Das wahrscheinlich heißeste Festival des Jahres 2015- Castle Rock 16

 

Das Wochenende vom 03. bis 04. Juli 2015 versprach das perfekte Wetter um ans Meer zu fahren oder sich in klimatisierten Räumen einzuschließen. Ein Blick in den Kalender zeigte einem jedoch eine interessantere Alternative. Das Castle Rock Festival fand zum 16. mal statt. Anstatt mit wildfremden Menschen wie Sardinen aneinander gereiht am Strand zu liegen, fand man sich lieber in familiärer Atmosphäre im Schloss Broich, Mülheim an der Ruhr ein.

Aeon Sable hatte die Ehre das Festival eröffnen zu dürfen. Der Bereich vor der Bühne war recht leer, da er in der prallen Sonne lag. Die Band zeigte vollstes Verständnis dafür, dass es zum Tanzen viel zu warm war und sich die Menge in den Schatten verkroch.

Visions of Atlantis
Visions of Atlantis

Mystisch melodischer Power Metal von Visions of Atlantis löste Aeon Sable ab. Die Bandmitglieder waren sehr bemüht das verhaltene Publikum zu animieren, in dem sie selbst eine bewegungsreiche Show ablieferten. Doch auch die super harmonierenden Stimmen von Clémentine Delauney und Siegfried Samer schafften es nicht die Menschen dazu zu bewegen die heißbegehrten Schattenplätze aufzugeben.

Megaherz
Megaherz

Die nächste Band hätte Beloved Enemy sein sollen. Nachdem 2013 auf dem Castle Rock das Ende der Band bekannt gegeben wurden, sollte in diesem Jahr genau an dem gleichen Ort ein letztes Abschiedskonzert unter dem Titel „One last goodbye from the other side“ stattfinden. Aufgrund einer schweren Erkrankung von Gründer und Gitarrist Peter Pathos musste der Auftritt leider abgesagt werden. An dieser Stelle die besten Genesungswünsche.

Spontan sprang Megaherz ein, für die es keine Frage war: „Wenn das Castle Rock und Michael Bohnes rufen, dann kommen wir!“ verkündete Sänger Alexander Wohnhaas. Als erste Band des Tages lockten sie das Publikum vor die Bühne. Okay, man sollte erwähnen, dass der Burghof zu dem Zeitpunkt endlich komplett im Schatten lag, aber das war nicht der Hauptgrund, viel mehr das i- Tüpfelchen für die grandiose Show. Das „Zombiland“ Set- up begeisterte Groß und Klein. Ein blutiger Baseballschläger und in der Hitze zu modernen Kunstwerken verlaufenes Make up rundeten das Paket ab. In Anbetracht der jüngsten Pressemitteilungen bezüglich der „fehlenden Kinderfreundlichkeit“ sei vermerkt, dass die anwesenden Kinder auf dem Castle Rock, insbesondere ein gerade mal zweijähriges Mädchen, den Erwachsenen eine Lektion erteilten und ihnen zeigte, wie man zu Megaherz richtig feiert.

Poisonblack
Poisonblack

 

Urteilt man nach dem Verhalten des Publikums hatte der Headliner des Abends die Bühne bereits verlassen, obwohl noch der Auftritt von Poison Black folgte. Mit dem Song „Home ist where Sty is“ begann die sehr statische Bühnenshow mit einem kleinen, zum Glück ohne große Verletzungen ausgegangenen, Unfall. Es gab eine Fehlzündung in der Pyrotechnik, bei der der Bassist Antti Remes direkt an der Flamme stand. Dem Geruch nach ist sein rechter Arm gründlich enthaart worden. Da er ohne Unterbrechung der Show weiter spielte kann man davon ausgehen, dass es zu keinen Verbrennungen kam. Um 22 Uhr endete der Abend in Vorfreude auf die Bands am Samstag.

Samstag, 04. Juli, 13 Uhr, knapp unter der 40° C Grenze, wolkenloser Himmel. Die Gewissheit, dass der Burghof bis etwa 19 Uhr in der prallen Sonne liegt. Das konnte ja was werden…

Aeverium
Aeverium

Und wie es was wurde! Allen Erwartungen zum Trotz versetzte die Viersener Band Aeverium die Besucher vom ersten Moment an in Partystimmung. Sie animierten das Publikum und bekamen dabei noch tatkräftige Unterstützungen von den Helden des Tages: Veranstalter Michael Bohnes und seiner Security Crew, die mit einem Gartenschlauch bewaffnet den Platz vor der Bühne in regelmäßigen Abständen in einen Ort der Erfrischung verwandelten. Wenn das Wetter es zu gut meint, schafft man einfach künstliche Regenschauer. Eine großartige Idee, vielen, vielen Dank dafür!

Vlad in Tears
Vlad in Tears

 

Geht es schon weiter? Ja, nein, vielleicht… Für Irritation sorgte Vlad in Tears, indem sie den Soundcheck mit kompletter Band durchführten, sich dann aber doch bis zum geplanten Zeitpunkt noch in die kühlen Räume des Schlosses zurück zogen. Zudem benötigte man zwei Blicke, um Sänger Kris Vlad zu erkennen. Er tauschte sein jungenhaftes, glattrasiertes Aussehen gegen Vollbart mit schulterlangen Haaren ein, was ein wenig an Jared Leto erinnerte. Auch wenn es brütend heiß war, die Bandmitglieder hatten merkbar Spaß auf der Bühne.

Der Horrorpunk der danach folgenden Band The Other kam bei den Besuchern gut an, so auch die Klänge von Heldmaschine. Heldmaschine nutzte die Gelegenheit zu verkünden, dass ihr neues Album „Lügen“ im August erscheinen wird und spielten den Song „Kollateral“, der auf der neuen Platte zu hören sein wird.

Nach gut 4 Stunden Party, Sonne und Wasserschlachten gönnte der ruhige Auftritt von Whispers in the Shadow dem Publikum Zeit für eine kleine Siesta im Schlossgarten, bevor es mit Staubkind und deren „Alles was ich bin“ – Programm wieder voll losging. Zu dem Song „Irgendwann“ stellten sie ihre Fannähe unter Beweis. Sänger Sven Manke suchte im Publikum nach Geburtstagskindern, die mit ihren Smartphones auf die Bühne wollten, um während des Liedes wahlweise die Band oder das Publikum zu filmen, je nach dem, wer besser feierte, und es später in den sozialen Netzwerken hoch zu laden. Das Publikum schien die bessere Show abzuliefern, denn die Handykameras waren kontinuierlich in die Menge gerichtet.

Joachim Witt
Joachim Witt

Nach Staubkind war es endlich soweit, Joachim Witt stand auf dem Plan. Gefühlt wurden es immer mehr Menschen, die den Burghof mit Leben füllten. Gekonnt spielte der 66- Jährige mit allen Vorurteilen über Tattergreise und sprach fließend die Fremdsprachen Ironie und Sarkasmus, während er das Publikum auf eine Reise durch die Zeit und Emotionen führte. Mit dem Lied „Gloria“ erzeugte Joachim Witt Gänsehaut, mit „Die Flut“ brachte er die Menge zum Mitsingen und mit „Super gestört und super versaut“ zum Tanzen, was der erste Song seiner dreiteiligen Zugabe war. Mit den Worten „das Unvermeidliche kommt garantiert“ läutete er den „Goldenen Reiter“ ein und die Stimmung kochte über. Herr Witt machte Schloss Broich zu seinem „Königreich“ mit ihm selbst als König und Michael Bohnes als Schlossherrn. Als um kurz nach 22 Uhr schon jeder dachte, der Abend sei vorbei, überraschte die Band das Publikum, in dem sie um 22:07 Uhr die Bühne ein weiteres Mal betraten und den Song „Herbergsvater“ hinterher schoben. „Ich muss nach Hause, es ist schon spät!“ sprach Joachim Witt, verließ die Bühne ein letztes Mal und beendete damit einen großartigen, heißen Abend.

Vielen Dank, bis zum nächsten Jahr!

About Ophelya

Mich kurz zu beschreiben ist nicht möglich, obwohl... vielleicht doch. Vielfältig wäre ein guter Anfang. So breit gefächert wie mein Musikgeschmack ist, so umfangreich sind auch die Stile, die sich in meinem Kleiderschrank befinden. Dies spiegelt sich ebenfalls in meinen Hobbies wieder: vom Sport zum Schreiben, über das Spiel mit dem Feuer bis hin zum Stricken ist alles dabei. Aber Allem vorweg steht mein größtes Heiligtum: Die Welt der Bücher!

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