Eisregen - Bühnenblut

Eisregen – Bühnenblut/ Live in Leipzig (Review und Kritik)

Eisregen - Bühnenblut
Eisregen - Bühnenblut

Eisregen – Bühnenblut/ Live in Leipzig (Review und Kritik)

Eins muss man der bösen Band aus Tambach-Dietharz lassen – sie hat gewaltig Stil. Wo staatliche Institutionen auch versuchen der Band mit dem Hang zu Alliterationen und blutigen Texten das Leben schwer zu machen scheitern sie ohne wirklich etwas dagegen tun zu können. Eine Dekade nach dem wohl legendärsten Album der Thüringer das nun schon einige Zeit durch Indizierungen aus dem Verkehr gezogen ist, lassen es sich Eisregen nicht nehmen dieses Jubiläum mit einer ganz besonderen Show zu feiern und ihren Fans, mit „Bühnenblut“, einen ihrer größten Wünsche zu erfüllen.

Dass die Band sich von Indizierungen nicht beeindrucken lässt ist ja schon des längeren bekannt, kann man sich doch auf so ziemlich jedem Konzert auf „Remakes“ wie „Meine tote schwedische Freundin“ oder „Blutgierig“ freuen. Das nun aber das komplette zweite Album der

M. Roth
M. Roth

ostdeutschen Schlechtwetterfront den Weg zurück ins Live Repertoire gefunden hat ist doch schon ein besonderes Schmankerl. Viele Fans die durch neuere Alben der Gruppe zu ihrer Musik gefunden haben dürften einige ihrer größten Hits theoretisch noch nicht einmal kennen. Aber als wenn das nicht genug Grund zur Freude wäre, wartet das Doppelalbum zusätzlich mit anderen Songs aus den nicht-indizierten Werken der Thüringer auf. Jeder der bisher das Vergnügen hatte dieser mächtigen Band live beiwohnen zu dürfen, wird mir recht geben wenn ich sage das die Gruppe es versteht ihre Fans zum Ausrasten zu bringen. Grade mit Stücken wie dem Opener „Eisenkreuzkrieger“, dem „Mosh-Song“ „1000 tote Nutten“ und dem Stimmungslied schlechthin „Elektro-Hexe“ ist auf Scheibe Eins des Live Albums alles zu finden was der Fan hören möchte. Roth verstärkt das Live Feeling zusätzlich mit gewohnt witzigen Ansagen und Aufforderungen zum „tanzen“ und mitsingen. Und auch wenn man sich den Sound stellenweise etwas stärker gewünscht hätte, verfehlt das Album seine Wirkung nicht. Besonders das Lied über die 1000 Lebedamen die „ihr Geld zumeist in der Horizontalen verdienen“ treibt die Menge zum Mitgröhlen an.

Einziges Manko wäre (wenn man unbedingt eins suchen möchte) die Titelauswahl. Strotzt CD 1 schließlich überwiegend von Liedern des

Kolonie Leipzig
Kolonie Leipzig

aktuellen Longplayers „Knochenkult.“ Aber immerhin ist die Band zur Zeit mit diesem Album auf Tour – wer mag es ihr da verdenken? Das eigentliche Hightlight des Leipziger Live Auftrittes sollten schließlich auch die Neuinterpretationen der geliebten Krebskolonie sein. Und an der zweiten Scheibe gibt es dann auch wirklich gar nichts mehr zu meckern. Die Band ist, so gut es möglich war, am Original geblieben und zeigt beeindruckend das sie auch nach 10 Jahren und einer Menge überflüssiger Verbote nichts verlernt haben. Der Titeltrack selber ist mitlerweile zur „Totfleischkolonie“ umbenannt, hat aber trotz Krankheitswechsel nichts von seinem Charme einbüßen müssen. Auch beim Mitsingen, /-summen, oder was auch immer, hat man sich schnell daran gewöhnt das nun Lepra und nicht mehr Krebs frei macht und in der „Futtermühle“ nun Hippies statt den beliebten Prostituierten verarbeitet werden. Kurzum – alles kein Stück weniger blutig und musikalisch sowieso textlich nur geringfügig mit Änderungen versehen. Da möchte man sich am liebsten im Nachhinein treten bei diesem denkwürdigen Auftritt nicht vor Ort gewesen sein zu können.

Tobias "Zigeunerjunge" GeersFazit: Was gibt es groß zu schreiben? Die Titel sollten jedem Eisregen Fanatiker ein Begriff sein und sicher bin ich nicht der einzige, der sich über diese Scheibe gefreut hat wie ein kleines Kind. Endlich wieder die Kolonie hören können – und das auch noch mit einem ganz eigenen Live-Charme. Da ist der Band mal wieder etwas ganz besonderes gelungen, und vor allem hält sie Paragraphenreitern ein weiteres Mal den Mittelfinger entgegen und gibt ihnen einen guten Grund böse zu gucken. Bei den Fans wird ihnen diese Scheibe nur Pluspunkte einbringen können.



Tracklist Eisregen – Bühnenblut/ Live in Leipzig CD I

  1. Eine kleine Schlachtmusik (Intro)
  2. Eisenkreuzkrieger
  3. Treibjagd
  4. 1000 tote Nutten
  5. Das liebe Beil
  6. Stahlschwarzschwanger
  7. Sei Fleisch und Fleisch sei tot
  8. 19 Nägel für Sophie
  9. Zeit zu spielen
  10. Knochenkult
  11. Schwarzer Gigolo
  12. Elektro-Hexe

Tracklist Eisregen – Bühnenblut/ Live in Leipzig CD II

  1. Endschlacht
  2. Ausgeburrrt
  3. Des Blutes Nachtgewand
  4. Totfleischkolonie
  5. Für die liebend Toten
  6. Seuchenkinder
  7. Blaulippensymphonie
  8. Im Zwielicht
  9. Futtermühle
  10. Thüringen 2008

( 9,5 / 10 )
( 9,5 / 10 )

Anspieltips:
> Eisenkreuzkrieger
> 1000 tote Nutten
> Totfleischkolonie
> Futtermühle

Erscheinungstermin:
Bereits erschienen

www.forum-fleischhaus.de


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