CD Review 8 Foot Sativa – „The Shadow Masters“

Ach ja, Auenland. Saftige Gräser, weite Landschaften, nette Leute. Und in Bree spielen im tänzelnden Pony 8 Foot Sativa mit dem akkustischen Äquivalent eines Balrogs auf.
Moment, stopp. Irgendwas stimmt hier nicht! Ich hätte die Therapie nicht abbrechen sollen…

Ok, woran denkt man, wenn man Neuseeland hört? Richtig. Schafe, grüne Wiesen, Schafe, Herr der Ringe, Schafe, eine funktionierende Umweltpolitik und hab ich schon Schafe erwähnt?

Musikalisch hatte jedenfalls ich Neuseeland bisher nur durch Pegasus mitte der 90er aufm Schirm, die damals mit „Wings of Steel“ in der deutschen Power Metalszene aufschlugen. Dass uns – oder zumindest mir – hierzulande da wohl echte Perlen entgehen, beweisen 8 Foot Sativa aufs Eindringlichste. Anders als der Name vermuten lässt, handelt es sich nicht um Stoner Rock, sondern um feinsten Thrash/ Death Metal der Kathegorie Knüppel-aus-dem-Sack. Alter Schwede äh Neuseeländer, geht das nach vorne!

Zum Zeitpunkt, da ich diese Zeilen schreibe, höre ich The Shadow Masters nun schon das 4te mal und ich feier die Scheibe immernoch ab! So sollte moderner Metal sein: auf den Punkt gebracht, aus einem Guss, hart, und mit einem atemberaubenden Drive! Klar haben auch die Jungs das Rad nicht neu erfunden und so kommen manchmal Erinnerungen an Arch Enemy, Hypocrisy, Amon Amarth (upps, schon wieder Herr der Ringe), Carcass und andere wohlvertraute Heronen dieses Gernres auf. Das ist jetzt allerdings unbedingt positiv zu verstehen und meinerseits als Qualitätssiegel gemeint!

Die Produktion ist sehr sauber und aufgeräumt, kein Instrument wirkt übermäßig dominant und sollte da etwas aus Unvermögen nachbearbeitet worden sein, kann ich es nicht hören; was sowohl für die handwerkliche Güte der Musiker, als auch das Geschick der Studiomannschaft und das Gespür des Produzenten Clint Murphy spricht. Allerdings darf man auch einiges erwarten, wenn die Produktion des Silberlings nach eigenen Angaben 8 Jahre (!) in Anspruch genommen hat. Gut, dass es länger und gleichzeitig deutlich schlechter geht, beweisen genug andere Alben prominenterer Bands…

Kommen wir zu den Songs im Einzelnen:

As it burns
Der Opener macht direkt klar, wohin die Reise geht: nach Mordor!!! Stopp, wieder im falschen Film…
Kompromisslos geht direkt das Fratzengeballer los mit schnellen Doublebass Passagen, geilen staccato Riffs und einem fett dröhnenden Bass. Sattes Shouting rundet das Gesamtpaket ab. Der Mittelpart geht etwas vom Gas zugunsten eines Grooves, bei dem man die Murmel einfach nicht still auf den Schultern lassen kann.

The Shadow Masters
Der Titeltrack rollt mit der gleichen Macht auf einen zu, wie sie für das gesamte Album kennzeichnend ist. Der Pre Chorus und Chorus haben absolutes Suchtpotenzial. Das Riffing treibt einem ein debil-diabolisches Grinsen ins Gesicht und spätestens da hatten die Jungs mich als Fan gewonnen! Hier drängt sich der Carcass-Vergleich auf: groovig, melodiös und gleichzeitig voll auf die Fresse. Geil!

Summoned to Rise
Wo wir von Vergleichen sprachen: Summoned to Rise hätte genauso gut auf einem Hypocrisy Album platz finden können. Sogar die Vocals erinnern bisweilen an den Herrn der tausend Augenringe Peter Tetgrän (jaja, ich schmeiß gleich n 5er in die Wortspielkasse). Fett, atmosphärisch, hart.

Feeding the Weak
Der vierte Song begrüßt den geneigten Hörer direkt mal, indem man ne schöne Doublebass Attacke um die Ohren gepfeffert bekommt. Shouting Passagen lösen sich mit melodiös Gesungenem ab. Insgesamt sind die Jungs bei Feeding the Weak im Mittelpart etwas vom Gas gegangen, was der ganzen Sache eine gewisse Schwere verleiht und einen angenehmen Kontrast zu den schnellen Passagen des Songs darstellt.

Never Abide
Melodiös, schnell und ein packendes Riffing. Metalherz, was willst Du mehr!? Man kennt es ja, das bei manchen Bands die Alben anfangen, in der Mitte zu schwächeln, weil sich gewisse Trademarks zu wiederholen beginnen. 8FS schaffen es, die Spannung und das Niveau zu halten. Never Abide ist da sehr gelungen. Kurz, hart, gut!

Anatomie of Hate
Auch hier komme ich nicht um einen – positiv gemeinten – Hypocrisy Vergleich herum. Wie die Drums und die Gitarren hier besonders im Chorus umeinander herum spielen, ist einfach grandios. Das macht Anatomie of Hate sehr atmosphärisch, bedrohlich bei gleichzeitig rasantem Tempo. Kenn ich so sonst nur ausm hohen Norden Europas.

Visions of Red
Würde Justin Niessen – der seinem Nick „Jackhammer“ das gesamte Album über alle Ehre macht – hier nicht shouten sondern grunzen, könnte diese Nummer auch von unser aller Lieblingswikingern Amon Amarth kommen. Abwechslungsreich, auch hier wechseln sich melodiöse und rein harte Parts ab und enden in einem herrlichen Thrash Crescendo!

Back to Barebone
Bleiben wir nordisch. Vom ersten Hören an zwängt sich dem geneigten Hörer der Vergleich mit „Runes to my Memory“ auf. Back to Barebone geht genauso nach vorne und nimmt den Hörer mit, egal wo der vorher stand! Zusammen mit The Shadow Masters meine zwei unbedingten Lieblingssongs des Albums und absoluten Anspieltipps!

West As
Einer Diesellok gleich rollt dieser groovige Midtempo stampfer auf einen zu, nur um zum Chorus wieder Fahrt aufzunehmen und alles weg zu rocken, was da so rumsteht. Wem das Album bis hierhin nicht gefallen hat, dem ist wirklich nicht zu helfen!

The second Chance
Das große Finale des Albums. Und ganz genauso geht der Schwermetall 5er da auch dran. Hier wird nochmal alles ausgepackt, was The Shadow Masters zu diesem absolut genialen Album macht. Die Nummer geht nach vorne, ohne Rücksicht, was da noch so im Weg stehen könnte. Melodisch, ultraschnell und gnadenlos. Nachdem der letzte Ton verklungen ist, bleibt einem nur noch ein „uff, wow“. Das breite Grinsen wird man auch noch tags darauf nicht los, soviel kann ich Euch versprechen!

Fazit:
Um es kurz zu machen. Ich kann hier nicht von einer Kaufempfehlung sprechen. KaufPFLICHT trifft es da schon eher. Wenn ich drei Pommesgabeln in die Luft recken könnte für die Jungs, ich würde es tun!
Wenn sie live das halten, was sie auf The Shadow Masters versprechen, haben sie das Potential, den Thrash Olymp zu erobern und können mit vollsten Recht in einem Atemzug mit den oben genannten Bands aufgezählt werden. Ich kanns kaum erwarten, die Jungs ne Bühne entern zu sehen.
Jedenfalls ist das mein Metal Album des Jahres! Auf einer Skala von 1 – 10 geb ich die vollen 10!

 

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Hier gibts das Album

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