Chryst - Phantasmachronica

Chryst – Phantasmachronica The Resurrection of Korovakill (Review und Kritik)

Chryst - Phantasmachronica

Phantasmachronica heißt das Debüt, oder besser, die Wiedergeburt des in den Neunzigern begrabenen Metalprojekts „Korovakill“, und so hört es sich auch an. Ein Parforceritt durch sämtliche abgefahrenen Gitarren- und Synthesizereffekte die man irgendwie auftreiben kann. Dabei bleibt das Grundgerüst konservativer, aber auch recht durchschnittlicher, knüppeliger Metal. Auf prägnante Riffs wird hier größtenteils verzichtet, die Gitarrenarbeit bleibt die meiste Zeit schmückendes Beiwerk. Glanzlichter setzt allerdings das vertrackte, aber stets songdienliche Drumming, welches mit jeder Menge verrückter Breaks und schwer durchschaubaren Taktwechseln Akzente setzt. Die Vocals sind nicht schlecht, reißen einen aber auch nicht vom Hocker. In den cleanen Passagen klingt der Gesang dem Gothic-Genre entlehnt, in den deutlich besseren gekreischten Parts werden Erinnerungen an Mayhem oder Samael wach.

Phantasmachronica besteht eigentlich aus einem einzigen Lied, und auch wenn die Songs einzeln betitelt sind, gehen sie fließend ineinander über und ergeben so eine Klangcollage die ihresgleichen sucht.

Los geht’s passenderweise mit „The Awakening“ im eben geschilderten metallischen Klanggerüst, überlagert von Synthesizern und Klargesang. Gefällig ist hier das coole Fade-out; das Lied wird immer langsamer und mündet in „I are you“, einem sarkastisch-sakralen Keyboardteppich mit Sprechgesang. Danach folgt ein Reigen anständig gespielter Lieder, in denen sämtliche Register metallischer Stilmittel gezogen werden. Doppelbass-Massaker, Stakkato-Riffs, Blastspeed oder schleppender Doom im 6/4 Takt. Zwischendurch, und zwar immer dann, wenn man geneigt ist, im Takt mit dem Kopf zu nicken, wird die Struktur von schrägen, verstörenden Ambient-Parts durchbrochen. Herauszuheben ist „Universe Inverse“, in dem erstmals so etwas wie frostige Black Metal Atmosphäre aufkommt. Die Freude über diese leicht verdauliche Nummer vergeht schnell, wenn alberne Chöre und jede Menge Keyboardsounds diesen Eindruck durchbrechen. Ebenfalls sehr gelungen: „the nophopharus“ mit einem coolen melodic-death Riff, ehe auch dieses Lied von einer Elektro-Passage und Glockenspiel beschlossen wird.

Wie auch immer man an dieses Album herangeht, es lässt einen mit hochgezogenen Augenbrauen zurück. Wann immer „Standard“, also headbangkompatibles Ohrenfutter durchklingt, wird dieses bald darauf von verfremdeten Kinderschreien oder psychedelischen Klangcollagen zerstört. Und umgekehrt kann man sich nicht an die Elektro-Spielereien gewöhnen, denn sie werden abgelöst von metallischen Rasereien. Dabei ist diese Vorgehensweise kein Selbstzweck, die Songstrukturen bleiben stets unvorhersehbar, kein Lied gleicht dem anderen, und doch bilden die Tracks einen Gesamtzusammenhang.

Fazit:

Ich habe versucht, dieses Album zu verstehen und bin gescheitert. Die Lyrics sind so kryptisch, dass ich nicht mal ansatzweise so etwas wie ein Oberthema ausmachen kann. Das absurde Cover, das einen an ein Windrad genagelten Jesus in einer felsigen Wüste zeigt steigert das Befremden, aber auch die Neugier auf diese sehr spezielle, aber auch hochinteressante Scheibe.

(8 von 10)

Anspieltipps: The Awakening, Universe Inverse, The Nophopharus

Veröffentlichung: 26.10.2011

Link: Band-Homepage

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