Diary Of Dreams auf dem Amphi Festival 2010

Diary Of Dreams

Die Qual der Wahl hatte ich dieses Jahr auf dem Amphi Festival 2010. Parallel laufende Shows machten einem die Entscheidung, welchen Künstler man auf welcher Bühne sehen will, nicht gerade einfach. Schon vorab stand für mich, beim Durchforsten der Running-Order fest, dass ich mir die Show im Staatenhaus von Diary Of Dreams auf keinen Fall entgehen lassen wollte. Zwar kam ich dieses Jahr schon mehrfach in den Genuss, mir die Show dieser außergewöhnlichen Band mit Dunkelfaktor ansehen zu können, doch ganz gleich wie oft ich die Mannen auch schon gesehen habe, sie haben einfach das gewisse Etwas, um mich jedes Mal wieder in den Bann zu ziehen, ja fast schon zu hypnotisieren.

Bei meinem Eintreffen im schon gut gefülltem Staatenhaus, bemerkte ich bereits im Eingangsbereich, wie mir die tropische Luft und stickige Dichte entgegen stieg, was mich aber nicht daran hinderte, mich nach einer geeigneten Position umzusehen, von der aus ich die Show von DoD genießen konnte. Kurz nach dem ich meinen optimalen Platz gefunden und eingenommen hatte, war es auch schon soweit, langsam kamen meine Favoriten und mein persönliches Highlight des Amphi Festival 2010 auf die Bühne. Wie gewohnt wurde das Licht in ein dunkel gehaltenes Farbwechselspiel, aus grünen und blauen Spots gedämmt. Mit Erklingen des mystischen Intros, schrädderte Gaun:A., der Mann mit dem perfekt gestylten Iro, das Plektron über die Saiten seiner Gitarre. Dabei entstanden Töne, ähnlich wie die in den Träumen der Jugendlichen, wenn Freddy Krüger mit seiner Messerhand über die Schiefertafel fährt. Mit „Wahn!sinn?“ wurde dann das Set eröffnet. Im Gegensatz zu den diesjährigen, bereits von mir besuchten Konzerten von DoD , wirkte Adrian diesesmal sehr energiegeladen. Seine Stimme ertönte kraftvoll und laut, ich hatte das Gefühl als stünde er direkt neben mir, Gänsehaut-Feeling pur! Schwarz romantische Melodienbögen legten sich über die in Trance gefallene Anhängerschaft, deren Körper sich zu sphärischen Klängen fast schwerelos bewegten.

Diary Of Dreams Amphi 2010

Als die psychodelische Spieluhrmelodie von „The Wedding“ erklang, war die feierwütige Menge nicht mehr zu halten, viele im Saal zollten diesem pompös in Erscheinung tretenden Song seinen Tribut. Überall sah man sich bewegende Menschen, zwei Schritte vor, zwei zurück, ein wahnsinns Anblick, von dem Adrian und Crew sichtlich gerührt waren. Viele können bis heute mit der Musik von DoD augenscheinlich nichts anfangen. Ich frage mich, wieso das so ist,  denn für mich gibt es nur wenige Bands, die ihre Songs so glaubhaft übermitteln können. Während andere Formationen oft auf eine überzogene Bühnenpräsenz, unter freizeitclub-animationsartigen Bewegungen und meterhohen Flammenwänden, den Versuch wagen, ihr Publikum anzuheizen, spürt man doch gerade bei Diary Of Dreams das ihre Songs zwar autoritär, aber dennoch mit Herzblut vorgetragen werden. Dabei bedarf es weniger Gesten, denn die Band versprüht auch so einen gewissen magischen Zauber. Der tiefgründige Sinn, der in den Texten verborgen liegt, wird durch ihr geheimnisvolles, fast schon unnahbar wirkendes Erscheinen auf der Bühne untermauert.

Diary Of Dreams Amphi 2010

An diesem Abend des Amphi Festivals 2010 ließen sie jedenfalls keine musikalischen Wünsche unerfüllt: So verwöhnten sie alle, die sich dazu entschlossen hatten sich die Show im Staatenhaus anzusehen, mit traumhaften Balladen wie „She And Her Darkness“ und „AmoK“, der aber diesmal, durch eine Mischung aus rockigen Klängen und gefühlvollen Drums, zu einer tanzbaren Einheit verschmelzte, um sich dann durch die Venen zu schlängeln und das Blut zum Pulsieren zubringen. Aber nicht nur besinnlichen Momenten durfte man beiwohnen, sondern auch eben jenen, in denen die kraftvolleren Songs Einzug erhielten. Zu „Kindrom“ schrie Adrian kraftvoll und mit einer unglaublichen Stärke in sein Mikro „All The Rebels In The World, Can’t Bring Me Down! All The Psychos In The World, Can’t Bring Me Down!“. Schenkt man dem Song seine volle Konzentration, so findet man die optimale Grundlage, sich in dieser materialistischen und zum Teil kranken Welt von nichts und niemanden unterdrücken zu lassen. Ebenso aussagekräftig wie „Kindrom“ ist auch der Song „Menschfeind“, der an diesem zweiten Festival Abend nicht fehlen durfte. Hatten wir nicht alle mal Situationen, in denen uns etwas Tragisches wiederfahren ist, hat man nicht oft schon mal das Gefühl gehabt, als stelle sich die komplette Welt gegen einen selbst, ja eben als seinen wir die auserkorenen Menschfeinde? Ich für meinen Teil habe diese Situationen schon oft gespürt und finde mich aus diesen Gründen immer auch ein Stück weit selbst in den Geschichten der Songs, die eben jene Gefühle widerspiegeln, wieder. Die Drums wurden von schneidigen Gitarren und düsteren Keyboardfarbtönen umspielt und harmonierten perfekt miteinander, dafür sorgte ein gut abgemischter Sound an diesem Abend, so dass „Menschfeind“ noch ein wenig klangvoller polarisierte.

Diary Of Dreams Amphi 2010

Mit sanften Keyboardklängen und leisen Gitarren Timbren sowie dem Einsetzen der warmherzig eingestimmten Percussions, ertönten die ersten Klänge von „Traumtänzer“. Wohl das bekannteste Lied, das durch die einfühlsame Stimme von Adrian seine tiefe Bedeutung offenbart und das laut mitsingende Volk für einen kurzen Moment ins Traumland beförderte. „Wirst du mich nie verstehn, wirst du denn nie verstehn, hast du noch nie gesehen, wie meine Augen glitzern“. Das Publikum jedenfalls verstand, so dass bei „Traumtänzer“ nicht nur die Augen der Fans, sondern auch die der Band glitzerten. Es muss ein unglaublich tolles Gefühl sein, auf der Bühne zu stehen und hinunter in die Menge zu schauen, mitzuerleben wie die eigenen Fans unzählige Hände entgegen strecken, um den Refrain ihres Liedes textsicher mitzusingen. Eine schönere Art dem Künstler Anerkennung zu zeigen gibt es nicht! Doch so schön es auch im Traumland sein mag, mit „King Of Nowhere“ kamen alle die noch in Gedanken versunken schienen, wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Ein weiteres Mal hieß es bei diesem letzten Song, ausgiebig mitfeiern und erneut schwofen. Zum Abschluss der Show ließ Adrian noch verlauten, dass es voraussichtlich im November diesen Jahres ein neues DoD Album geben wird.

Setlist
01. Intro
02. Wahn!sinn?
03. The Wedding
04. MenschFeind
05. Kindrom
06. The Chain
07. She and her Darkness
08. AmoK
09. Hypo)crypticK(al
10. Soul Stripper
11. Traumtänzer
12. King of Nowhere

Diary Of Dreams Autogrammstunde Amphi 2010

Leider musste auch diese grandiose Show einmal zu Ende gehen. Ein wenig Wehmut machte sich bereit, doch Grund zu Trauern gab es nicht, schließlich gaben Diary Of Dreams ja noch ihre Autogrammstunde. So machte auch ich mich auf den Weg zum Ausgang des Geländes, an dem ein kleines Zelt aufgebaut war, wo die Autogrammstunde erfolgte. Mittlerweile regnete es in Strömen, aber für diejenigen, die dort in der Schlange warteten, war das kein Hindernis weiter auszuharren. Irgendwann war ich bis auf die Haut durchnässt und stand triefend vor der gut gelaunten Crew, um mir mein Autogramm abzuholen und der Band für ihren weiteren Weg und dem neuen Album viel Glück zu wünschen. Nachdem ich kurz einige Worte loswerden konnte verließ ich das Gelände mit vielen schönen Erinnerungen an eine gelungene Diary Of Dreams Performance und weiß schon jetzt, dass ich mich immer wieder darauf freuen werde, weitere Shows von DoD zu sehen, um darüber Berichten zu können.

Yvonne Stasius

Bericht und Bilder Yvonne Stasius (Eiskristall)
Diary Of Dreams im Web:
Homepage
MySpace

About Eiskristall

Hallo Mein Name ist Yvonne, ich wohne in dem schönen Bochum, bin 30 Jahre jung und verheiratet. Meine Hobbys sind: Konzerte Festivals Die Musik allgemein Und ein ganz großes Hobby von mir ist Unheilig *lach* Ich bin hier, weil ich die Möglichkeit nutzen, möchte über verschiedene Veranstaltungen zu berichten.

Check Also

Galerie: Emil Bulls – Halligalli in der Backstage Arena

Emil Bulls Support: This Is Not An Elephant Pics by Hel 7t9