Charlotte’s Shadow – Under The Rain (Review und Kritik)

Charlotte's Shadow - Under the Rain

Zeitreise! Und zwar, wer hätte es gedacht, in mein Lieblingsland (England) und meine Lieblingszeit (Frühe 80er). Naja, schön wär es. Wenn man sich aber wirklich wünscht, in der Zeit zurückzureisen, vor allem musikalisch, darf man eigentlich schon enttäuscht sein, denn Zeitmaschinen, die einen direkt in die Batcave katapultieren, sind leider noch nicht erfunden, und so bleiben Goth-Rock-Süchtigen nur Zeitdokumente von den ganz alten The Cult, The Sisters of Mercy, Fields of the Nephilim, Gene Loves Jezebel und einigen anderen Namen. Die Spanier von Charlotte’s Shadow scheinen auch keine Zeitmaschine zu haben, darum behelfen sie sich wie ich: Sie machen Musik.

Mit viel Hall auf den Gitarren und einer gewöhnungsbedürftigen, etwas an Jirky69 (bzw. sein großes Vorbild Andrew Eldritch) und Carl McCoy erinnernden Stimme, einem Drumcomputer und ein wenig Keyboards. Dass da natürlich eine meterdicke Staubschicht draufliegt, steht außer Frage, doch Charlotte's Shadowstören tut das, wenn man auf Goth Rock steht, ganz und gar nicht. Mit ihrem mittlerweile dritten Album schaffen die Spanier Musik, wie sie Clan of Xymox nach ihrer ersten Reunion, also auf dem Album „Hidden Faces“, das eingängige Keyboardklänge mit relativ traditionellem englischen Goth Rock verband, schufen, und schlagen sich dabei gar nicht schlecht.

Die, wie gesagt, etwas gewöhnungsbedürftige Stimme machte das Album auf die ersten Paar Durchgänge nicht unbedingt genießbar und sofort eingängig, aber mit der Zeit – und vor allem mit zunehmender Gewöhnung an die Stimme – entfaltete das Album doch seinen Reiz, denn Songs wie „You’re Cruel“ oder „Beautiful and Strange“ sind gut und zeigen, dass die Band doch einiges kann. Kein Wunder – beim vierten Album sollte man eigentlich fähig sein, anständige Songs zu schreiben.

Fenriz

Und auch wenn Charlotte’s Shadow zweifelsfrei gute Songs präsentieren, macht mir das Album nur eingeschränkt Spaß: Bis auf die Stimme, von der ich nun nicht weiß, ob ich sie geil oder scheiße finden soll und an der sich auch weiterhin die Geister ganz extrem scheiden werden, weiß die Band, sieht man von mangelnder Eigenständigkeit ab, zu gefallen. Handwerklich auf jeden Fall über jeden Zweifel erhaben, plätschert das Album gefällig vor sich hin und bleibt nicht hängen. Die 20000te Coverversion des Tears-for-Fears-Klassikers „Mad World“ hätte man sich aber auch wirklich sparen können. Ansonsten gibt es keine Ausfälle – kann man mal probehören.

Tracklist:

R.I.P.
You’re Cruel
Beautiful and Strange
Under The Rain
Believe Me
I Still Remember
Behind the Door
Mad World
Anything

6,5

Anspieltipps:

– You’re cruel
– Beautiful and Strange
– Behind the Door

www.myspace.com/charlottesshadowtheband

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