Des Teufels Lockvögel - Schwarze Kunst

Des Teufels Lockvögel – Schwarze Kunst (Review und Kritik)

Des Teufels Lockvögel - Schwarze Kunst
Des Teufels Lockvögel - Schwarze Kunst

Die traditionell orientierte Mittelalter-Band Des Teufels Lockvögel wurde 1998 von Marcus van Langen, auch bekannt als „der singende Hexenmeister“, gegründet. Über die Jahre wechselten die Bandmitglieder ebenso wie ihre Anzahl. Van Langen (Gesang, Cister, Teufelsklampfe, Saz, Schalmey, Slide) blieb seinem Projekt jedoch treu. Auf der aktuellen CD Schwarze Kunst, der ersten seit immerhin drei Jahren, sind neben ihm und diversen Gastmusikern noch Juliane la Fey (Gesang, Gestöhne, Gelächter) und Thomas van der Steerrewacht (Percussion – Davul, Udu, Cajon, Schellen, Darabuka, Becken, Orff Instrumente,  Schlagwerk) zu hören.

Verlockend klingt die Ankündigung, dass auf diesem Album das Geheimnis zur Herstellung des Steins der Weisen bzw. des Lebenselixiers verraten werden soll. Wer wollte das nicht kennen?!

Helfen sollen dabei zehn Sprüche, die die neun Stücke einrahmen. Sie sind fantasievoll-märchenhaft und angenehm kurz gehalten, so dass man sich nicht versucht fühlt, sie direkt auszublenden. Allerdings ist es oft schwer, einen inhaltlichen Zusammenhang zwischen Spruch und Stück zu erkennen, und man hat den Eindruck, dass es sich mehr um einen werbewirksamen Kunstgriff als um ein wirkliches Konzept handelt.

Das erste Stück, Der Alchemist, erzählt von einem Praktikanten der Schwarzen Kunst, der letztendlich dem Wahnsinn verfällt.

Das Lied mit dem merkwürdigen Titel „!“ (Der Spielmann von Pertenstein) berichtet von einem Spielmann, der in Bayern in den Ruf gerät, mit dem Teufel im Bunde zu stehen, weil er eine dem Klerus unangenehme Wahrheit (welche, wird nicht verraten) verkündete, und der nun von der aufgebrachten Menge gelyncht wird:

Und sein Name ist bekannt
überall im ganzen Land.
Sprach die Wahrheit ins Gesicht,
nur in Bayern glaubt man’s nicht!

Ob die Bayern DAS den Lockvögeln wohl verzeihen können? Das Stück ist jedenfalls sehr rhythmisch und lädt, trotz des martialischen Inhalts, zum Mittanzen und –singen ein.

Tragisch endet auch der Titelsong Schwarze Kunst, der eine Warnung vor der unbedachten Anwendung der Alchemie beinhaltet. Ein Mann verwendet sie, um seine Geliebte zu sich zurück zu holen. Doch – oh Schreck, oh Graus! – sie erscheint als Leiche im Hochzeitsgewand und er muss ihr nun ins Jenseits folgen.

Die Rabenballade kennt wohl jeder, der sich schon einmal für Mittelalter und/oder Folk interessiert hat. Der Geschichte um den gefallenen Recken, den Hund, Falke und holde Maid vor den Raben schützen, wobei die Maid schließlich an gebrochenem Herzen stirbt, können die Lockvögel zwar nichts Neues oder Überraschendes hinzufügen, doch sie ist, wie immer, wunderschön anzuhören.

Ein weiterer „alter Bekannter“ begegnet einem mit Tempus est iocundum, das andere Mittelalter-Bands auch unter dem Titel Totus Florio veröffentlicht haben. Hier stört allerdings das nervtötende Gestöhne Juliane la Feys, bei dem man sich fragen muss, ob ihr etwas weh tut oder sie gerade sehr schlecht einen Orgasmus vortäuscht. Schade, denn damit wird das einzige wirklich fröhliche und tanzbare Stück des Albums eindeutig verdorben.

Ihm folgt John Dowlands tragisches Liebeslied If My Complaints, bei dem Juliane la Fey wieder unter Beweis stellt, dass sie sehr viel besser Singen als Stöhnen kann.

Zum Schluss gibt es noch drei weitere Eigenkompositionen: In Drei Spilleyt treffen sich drei Spielleute zu einem Kartenspiel, bei dem der Einsatz die ganze Welt ist. Der erste entpuppt sich als das Glück, der zweite als der Schmerz. Doch dem dritten fällt der Gewinn zu, denn er ist der mächtigste unter ihnen, der Tod. Dieser spielt auch im Knochenmeister die Hauptrolle:

Meister der Verwesung
Lab dich an den Leibern
Füg die Knochen dir zum Kranz
Schlüpf in fremde Kleider

Das überraschend fetzige Opus Magnum schließlich ist gewissermaßen noch einmal eine Quintessenz aus den Sprüchen:

Form die Welt nach deinem Bilde
Alchemie wird wieder Gilde
Ein’ der Menschen reinen Geist
Doch die Quintessenz, sie heißt:
Wahres Licht Deines Selbst sei Dein Gold

Drum reist mit uns
Entdeckt mit uns
Die Kunst der schwarzen Erde

Aus dem Schwarz in das Rot
Aus dem Rot in das Weiß
Aus dem Weißen in das Gold
In den Kreis, der sich schließt

Aus der Leere in die Tat
Aus der Tat in den Geist
Aus dem Geiste in das All
In den Kreis, der sich schließt

Fazit:
Schwarze Kunst ist solide Mittelaltermusik, vergleichbar etwa mit Bands wie Omnia und Faun, rein akustisch, mit schönen Motiven, die an Volkslieder und Märchen angelehnt sind. Wer, wie ich, besonders die Balladen und tragischen Stücke liebt, kommt hier voll auf seine Kosten, denn Des Teufels Lockvögel sind musikalisch fast perfekt und sehr viel besser als vieles, was einem sonst so auf Mittelaltermärkten begegnet. Insbesondere ist es Thomas van der Steerrewacht mit seinen Percussion-Instrumenten zu verdanken, dass die Songs trotz ihres meist traurigen Inhalts rhythmisch, differenziert und interessant bleiben.

Ihrem Namen allerdings macht die Band diesmal keine Ehre: Spielleute und anderes Fahrendes Volk wurden in früheren Zeiten als „des Teufels Lockvögel“ beschimpft, weil sie die Menschen zum Tanzen, Trinken und fröhlich Sein animierten, wobei man dann leicht schon einmal der einen oder anderen Versuchung erliegen konnte. Davon jedoch ist auf dieser CD fast nichts zu spüren, was manchen Käufer wahrscheinlich enttäuschen wird.

( 7 / 10 )
( 7 / 10 )

Release:
Mai 2008

Des Teufels Lockvögel im Internet :
Homepage
MySpace




Tracklist:

  1. Der Alchemist
  2. „!“ (Der Spielmann von Pertenstein)
  3. Schwarze Kunst
  4. Rabenballade
  5. Tempus est iocundum
  6. If my comlaints
  7. Drei Spilleyt
  8. Knochenmeister
  9. Opus Magnum


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