Hexenwind

Dornenreich – Hexenwind (Review und Kritik)

Hexenwind
Hexenwind

Eigentlich sind die Österreicher „Dornenreich“ um Sänger und Texteschreiber Jochen „Evíga“ Stock ja schon ein Phänomen: Nach der Gründung im Jahre 1996 spielten sie zunächst groben und schlecht produzierten Black Metal – zu hören auf der Demo „Mein Flügelschlag“ und dem ersten Album „Nicht um zu sterben“ -, doch schon mit dem zweiten Album „Bitter ist’s dem Tod zu dienen“ begann eine Entwicklung, die sie stetig von diesem extremen und düsteren Genre wegführte und die im Jahr 2008 mit dem minimalistisch und rein akustisch gehaltenen Album „In Luft geritzt“ ihr vorläufiges Ende fand. Und trotz der großen Veränderungen, denen der Musikstil Dornenreichs in der Vergangenheit unterworfen war und wohl auch in Zukunft unterworfen bleiben wird – ein weiteres Album mit dem Namen „Flammentriebe“ ist bereits angekündigt -, sind sie sich selbst doch stets treu geblieben. Dies ist nicht zuletzt an den Texten der Band zu beobachten. Schon auf ihrem ersten Album verwahrten sie sich vor den im Black Metal gemeinhin üblichen Thematiken um Satanismus und Misanthropie, sondern schrieben poetische Texte, die um Themen wie Träume und menschliche Leidenschaft kreisten. Ein Aspekt, an dem sich bis heute nichts geändert hat.


Dem im Jahr 2005 erschienen Album „Hexenwind“ kommt in der beschriebenen Entwicklung eine ganz besondere Bedeutung zu, war es doch das Album, auf dem Dornenreich sich von den harten und aggressiven Klängen der Vergangenheit verabschiedeten und erstmals ausschließlich auf ruhige Töne setzten, wobei der akustischen Gitarre eine weitaus größere Rolle zukommt als auf dem direkten Vorgänger „Her von welken Nächten“. Zudem stellt „Hexenwind“ auch den Abschied von Bandgründer Thomas „Valnes“ Stock dar.

Die musikalischen Veränderungen werden von Anfang an deutlich. Vorbei sind die Zeiten der harten Gitarrenriffs und des hysterisch-aggressiven Gesangs des Vorgängers. Das Album beginnt im ersten Titel „Von der Quelle“ mit vollkommener Stille, bis ganz langsam und allmählich der Wind zu rauschen beginnt – der aufziehende Hexenwind, der sich als Thema durch das gesamte Album zieht. Irgendwann beginnt das ruhige Flüstern von Evíga, zu dem sich allmählich geradezu hypnotische Klänge gesellen. Unweigerlich beginnt der Hörer zu träumen – doch dann, ganz am Ende des als Intro gestalteten Stückes, wandelt sich die vorher so beruhigende Stimme Evígas. Sie steigert sich und nimmt einen beunruhigenden Tonfall an, der fast bedrohlich wirkt. Man schreckt ob dieser unerwarteten Veränderung aus der Träumerei auf und wird dadurch praktisch in das sich nahtlos anschließende nächste Stück, „Der Hexe Flammend’ Blick“, geschleudert.

Evíga und Valnes
Evíga und Valnes

Dieses präsentiert sich sehr monoton. Ein einziges E-Gitarrenriff zieht sich fast ohne Veränderungen durch das komplette elfminütige Lied und wird später durch akustische Gitarrenspuren ergänzt. Dazu kommt abermals der ruhige, geheimnisvolle Gesang, der nur ab und an durch ängstliche Schreie aus dem Hintergrund unterbrochen wird. Auch Valnes, der zweite Sänger, tritt nun erstmals in Erscheinung. Dieser beschränkt sich nun zwar auf kurze Textfetzen, doch ergänzt er Evíga durch seinen Tenorgesang nahezu perfekt.
Trotz oder auch gerade wegen der schon angesprochenen Monotonie zieht das Lied den Hörer sofort in seinen Bann. Man versinkt geradezu in dem beruhigenden Gitarrenriff und treibt darin davon – ob man will oder nicht.


Doch mit dem folgenden Lied, „Der Hexe nächtlich’ Ritt“, legen Dornenreich noch eins drauf. An sich ähnelt das Lied dem Vorgänger, hat aber mehr Abwechslung und ist damit längst nicht so monoton. Die Melodie ändert sich stellenweise, später setzt die E-Gitarre auch komplett aus und die akustische Gitarre spielt allein weiter. Valnes hat in diesem Lied außerdem einen umfangreicheren Gesangspart als im Vorherigen. Gleich geblieben ist jedoch die ungeheuer beruhigende Stimmung des Liedes.

Das nächste Stück, „Aus längst verhalltem Lied“, wird ausschließlich auf der Akustikgitarre vorgetragen. Nur gegen Ende setzt, untermalt vom Rauschen des Windes, das nun sehr leise Flüstern Evígas ein. Das Lied ist eher als Zwischenspiel zu betrachten.

„Zu Träumen wecke sich wer kann“, das fünfte und letzte Stück des Albums, ist ebenfalls größtenteils akustisch gehalten. Es beginnt wiederum sehr allmählich durch Akustikgitarre und Flüstergesang, die sich erneut zum Geräusch des Windes gesellen. Erst später steigert sich die Geschwindigkeit der Akustikgitarre, bis dann auch der Gesang von Valnes, begleitet von der E-Gitarre, einsetzt. Im späteren Verlauf wird der Gesang Evígas stellenweise regelrecht euphorisch und nimmt einen auffordernden Ton an. Das Album endet schließlich so, wie es begonnen hat: Die Akustikgitarre wird immer leiser, bis schließlich nur noch das Rauschen des Windes übrigbleibt.

Wie an der Beschreibung des Albums unschwer zu erkennen ist, weist es lediglich fünf Lieder auf. Dieser doch sehr geringe Umfang ist auch der einzige Kritikpunkt daran. Zwar kommt das Album durch die Überlänge von „Der Hexe flammend’ Blick“, „Der Hexe nächtlich’ Ritt“ und „Zu Träumen wecke sich wer kann“ auf eine Spieldauer von 43 Minuten, aber ein Intro, eine Interlude und lediglich drei vollwertige Lieder sind schon sehr wenig, auch wenn man das Album mit den anderen Veröffentlichungen Dornenreichs vergleicht.

Davon abgesehen bietet „Hexenwind“ wunderbar atmosphärische Musik, die sich wohl am ehesten als „Ambient Rock“ bezeichnen lässt.

Schwarzenews
Ridley

Fazit:

Man kann es nicht genug betonen: Dieses Album ist anders als seine Vorgänger. Fans der älteren Alben sollten daher unbedingt probehören, wenn sie es nicht darauf anlegen wollen, bitter enttäuscht zu werden. Diejenigen jedoch, die sich darauf einlassen können, die erwartet ein äußerst atmosphärisches, teilweise melancholisches Album. Von den ersten Gitarrenklängen von „Der Hexe flammend’ Blick“ an hat mich dieses Album schlichtweg umgehauen. Selten habe ich einem atmosphärischeren Album mein Gehör leihen dürfen, weshalb „Hexenwind“ auch das Album war, mit dem meine persönliche Begeisterung für Dornenreich begann. Sicherlich ist das Album sehr kurz, besonders im Vergleich zu „Durch den Traum“, seinem Nachfolger, welcher deutlich mehr vollwertige Songs aufweist. Dennoch sollte jedes Album für sich bewertet werden, nicht im Vergleich zu anderen. Und ganz für sich gesehen hat „Hexenwind“ die Höchstpunktzahl mehr als verdient. Davon mal abgesehen – auch wenn „Durch den Traum“ als Gesamtwerk das bessere Album sein mag, kommt meiner Meinung nach doch kein Lied dieses Albums wirklich an „Der Hexe flammend’ Blick“ und „Der Hexe nächtlich’ Ritt“ heran, die meiner Meinung nach zu den besten Liedern gehören, die Dornenreich je gemacht haben.

Bieberpelz
Bieberpelz

Zweite Meinung:

Als Fan der gesamten Dornenreich Discographie weiß auch dieses Album zu gefallen. Eine volle Punktezahl kann ich aber eindeutig nicht aussprechen. Zu sehr vermisse ich die Welt zwischen Wut und wohl. Der Kontrast, die Härte und Verzweiflung fehlen um das Album als Gesamtwerk Perfekt zu machen. Nicht desto trotz sind die einzelnen vollwertigen Songs mit ihrer großen Spiellänge ein voller Genuss und perfekt als einzelnes. Es herrscht eine Atmosphäre in den Liedern, welche nur Dornenreich so hinbekommen können. Wo so manch ein alter Fan schon nichts mehr mit diesem Album anfangen kann, da fängt für den anderen Musik-Liebhaber das Interesse an.

Tobias "Zigeunerjunge" Geers
Zigeunerjunge

Dritte Meinung:
Was habe ich gestern geguckt als ich dieses Review las… Das Pelztier und Ridley müssen ein völlig anderes Album besitzen als ich, denn das Hexenwind das ich kenne ist schlichtweg langweilig und wird einer so dermaßen hohen Punktzahl wohl nur gerecht wenn man generell alles vergöttert was die Band geschaffen hat. Ich mag einiges von Dornenreich, bin aber objektiv genug zu sehen, dass das Album trotz einiger netter Ansätze (z.B. bei „Der Hexe flammend Blick“) einfach nicht über den Status einer orangen Punktzahl hin weg kommt – so sehr sich die Dornenreich Fanscharen jetzt auch den Schlips getreten fühlen. Jemand, der wie ich „Mein Flügelschlag“ oder auch „Her von welken Nächten“ mochte und der Metal von einer Metalband erwartet wird hiermit nicht viel anfangen können.


Trackliste

  1. Von der Quelle
  2. Der Hexe Flammend‘ Blick
  3. Der Hexe nächtlich‘ Ritt
  4. Aus längst verhalltem Lied
  5. Zu Träume wecke sich wer kann


(10/10)
(10/10)

Anspieltipps:
Dieses Album entfaltet seine volle Wirkung nur, wenn es am Stück gehört wird, aber besonders hervorstechend sind:
-Der Hexe flammend‘ Blick
-Der Hexe nächtlich‘ Ritt


Erscheinungstermin:
2005 erschienen

Dornenreich – Homepage
Dornenreich bei MySpace

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