Das war das M’era Luna 2013 – Ein persönlicher etwas lockerer Rückblick

Himmel, was waren Nordish und ich doch aufgeregt, waren wir doch aus beruflichen Gründen leider die letzten 3 Jahre nicht mehr in Hildesheim. Und nun gleich als Presse. Genial. Vielen Dank an das Presseteam von FKP Scorpio, die uns diese Chance gegeben haben.

Atmosphäre / Besucher / GeländeSONY DSC SONY DSC SONY DSC SONY DSC SONY DSC

Wie immer: ausgelassen und wundervoll. Was ich so an dieser Szene liebe: Jeder ist offen, man kann jeden ansprechen, kaum jemand wird schief angeschaut, zumindestens nicht öffentlich, auch wenn das Korsett eben 5 Nummern zu klein ist. Und hey, es gibt sie noch, die Cyber, ich hab bei 25000 Leuten immerhin ca. 10 Leute gesehen, bei deren Kleidungsfarben kaum die Sonnenbrille ausgereicht hat. Ansonsten gab es zu 90% ein angenehmes, augenfreundliches, nicht rosa glitzerndes Schwarz. Wunderbar. Es gibt diverse Funshirts, die ich immer wieder super finde. Uncoolerweise ist mein kleiner Bruder mein ganzes Gegenteil, ein echter Hip Hop Fan. Ich liebe ihn dennoch, aber ich glaube er war etwas sauer, als ich ihm folgenden Spruch gesmst, nee ge-what’s apped habe: „Früher hieß es Parkinson, heute heißt es MS Hiphop.“ Auch dass Unheilig nun aus der Szene verbannt wurde, darin sind sich alle einig. T-Shirt’s mit „Uneilig, geboren um zu kleben“ oder ein Zettel an nem Dixi-Klo vorm Hangar „Hier Unheilig Autogrammstunde“. Großartig, dieser Zusammenhalt. Tja Herr Graf, das haste nun davon.

Parken, tja wohin mit den ganzen Autos? Wir wurden auf den neuen Parkplatz gelotst. Mitten im Stoppelfeld, sodass unsere kleine schwarze Lady High Voltage ein extra Unterboden-Peeling erhalten hat. Auch gut, spar ich mir die nächste Unterbodenwäsche. Außerdem macht sich der ganze Getreidestaub echt schlecht auf schwarzen Klamotten. Könnte man da nicht was schwarzes auf dem Feld anbauen? Aber okay, wir hatten nen Parkplatz.

Der Mittelaltermarkt

Auf zum Mittelaltermarkt, der natürlich schon Freitag geöffnet hatte. Händler boten ihre Waren feil, aber auch an Speis und Trank konnte man sich laben und allerlei Gaukler bespaßten das Publikum.

SONY DSCTorben der Blutige zum Beispiel. Ein Folterknecht, der seinem Namen alle Ehre machte. Er löst Beziehungsprobleme durch diverse Folterinstrumente, wie Ohrbohrer, Daumenschrauben, eine Zungenzange und Sachen um Gliedmaßen abzuhacken. „Wie nennt man einen Kerl, dem beide Ohren fehlen? – Einen Frauenversteher“. Frech der Kleine, aber sehr gut.

Natürlich war auch Lupus wieder dabei, ein unheimlich guter Jongleur mit einer Riesenklappe, dabei stets dem Publikum sehr nahe und mit seinen Witzen die Menge ständig zum Johlen bringend. Ich glaub‘, er gehört mittlerweile zum Inventar und das ist gut so. Allerdings lieber Lupus, ein paar neue Witze täten dir gut.SONY DSC

DSC_0070Flo der Spielmann stellte sich mitten ins Publikum und beschallte dieses mit seiner Bardenkunst. Alte Lieder mit neuen, nicht immer ganz jugendfreien Texten. Wie wirbt er auf seiner Visitenkarte? Immer zu haben für „Unverschämtheiten jedweder Art“. Der Spruch ist Programm.

SONY DSCPestilenzia war auch vertreten, Spielleute, die wirklich hochwertige, gute akustische mittelalterliche Musik spielten. Und die Stimme von Madame Zora ist kraftvoll und unerbittlich. „Wir sind wie wir sind, wir gehen unseren Weg“. Ja das tun sie und zwar außerordentlich gut. Das bezeugte auch das laut mitsingende, ähhh, nun gut, mitbrüllende, begeisterte Publikum. „Wir lassen es nicht wacke(l)n, wir lassen es M’era luna (’n)“ Interessanterweise wurde die Tontechnik via I-Pad gesteuert. Himmel, wie die Zeit vergeht. Ich glaub ich werd alt.

Außer sich den Wanst vollzuhauen und den fahrenden Spielleuten zu lauschen konnte sich das Volke auch selber sportlich betätigen. Beim Axt- und Messerwerfen, Bogenschießen und dem Eierknacken. Nein liebe Männer, nicht  das, was ihr jetzt denkt. Obwohl, die Idee hat durchaus etwas…

Eine Frage bleibt allerdings. Mir ist durchaus geläufig, dass vor hunderten von Jahren sich die Schreibweisen vieler Wörter unterschieden, doch das Wort Met mittelalterlich Meth zu schreiben, könnte auch etwas falsch verstanden werden.

Bands

Es ist natürlich schier unmöglich, bei allen Konzerten dabei zu sein, daher wird es eine ergänzende News von Sphere geben.

meraluna-2013-molllust-christoph-eisenmenger-lMolllust

Die Gewinner des Newcomer-Wettbewerbs hatten die Ehre das Festival zu eröffnen. Die Band hat sich viel vorgenommen, ist aber leider noch nicht soweit um dauerhaft die Leute begeistern zu können. Sie spielten Stücke aus ihrem Bachprogramm, lösten dabei keine Begeisterungsstürme aus, aber es  gab höflichen Applaus. Nun kann man natürlich sagen, der erste große Auftritt, da spielt das Lampenfieber eine Rolle. Sicher, dennoch, sie möchten Opera Metal spielen, doch da fehlt auch irgendwie noch das Große dahinter, ein eingespieltes Orchester und/oder Chöre. Frontfrau Janika kann singen und auch Klavier spielen, doch es macht den Eindruck, dass immer eins von beiden auf der Strecke bleibt. Vielleicht sollte sie sich aufs Singen konzentrieren, denn da hat sie auf jeden Fall Potenzial, welches noch lange nicht ausgeschöpft ist. Für den ersten Auftritt gut, aber es liegt noch ein langer Weg vor der Band.

Rêverie

Diese Band begeisterte mit tollen Sounds und einer außergewöhnlichen Stimme. „Bewegt euch“ war die Aussage und das taten die Besucher und zwar nicht zu wenig. Allerdings war es schade, dass diese Band im Hangar spielte, sie würde sich auch sehr gut auf der großen Bühne machen, denn ihre Musik braucht mehr Raum.

Cultus Feroxmeraluna-2013-cultus-ferox-jesko-doering-27l

„Auf Konzerten verbinden Cultus Ferox die Wucht mittelalterlicher Dudelsäcke und Trommeln mit Elementen aus Rock und Elektronik. Eine tanzbare Mixtur, bei der Mittelalter und Moderne einander beflügeln.“ (Zitat: www.cultusferox.com). Und wie sie beflügelten. Gewohnt perfektionistisch brachten sie die Massen zum Toben, nur leider war der Hangar bis auf den letzten Platz gefüllt, sodass es mit Tanzen recht schwierig wurde.

meraluna-2013-saltatio-mortis-christoph-eisenmenger-19lSaltatio Mortis

Sie gehören zu den Größten im Bereich des Mittelalterrocks. Sie haben alles erreicht, was man erreichen kann. Eine riesige Fangemeinde, ausverkaufte Konzerte. Bei diesem Konzert ragten nur noch die Verkaufsstände aus der schwarzen jubelnden Masse heraus. „M’era Luna könnt ihr schreien?“ Was eine Frage, die Besucher schrieen, vor allem als uns Saltatio Mortis mit „Prometheus“ Feuer brachten, ein Dauerbrenner, der mittlerweile auf kaum einem Konzert fehlt. Zum ersten Mal live spielte die Band um Frontmann „Alea der Bescheidene“ das Lied „Wachstum über alles“. Angelehnt an die deutsche Nationalhymne, unterlegt mit eigenen Texten. Da gehen die Meinungen der Besucher doch auseinander, aber das ist natürlich Geschmackssache.

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Was soll man denn hier noch kritisieren? Außer dass das Konzert ruhig länger hätte gehen können? Im Sonnenuntergang begleitete er uns düsterromantisch in die Nacht hinein. „Der Weg, der in die Freiheit führt…“ – ganz sicher über seine Musik. Mit viel Feuer(-werk) und einer großartigen Show, führte uns die facettenreiche Stimme durch seine Laufbahn. „Denn ich bin dein Meister..“ – das ist er. Er spielte viele Songs, die das Publikum einfach liebt: Werben, Krabat und und und. Unnötig zu erwähnen, dass das Publikum mitgerissen war und niemand seine Stimme schonte. Dieses Konzert war einfach nur perfekt, auch tontechnisch sauber und bis in feinste Detail abgestimmt.

Tanzwutml-13-bernd-zahn-tanzwut-002

Die Mischung machts: Eine tolle Band, elektronische und mittelalterlcihe Klänge – das sind Tanzwut. „Ihr wolltet Spaß, den sollt ihr haben“. Ohja, den hatten wir, sogar die Sonne traute sich wieder hervor und strahlte. Das neue Album der Band erscheint Anfang September. Tanzwut nimmt die Fans mit auf eine „Höllenfahrt“. Auf dem M’era Luna gab es die Weltpremiere des gleichnamigen Titelsongs und dieser wurde mit Begeisterung angenommen.

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Seid Jahren begeistert uns die Band mit stimmungsvoller, gut tanzbarer Musik. Das war dieses Jahr natürlich nicht anders. Und bei „Major Tom“ gab es kein Halten mehr. Irgendwann schmiss Stephan L. Groth das Mikro weg und ließ sich mitnehmen und begeistern von tausenden Fans die „völlig losgelöst“ und ohne ans Aufhören zu denken das Lied sangen. Er war hin und weg. Das sind wir auch, bei dieser Band.

Blutengel

„Willst du bis zum Tod..diesen Weg mit mir weitergehen…?“ Ohja, ganz sicher. Die Band um Chris Pohl beherrscht seit Jahren die Synthie-Pop-Szene und das war auch an diesem Abend wieder zu spüren. Sie begeisterten die schwarze Masse , spielten viele bekannte Songs, wie zum Beispiel „Walk away“ oder „Engelsblut“. Auch wagten sie sich an die Version von „Die with you“ aus der Konzertreihe „Gothic meets Klassik“. Es war kaum wieder zu erkennen, natürlich toll gemacht, aber irgendwie total unpassend in diesem Rahmen, viel zu ruhig. Dies gehört wirklich in klassische Konzerthäuser, nicht auf eine Open-Air-Bühne.

Front 242

Die Urväter des EBM waren zugange. Nachdem sie 2012 eine zeitlich nicht näher definierte Pause eingelegt hatten, war es umso besser, sie wieder auf europäischen Bühnen zu sehen. Nur irgendwie konnte ich das Gefühl nicht verdrängen, dass es etwas ruhiger geworden ist. Es waren zwar viele Zuhörer anwesend, aber so richtig Bewegung / Stimmung kam nicht auf. Schade auch, dass die Tontechnik anscheinend der Meinung war, die Beats seien wichtiger als der Gesang. Am geilsten war der Typ mit der Nebelmaschine, der die ganze Zeit ununterbrochen diese hin und her schob, damit die Band immer „benebelt“ wirkte. Nice Job.

meraluna-2013-nightwish-bernd-zahn-47lNightwish

Oje, was war ich gespannt. Seit Ewigkeiten bin ich ein Hardcore-Fan. Auch als nach dem Weggang von Tarja Annett die Bühne betrat, blieb ich Fan, wenn auch etwas zurückhaltender. Umso gespannter war ich auf den Auftritt von Floor Jansen, der nunmehr dritten Sängerin im Bunde. Ich kannte sie ja bereits von After Forever, doch ich war mir nicht sicher, ob sie auch dem hohen Anspruch der Musik von Nightwish genügen konnte. Was ich dann hörte, ließ mich das Blut in den Adern gefrieren. Ich hab nichts mehr aufgeschrieben, stand wie angewurzelt da. Ich kann nur ein sagen: „Nightwish hat wieder eine Stimme“. Und wie. Welche  eine Power, welch Tonumfang und welche Begeisterung in dieser Stimme liegt. Es war einfach nur unglaublich. Ich kann kaum mehr die Lieder aufzählen die gespielt wurden..so hingerissen war ich. Vielleicht sehr ihr das anders, doch die meisten Zuhörer des Abschlusskonzerts haben das wohl ähnlich wie ich gesehen. Sogar der Himmel vergoss große Tränen, doch ich bin sicher es waren Freudentränen. Liebe Band, bitte gebt diese Frau nicht mehr her und behaltet sie als Frontfrau. Absolut top!

Andere Bands

Natürlich hab ich mir auch diverse andere Bands angehört, die gefallen haben, über die ich aber nicht ausführlich berichten werde. Das überlass ich meinem Kollegen. Auch hatte ich ein wenig gesundheitliche Probleme, sodass ich doch die eine oder andere Band verpasst habe. Begeistert haben mich noch 69 Eyes, Him, Gothminister und Coppelius, sowie Lord of The Lost und Crüxshadows. Von Unzucht und Nachtmahr, sowie Schwarzer Engel war ich (etwas) enttäuscht.

Kritik

Nun es wird immer wieder Leute geben, die dies, das oder jenes zu bemängeln haben, aber das ist oft sehr individuell. Thema körperlich eingeschränkte Menschen: Ich habe mich mit mehreren von ihnen unterhalten. Sie hatten zwar einen extra Zeltplatz, doch der Weg dahin war nur wenigen Mitarbeitern geläufig. Auch gab es ein langes Suchen und Durchfragen zu behindertengerechten Duschen und Toiletten. Der Weg zum Zeltplatz wurde immer wieder zugeparkt, sodass es zum Teil unmöglich war, dort durchzukommen. Hier muss sich dringend etwas ändern.

Preise: Ich bin sicher dass die Preise für Verpflegung ihre Berechtigung haben und wer es sich nicht leisten kann oder möchte, kann ja immer noch den Gaskocher nehmen. Klar, aber z.B. 6 EUR für n Dürum? Oder zum Beispiel 25 Eur für ’n Festival-Shirt? Da muss ich doch schwer Luft holen. Doch wie gesagt, ich vertrete hier meine eigene, persönliche Meinung. Ihr könnt das gern anders sehen.

Ach so was ich auch ganz persönlich vermisst habe: Ein Softeisstand, am besten mit schwarzem Eis (das gibts wirklich, hier in Leipzig natürlich).

Ein dickes Lob an die Securitys und Lotsen: Selbst im größten Stress und auch wenn man sie öfter genervt hat: Ich habe wirklich niemanden erlebt, der nur irgendwie unfreundlich oder abweisend gewesen wäre. Stets versucht zu helfen und Auskunft zu geben. Vielen Dank dafür.

Fazit: Es hat sich megamäßig gelohnt und ich denke das seht ihr genauso. Sehen wir uns nächstes Jahr wieder?

Achtung: Es wird auch noch in Kürze eine reine Bildergalerie hochgeladen. Schaut doch mal ob ihr euch wieder findet.

Ausblick

Die letzten Töne sind kaum verklungen, da stehen schon die ersten Bands auf dem Line-Up für 2014. Schaut doch gleich mal nach: www.meraluna.de

 

Auf dem M’era Luna 2013 waren für euch vor Ort Lady Sonea & NordishSONY DSC SONY DSC

 

 

 

 

Bildrechte: Alle Bilder im Abschnitt „Bands“ wurden veröffentlich mit freundlicher Genehmigung von FKP Scorpio. Alle Rechte liegen bei FKP Scorpio.

Fotografen: Bernd Zahn, Christoph Eisenmenger, Jesko Döring

Alle anderen Bilder sind Eigentum von Dark-News.

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