Eisregen "Knochenkult"

Eisregen – Knochenkult (Review und Kritik)

Eisregen Knochenkult Cover
Eisregen Knochenkult Cover

Eisregen – Knochenkult (Review und Kritik)

Nur ein Jahr nach „Blutbahnen“ geht es nun für den Tod aus Thüringen ein weiteres mal zurück in die Kolonie. Eisregen sind Anno 2008 brutaler, kranker und besser als je zuvor und werden Fans der ersten Stunden mit dieser CD feuchte Träume bereiten.

Kannte man „Stahlschwarzschwanger“ bereits durch seine Präsenz auf diversen Samplern steht hier die erste Überraschung bevor: ein ruhiges eingängiges Intro leitet das Vorzeigestück des Albums ein, bevor ein Lied rausgehauen wird, das alles hat wofür Eisregen heute stehen. M. Roth krächzt, keift, schreit und singt was das Zeug hält und hebt damit bereits das erste Lied zu einem kleinen Juwel der Bandgeschichte. Schon hier wird klar, dass dieses Album einen vollkommen anderen Weg einschlägt als der eingängige Vorgänger. Roth´s Stimme reicht bereits jetzt an Klassiker der legendären Krebskolonie heran und auch auf Bursches Gitarrenarbeit wurde diesmal verschärft gesetzt. Umstände, die einem schon bei „Treibjagd“ wieder vor Augen geführt werden. Ein grandioses Stück über Menschenjagd, das besonders im Refrain hängen bleibt und die Vorfreude auf „Erscheine“ zu heben weiß.

Denn auch hier wird der neu eingeschlagene Weg beibehalten – Gitarrenlastig, dabei ein schon wieder fast unverständlicher Gesang und Yantits perfekte Drums. Eine ruhige Keyboardpassage zum Ende hin läd zum kurzen Verschnaufen ein. Da kann das im Lied angekündigte Ende der Welt kommen – der Eisregen Fan ist bereit.

Nach so einem ruhigen Ausklang muss im Folgesong „Das liebe Beil“ natürlich wieder geklotzt werden. Das musikalische Liebesbekenntnis an das Mordwerkzeug kann besonders durch harten Gitarrensound punkten und frisst sich tief in den Gehörgang. Ein weiter Ohrwurm, der aber noch gar nicht mit „19 Nägel für Sophie“ zu vergleichen ist. Denn damit folgt nun ein Lied, mit dem die Band sich selbst übertroffen hat. Niemals wurde eine Mordszene schöner vertont. Sowohl Klar- als auch Krächzgesang verbinden sich hier zu einem nahezu perfekten Stück Musik das man so schnell nicht wieder aus dem Kopf bekommt – das will man allerdings auch gar nicht. Sophie kann stolz sein für ein solches Highlight der Band das Leben zu lassen.

Nach einem solchen Hit sind die Erwartungen an „Sei Fleisch und Fleisch sei Tot“ natürlich hoch gesteckt. Und wie erhofft, wird man auch hier nicht enttäuscht. Hier wird ein brutaler, kaum verständlicher Nackenbrecher geboten, der auch ohne weiteres auf die hochgelobte „Krebskolonie“ gepasst hätte, bevor es mit „Schwarzer Gigolo“ wieder ruhiger und eingängiger zugeht.

Bei diesem Stück ist das allerdings auf keinen Fall negativ zu bewerten, denn das Lied über einen jungen schwarzen Mann der alte Frauen ausnimmt kann nicht nur durch einen amüsanten Text überzeugen, sondern punktet auch musikalisch. Der Ohrwurm den man evtl. dank Sophie noch hat, wird hier durch „doch werd‘ ich erst im Testament bedacht, wird die alte Dame einfach umgebracht“ abgelöst. Niemals war es schwieriger eine Textzeile wieder aus dem Kopf zu bekommen wie in diesem Fall. Der schwarze Humor der Thüringer kommt also auch auf dieser Scheibe nicht zu kurz.

Nun wird es Zeit ein „Süßfleisches Nachtgebet“ abzuhalten. Im Midtempo gehalten wird einem hier ein bombastisches Stück geboten, das weniger auf Eingängkeit, als auf einen durchaus interessanten Text und altbekannte Härte setzt. Herrlich das Eisregen es auch nach großen Charterfolgen noch nicht verlernt haben, brutale Metalhymnen zu schreiben.

Das letzte Haus am Ende der Einbahnstraße“ scheint man besser nicht zu betreten. Das Lied über einen skrupellosen Filmemacher, der seine Morde aufzeichnet und der Öffentlichkeit vorführt, verliert wieder nicht an Härte. So gitarrenlastig und brutal wünscht man sich diese Band.

Für jene die die Standard Version besitzen endet nun mit dem grandiosen Titelsong „Knochenkult“ auch schon dieser musikalische Orgasmus. Besitzer der Limited Edition dürfen sich noch auf, das vom Demo schon bekannte „Blut ist Leben“ freuen. Die Neueinspielung erinnert stark an alte Zeiten und wurde (wie nicht anders zu erwarten war) perfekt umgesetzt. Wer hofft das das Lied nun verständlicher ist als die alte Version wird allerdings „enttäuscht“ werden – das sind Eisregen wie in den Anfängen und wie man sie sehen will.

Tobias "Zigeunerjunge" Geers

Fazit: Mein persönliches Album des Jahres. Niemals wurden meine Erwartungen so übertroffen, wie bei diesem Longplayer und niemals war eine volle Punktzahl als Bewertung gerechtfertigter. Werden andere Bands mit wachsendem Erfolg eingängiger und massentauglicher, scheint das bei Eisregen genau umgekehrt zu sein. Hatte man nach „Blutbahnen“ noch das Gefühl, die Zeiten der Kolonie gehören der Vergangenheit an, wird man mit dieser CD eines besseren belehrt. Ein Werk das (fast) alles Vorangegangene weit in den Schatten stellt und schon jetzt die Vorfreude auf „Schlangensonne“ ins Unermessliche steigert. Hoffen wir das die Band diesen Kurs beibehält, und dass das Ende mit „Menschenmaterial“ noch lange auf sich warten lässt.

 

 

 

Tracklist von „Knochenkult“

  1. Stahlschwarzschwanger

  2. Treibjagd

  3. Erscheine

  4. Das liebe Beil

  5. 19 Nägel für Sophie

  6. Sei Fleisch und Fleisch sei tot

  7. Schwarzer Gigolo

  8. Süßfleisches Nachtgebet

  9. Das letzte Haus am Ende der Einbahnstraße

  10. Knochenkult

  11. Blut ist Leben (Bonus)

(10 / 10)

Anspieltips:

19 Nägel für Sophie

Schwarzer Gigolo

Knochenkult

Erscheinungstermin:

19.09.2008

www.forum-fleischhaus.de

About Zigeunerjunge

Check Also

Rosa Nocturna – Andele a bestie

Seit 2007 gibt es die Band Rosa Nocturna aus Brünn in Tschechien. Bisher wurden 3 …