CD-Rezension: Andyra „Magie der Fantasie“

Mit Magie der Fantasie liefert die Band um die Sängerin Bettina Kiegler ein gelungenes Debut mit eindeutiger Gefahr auf Ohrwurmbefall.

 

andyra

Doch fangen wir mal ganz vorne an: Bettina Kiegler ist sicher zurecht das Aushängeschild der Band. Sie singt auf technisch höchstem Niveau und bekommt auch schwierige melodische Elemente mit einer Leichtigkeit in den Griff, die mir als ehemaligem Chorleiter einfach Freude macht. Zusammen mit Zhang Yun Hao ist sie auch Komponistin des Albums, das mit ausnahmslos hochkarätigen Musikern besetzt ist. Dabei sind besonders Dóra Àrpàs an der Querflöte zu erwähnen, der mit einem wundervoll weichen Ansatz punktgenau interpretiert und Peter Brezina an der E-Gitarre. Letzterer wirkt beim ersten Hören etwas fehl am Platze, denn sein rockiges High-Gain-verzerrtes Solo-Spiel scheint nicht so recht in eine Musik zu passen, die sonst eher ohne Ecken und Kanten die träumerische Schiene bedienen will (und dies auch tut). Ein Eindruck der sich relativiert, wenn man sich erst einmal an diese ungewöhnliche Konstellation gewöhnt hat. Die E-Gitarre fügt sich tatsächlich sehr gut ins Gesamtbild ein und bringt mit ihrer Kernigkeit etwas Leben in die Bude, so dass die Band nicht Gefahr läuft, in kitschiger Lieblichkeit zu versinken. Dennoch zeigte mir mein Kopfkino Bilder eines Gitarrenhünen a´la Zakk Wylde, der einen Reigen aus befremdet dreinblickenden Elfchen aufmischt 🙂 🙂

Kompositorisch ist das Album gut durchdacht, und geschmackvoll umgesetzt, doch ist es mir manchmal ein bißchen zu glatt. Vielleicht hat man sich ja nicht getraut, sich unter der Überschrift „Magie der Fantasie“ auf Experimente einzulassen, die einen aus der träumerischen Stimmung herausreißen könnten. Gegen Ende der zweiten Hälfte des Liedes „Avalon“ beispielsweise entwickelt sich der Rhythmus zu einem sehr angenehm swingenden Jazz-Walzer, doch wird diese sehr erfrischende Wendung leider nicht konsequent weitergeführt. Kurz nach dem Keyboardsolo ist alles wieder glatt. Von Swing keine Spur mehr. Schade eigentlich.

Mein Favorit auf der CD ist „das Lied des Fauns“. Wenn ich mich schon dabei erwische, dass ich pfeifenderweise die Wanne-Eickeler Füßgängerzone durchstreife, so ist das immer ein eindeutiges Zeichen, dass das Lied Wirkung gezeigt hat 🙂 🙂

Den Texten aus der Feder von Helmut Müllner gelingt es gut, die fantasievolle Stimmung der Musik zu unterstreichen, auch wenn der Mann teilweise schon sehr tief in die Kiste der Fantasy-Klischees gegriffen hat. Naja gut…… man kann nicht das Rad neu erfinden und im Konzept des Albums ist es sicher nicht falsch, sich bewährter Elemente zu bedienen. Was im übrigen auch für das Cover und die Grafiken von Florian Solly gilt, die ebenfalls sehr schön gemacht sind, aber jegliche künstlerische Überraschung wirksam vermeiden.

Ein kleiner Wermutstropfen in dem sonst so gelungenen Gesamtkonzept der CD ist der Titel. Ich hätte es der ansprechenden Musik gewünscht, etwas origineller als „Magie der Fantasie“ überschrieben zu werden. Ist sicher Geschmackssache und hat ja direkt mit der Musik nix zu tun, an der es ja , wie bereits erwähnt, nichts auszusetzen gibt………. Aber dennoch….. ein leichtes Gruseln überkam mich da schon angesichts einer unnötigen Plattheit.

 

Resümee: Ein sehr schönes Debut-Album, dem man anmerkt, dass viel Herz, Kreativität, Arbeit und ein nicht zu übersehendes Marketingkonzept hineingeflossen ist. Die Band steht am Anfang ihrer Entwicklung (ist ja ein Debut-Album) und hat schon jetzt sehr gutes geleistet. Ich bin sehr neugierig darauf, was da später noch kommt, denn es ist sicher noch viel Schönes zu erwarten, wenn die Leute von Andyra künstlerisch ein paar Schritte weiter gegangen sind und sich ihr Stil noch mehr etabliert hat. Tut Euch und der Band den Gefallen und kauft die CD…… es lohnt sich.

Spielmann Michel

 

 

About Spielmann Michel

Seit tausenden von Jahren als zeitreisender musikus auf der Erdenscheibe unterwegs zu spielen Musik jeglicher Art, sei es Walter von der Vogelweide, Metallica, Pink Floyd, Zappa Django Reinhard oder musik aus eigener Feder :-) :-)

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