Coronatus – Fabula Magna (Review und Kritik)

Coronatus - Fabula Magna

„Alle Jahre wieder“, und so auch am 18.12.2009, melden sich Coronatus mit einem neuen Album zurück. Das mittlerweile dritte Album der Gothic-Metaller mit dem Titel „Fabula Magna“ widmet sich den verschiedensten Legenden, Sagen und Mythen, die von den zwei Frontsängerinnen und den zugehörigen fünf Musikern gestaltet und vertont wurden. Da könnte in einem die Frage aufkommen: „Was ist schlimmer als Female-Fronted-Metal?“ Falsch, die Kombination von klassischem Operngesang und rockiger Frauenstimme hat sich bei Coronatus als Erfolgskonzept bewiesen. Können sie jedoch mit der neuen Scheibe an den Erfolg des Vorgängeralbums „Porta Obscura“ (Review hier bei uns) anschließen?

Eingangs sei erwähnt, dass sich die Besetzung bei Coronatus in ihrer noch kurzen Bandgeschichte häufig geändert hat. So trennten sich Coronatus dieses Jahr im September noch von ihrem Bassisten Chriz DiAnno zugunsten Todd Goldfinger. Sehr bedauerlich auch die Nachricht, dass die zweite Frontfrau neben Carmen R. Lorch (ehem. Schäfer) wie schon nach dem ersten Album wieder gewechselt hat. Ada Flechtner verließ die Band, laut Coronatus-Homepage, um sich ihrem Studium zu widmen, ihre Stelle übernahm die 19-jährige Lisa Lasch.

Wie bei jedem guten Buch, kommen die Autoren nach einer kurzen Einleitung direkt zur Sache: „Geisterkirche“ beginnt mit harten Riffs, treibenden Drums und sanften Chören im Hintergrund, in die sich bald die beiden Gesangsstimmen mischen. Ein Song im typischen Coronatus-Stil, bei dem auch die einprägsame Lyrik zu gefallen weiß. Mit „Tantalos“ laden Coronatus auf einen Abstecher in die griechische Mythologie ein. Tantalos, Göttersohn und damit unsterblich, bestahl die Götter und testete ihre Allmacht. Für diesen Frevel wurde er auf ewige Qualen verflucht sowie alle seine Nachkommen einem Fluch erlegen waren. Musikalisch ähnlich dem folgenden Song „Wolfstanz“, jedoch prägt sich letzterer durch seinen Ohrwurm-artigen Refrain sofort ein.

„Der Fluch“ nimmt Bezug auf die Sage um den Fliegenden Holländer, dessen Kapitän das Kap der Guten Hoffnung umsegeln will und zwecks Gotteslästerung zum ewigen Dasein auf dem Geisterschiff verdammt wird. Auch dieser Mythos wird musikalisch überzeugend umgesetzt, auch wenn wie bei den Vorgängerstücken das Augenmerk stärker auf Drums und Gitarre gelegt wurde, während das Keyboard im Vergleich zum Vorgängeralbum generell stärker im Hintergrund steht, auch die Geige wird nur dezent verwendet.

C. Lorch und L. Lasch (Coronatus)
C. Lorch und L. Lasch (Coronatus)

Mit „Flying By (Alone)“ gibt es endlich einen (doppelten) stilistischen Bruch: Der Song beginnt mit sanften, ruhigen Geigenklängen und klassischem Gitarrengeklimper, nur um danach, diesmal in englischer Sprache, richtig loszulegen. Hartes Geknüppel wechselt sich ab mit ruhigen Passagen, die Geigenparts dominieren die Melodie des Stückes, und auch die Pianoeinsätze runden das Werk gut ab. Auch „Kristallklares Wasser“ ist ein besonderes Stück auf der Scheibe: Wenn Lisa Lasch bisher nicht vollkommen an ihre Vorgängerin anknüpfen konnte, beweist sie in diesem Song durchaus mit ihrer charakteristisch rockigen Stimme ihr Können und mischt sich fantastisch mit dem Gesang von Carmen R. Lorch, wobei auch die musikalische Vielfalt des Stücks gewahrt wurde.

Auch wenn die erste Hälfte des Albums durchaus ihre Vorzüge und Reize hat, kommt sie was die gesangliche Mischung, die Coronatus besonders macht, nicht an die folgenden Songs heran. Auch musikalisch scheint die zweite Hälfte der Scheibe interessanter gestaltet, besonders in „Der letzte Tanz“ überzeugt das Geigenspiel.
Die Sprachenvielfalt ist ein weiteres Merkmal von Coronatus: So findet sich nach deutschen und englischen Songs auch „Est carmen“ auf der Scheibe, welches in lateinischer Sprache gesungen wird.

Gegen Ende des Tonträgers wartet aber doch noch eine kleine Erlösung: „Blind“ entpuppt sich als die lang ersehnte Ballade auf dem ansonsten so hektischen, rockigen Album, und beweist, dass Coronatus ihr Gefühl für ruhige, einfühlsame Stücke nicht verloren haben. Auch hier brilliert die Kombination der beiden unterschiedlichen Gesangsstimmen und machen das Werk zu etwas Besonderem.

Zu guter Letzt noch ein Song über die Tänzerin „Josy“ „in the 1920ies“. Im Rock’n’Roll-Stil mit treibenden Drums und einem fantastisch rockigen Gesang von Lisa Lasch schafft dieses Werk eine einzigartige Stimmung zu vermitteln. Durchaus ein Song, der Live sehr gut ankommen wird, der hier einen würdigen Abschluss des Albums bietet.
Für Besitzer des (limitierten) Digipack folgen jedoch noch zwei weitere Songs, die aber leider nicht zur Rezension vorlagen (Online-Magazine, wer liest die schon!?), da diese Überarbeitungen von Songs des ersten Albums, jedoch mit der neuen Sängerin sind, dürften diese durchaus interessant sein.

gussiFazit: Mit dem neuen Album schaffen es Coronatus, sich weiterhin als etablierte Band des Genres zu behaupten. Viele schöne neue Stücke finden sich auf diesem Tonträger, wenn er auch musikalisch nicht so ausgewogen wie sein Vorgänger ist. Lisa Lasch beweist, dass sie durchaus in die Band passt und durch ihre charakteristische Stimme einen eigenen, rockigen Stilbeitrag leistet, auch wenn sie sich insgesamt nicht so gut mit der Stimme von Carmen R. Lorch mischt wie ihre Vorgängerin. Das Niveau wurde ausgebaut, von einer großartigen Verbesserung im Vergleich zu „Porta Obscura“ kann jedoch nicht die Rede sein.


Tracklist:

  1. Preface
  2. Geisterkirche
  3. Tantalos
  4. Wolfstanz
  5. Der Fluch
  6. Flying By Alone
  7. Kristallklares Wasser
  8. How Far Would You Go
  9. Der letzte Tanz
  10. Est Carmen
  11. Blind
  12. Josy
  13. Sream of the Butterfly (acoustic version) Digipak Bonustrack
  14. Hot and Cold (special version) Digipak Bonustrack


( 6,5 / 10 )
( 6,5 / 10 )

Release: 18.12.2009

Anspieltipps:

Der Fluch
Kristallklares Wasser
Josy

Band Homepage: www.coronatus.net

MySpace: www.myspace.com/coronatus


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