Anfangstagen mochte wird dieses Album lieben.

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