Eisbrecher auf dem Amphi Festival 2009 – Konzertbericht

Eisbrecher

Als fünfte Band auf der Mainstage standen ab 16:10 Uhr für fünfzig Minuten Eisbrecher auf dem Programm, und jeder Fan wusste, was das heißt: ein bisschen Industrial, ein bisschen Electro, ein bisschen Gothic, aber vor allem: laute Musik, kritische und böse Texte sowie Klänge, die in die Glieder fahren! Diese Erwartung wurde auch diesmal nicht enttäuscht.

Nach einem ziemlich langen, aber witzig gehaltenen Soundcheck („Ich kann nicht zählen, deshalb entfällt diese Nummer.“) erklangen die sanften Töne einer Spieluhr, roter Nebel waberte über die Bühne, und dann dröhnten die – ja, natürlich: LAUTEN – Klänge des Titelsongs vom letzten Album über das Tanzbrunnen-Gelände: Kann denn Liebe Sünde sein?. Fast gleichzeitig begann es, wie aus Kübeln zu schütten, so dass nicht ganz klar war, ob Frontmann Alexx mit seiner anschließenden Begrüßung: „Was für ein Empfang!“ sich nun sarkastisch auf den Regen bezog, oder tatsächlich den tosenden Applaus des Publikums meinte.

Doch zum Nachdenken blieb keine Zeit, denn schon ging es weiter mit Angst? und Antikörper. Wippende Regenschirme zeigten, dass das Wetter der Stimmung keinen Abbruch tat. Wer keinen Regenschirm hielt, nutzte die Chance und klatschte bei Heilig kräftig mit.

Anmoderationen wurden bei diesem Auftritt ganz klein geschrieben, und so schlossen sich fast nahtlos der böse Song über Selbstverstümmelung, Leider, an, Vergissmeinnicht zum Thema Tod und Abschied und das SM-Stück Schwarze Witwe, bei dem sich Alexx immer wieder tief zum Publikum in den ersten Reihen hinunterbeugte. Offensichtlich gab es dort keinen Mangel an weiblichen Wesen, die gerne seine Schwarze Witwe gewesen wären …

Natürlich durfte auch This is Deutsch nicht fehlen, wozu sich der Sänger umzog. Mit Jägerhut und Weste kommentierte er (wohl nicht ganz ernst): „Wird Zeit, dass ich in Rente gehe. Wie lange soll ich noch meinen Bauch einziehen?!“ Keine Sorge, Alexx – du kannst das mit der Rente ruhig noch ein wenig aufschieben: So dick ist der Bauch noch nicht!

Den Abschluss bildete schließlich Miststück, ein Song, der auf fast jedem Eisbrecher-Konzert gespielt wird, sich großer Beliebtheit erfreut, aber trotzdem auf keinem Album der Band zu finden ist. Dafür ist er auf dem Album Kopfschuss der Band Megaherz. Des Rätsels Lösung: Alexx und Pix, von denen das Stück stammt, waren vor der Gründung von Eisbrecher bei Megaherz.

Jedenfalls schwang sich Alexx beherzt in den Graben und dirigierte von dort aus das Publikum, das nunmehr aus vollen Kehlen den eingängigen Refrain intonierte: „Du bist ein Miststück / Du bist ein Stück Mist / Du bist ein Miststück / Ein Stück Mist!

Am Ende tobte das Publikum, lauthals wurde eine Zugabe gefordert … doch leider, leider blieb sie auch hier aus. Die Bühne musste pünktlich für den nächsten Act geräumt werden.

Eisbrecher traten zum dritten Mal auf dem Amphi auf, aber zum ersten Mal auf der Mainstage. Abschließend lässt sich sagen, dass sie sich diesen Standort redlich verdient haben und zu hoffen bleibt, dass es dort auch in den kommenden Jahren ein Wiedersehen mit ihnen geben wird. Vielleicht sogar im Abendprogramm, wo die eine oder andere Zugabe möglich ist. Denn trotz düsterer und sarkastischer Texte: Diese Band ROCKT!

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