Ein Jahr nach "Blutbahnen" erscheint das siebte Studio Album des Todes aus Thüringen mit dem verheißungsvollen Titel "Knochenkult" (zum Review). Pünktlich zum Release unseres "Albums des Monats", konnte Schwarze-News Sänger Michael Roth an den Telefonhörer bekommen um mit ihn über Gegenwart und Zukunft einer der wohl erfolgreichsten deutschen Metalbands zu reden.

Eisregen – Interview mit Sänger M. Roth

Eisregen
Eisregen

Eisregen – Interview mit Sänger M. Roth

Ein Jahr nach „Blutbahnen“ erscheint das siebte Studio Album des Todes aus Thüringen mit dem verheißungsvollen Titel „Knochenkult“ (zum Review). Pünktlich zum Release unseres „Albums des Monats“, konnte Schwarze-News Sänger Michael Roth an den Telefonhörer bekommen um mit ihn über Gegenwart und Zukunft einer der wohl erfolgreichsten deutschen Metalbands zu reden.

Schwarze News: „Knochenkult“ klingt im Vergleich zu „Blutbahnen“ wieder sehr hart, da es keine komplett clean gesungenen Lieder gibt. Viele finden sogar, dass es sich wieder nach der Krebskolonie anhört. Wie kommt dieser Wandel?

M. Roth: Wir hatten bei der Blutbahnen noch viel Wert darauf gelegt die Musik nach dem Keyboard zu arrangieren, was auch stark an unserem damaligen Keyboarder DF gelegen hat, der sich sehr stark in das Songwriting mit eingeflochten hat. Nach seinem Ausstieg war eigentlich klar, dass wir uns wieder bewusst auf die Gitarre konzentrieren wollten. Dadurch, dass die Lieder wieder auf der Gitarre entstanden sind, sind sie halt griffiger und auch härter.

Schwarze News: Aber auch gesanglich hat sich einiges getan. Dein Cleangesang ist um einiges stärker als auf den Vorgängern geworden.

M.Roth: Ja, das ergibt sich mit der Zeit. Man muss es aber auch ständig machen, damit dort eine Steigerung eintritt.

Schwarze News: Wird dieses Konzept dann auch bei „Schlangensonne“ beibehalten?

M.Roth: Ja, ich denke schon. Ich habe mir zwar schon über die Texte Gedanken gemacht, aber über die musikalische Umsetzung bin ich mir noch nicht ganz schlüssig. Aber ich denke dafür ist noch ein bisschen Zeit.

Schwarze News: Jeder in der Band hat ja Nebenprojekte, wird es nach der Knochenkult Tour direkt mit „Schlangensonne“ weitergehen, oder darf man sich zunächst auf Eisbluts „Narbenwelt“ freuen?

M. Roth: Das wird sich zeigen. Dadurch, dass Eisregen jetzt ja einen ganzen Tacken zugelegt hat, spüre ich nicht die innere Notwendigkeit, unbedingt etwas mit Eisblut machen zu müssen. Aber ich denke wenn ich wieder Lust darauf hab ein wirklich extrem brutales Album zu machen, kommt auch Eisblut mal an die Reihe. Wir machen jetzt erst mal die Live-CD zu den Kolonie Shows und dann werden wir sehen was wir danach in Angriff nehmen. Auch mit Eisregen selbst kann es durchaus sein, dass wir noch ein Projekt dazwischen schieben, bevor wir dann das achte Studioalbum machen. Das müssen wir erst einmal abwarten. Wie gesagt – es muss uns Spaß machen. Und dann werden wir sehen, was wir in den nächsten ein, zwei Jahren realisieren können.

Schwarze News: Werdet ihr dann auch mit Eisblut live auftreten?

M. Roth: Nein, denke ich nicht. Das werden wir dann eher auf die Studiosachen beschränken. Mir schweben da wirklich extreme Knüppelparts mit orchestralen Refrains aufgeblasen vor. Das werden wir sehen wie wir das machen, aber ich denke Eisblut wird eher dahin tendieren den cleanen Part komplett außen vor zu lassen und da wirklich auf einer ganz brutalen Schiene zu laufen. Sodass es eben auf einer anderen Art ist, als bei Eisregen. Das wird bei Eisblut dann eben komplett auf härtere Vocals eingestellt. Bei Eisregen ist es eben so, dass der cleane Teil ganz gut dazu passt. Würden wir dies bei Eisblut auch noch weiterführen wären die Ähnlichkeiten einfach zu sehr gegeben. Da wird Eisblut auf jeden Fall ein sehr sehr brutales Projekt werden, und auch von der stimmlichen extravaganz in eine andere Richtung tendieren.

Schwarze News: Du sagtest ja schon, dass ihr im November eine Live-CD zu ehren der Kolonie einspielt. Ab wann kann man da mit dem Release rechnen?

M. Roth: Da müssen wir sehen wie es sich am besten machen lässt. Zuerst müssen wir sehen, wie es sich im Endeffekt anhört und ob wir noch ein bisschen am Sound basteln müssen. Dann müssen natürlich noch die Artworks ausgearbeitet werden. Live Bilder werden reinkommen und evtl. ein gezeichnetes Cover – da bin ich mir noch nicht ganz schlüssig drüber. Ich denke so drei oder vier Monate danach wird die CD dann raus kommen.

Schwarze News: Werden nur abgeänderte „Krebskolonie“ Songs darauf zu finden sein oder auch neueres Material?

M. Roth: Wir werden auf alle Fälle auch das neue Material aufnehmen. Mal sehen wie sich die beiden Shows dann entwickeln. Ich hatte heute schon mit Massacre darüber gesprochen. Denen wäre es auch ganz recht, wenn wir das Album als Doppel CD rausbringen könnten. Dann könnten wir natürlich nicht die indizierten Lieder, die noch im regulären Set zu finden sind, spielen, da es ja eine „ab 18“ Show sein wird. Aber wir haben auch dann noch genügend Material, um auch eine zweite CD mit neueren Liedern zu füllen. Grade „Eisenkreuzkrieger“ oder auch „Elektro-Hexe“ sind in einer Live Version bestimmt auch nicht das Übelste.

Schwarze News: In wie weit müsst ihr die Lieder textlich verändern? Reichen da einzelene Worte? Ich erinnere mich das ihr auf der Blutbühnen Tour in Osnabrück „Nonnen für die Schweine“ gespielt habt.

M. Roth: Nein, es werden dann auch schon die Formulierungen umgesetzt und das Lied komplett ein bisschen umstrukturiert. Von der Gitarre her wird dabei auch eine andere Tonart gespielt, sodass auch das nicht Inhalts gleich ist. Im Endeffekt weiß man ja nie so genau, was die Bundesprüfstelle dazu sagen wird. Auf jeden Fall sind die Lieder dann nicht mehr inhaltsgleich. Ein paar Passagen wie z.B. bei dem Titelsong der ersten KK wurden auch komplett noch mal abgewandelt, damit man dann auch wirklich eine Unterscheidung sieht.

Schwarze News: Mit „Blut ist Leben“ befindet sich einer eurer Demo Songs auf dem Knochenkult Digi, wird es noch weitere solcher Neueinspielungen geben? Grade bis Zerfall wird die Produktion den Liedern ja nicht sehr gerecht.

M. Roth: Den Song habe ich durch Zufall wieder entdeckt als ich während einer Fahrt mal ein bisschen

Eisregen "Knochenkult"
Eisregen

im Handschuhfach meines Autos gekramt habe. Dabei habe ich dann die Zerfall mit dem Bonus Demo gefunden und seit Jahren das erste mal wieder „Blut ist Leben“ gehört. Ich fand den Song dann eigentlich recht cool, aber diese schlechte Demoproduktion störte eben. Das mal wieder aufzuarbeiten und es selbst in guter Qualität hören zu können war der Hauptgrund. Aber andere Lieder fallen mir jetzt auf Anhieb nicht ein. Es war halt das Lied, das aus dem Demo heraus gestochen hat.

Schwarze News: Ich dachte weil ihr „In der Grube“ ja auch schon sehr stark neu eingespielt habt…

M. Roth: Mal sehen. Ich denke eine komplette Neueinspielung würde dem Album auch nicht gerecht werden. Es ist halt zu einer Zeit entstanden, als das gewisse „Black Metal Feeling“ noch vorgeherrscht hat. Was ich mir evtl. noch vorstellen könnte, wäre diese Fleischhaus Single noch mal zu machen. Das haben wir zwar schon einmal auf einer Mini CD, aber die ist ja mittlerweile auch wieder vom Markt verschwunden durch einige Lieder die da drauf waren. Dieses Fleischhaus oder auch „Nichts währet ewiglich“ wären sicher irgendwann noch mal gute Bonuslieder.

Schwarze News: „Blutbahnen“ ist ja jetzt kürzlich der Indizierung entgangen. Hast du textlich auf solche Probleme geachtet oder schreibst du einfach kompromisslos wie immer?

M. Roth: Nein, das interessiert mich eigentlich nicht. Die Texte zu Knochenkult waren auch schon lange fertig bevor die Entscheidung zu Blutbahnen gefällt war. Was wir gemacht haben ist ja jetzt dieser lustige Einleger und dieser Aufkleber, was ein Anreiz der Bundesprüfstelle war, die sich gewünscht haben, dass von Außen her schon ersichtlich wird, dass die CD dem Horror Genre zugehörig ist. Wir hatten eben darüber gesprochen, dass psychisch labile Jugendliche die Texte fehlinterpretieren können und deswegen haben wir halt diesen Warnhinweis angebracht. Da ist sicher eine gewisse Ironie dabei, aber an sich ist der Warnhinweis schon berechtigt.

Schwarze News: Also war es eine Auflage des Gerichts, dass ihr das machen müsst?

M. Roth: Nicht unbedingt, nein. Also Auflage war es nicht – wir haben es gemacht auf Anraten der Bundesprüfstelle. Wir hätten es natürlich auch weglassen können, aber ich meine so ein Aufkleber kostest ja nur Cent-Beträge und den kann man ruhig mal mit drauf machen. Wir haben dann ja auch gleich die Rückseite des Einlegers als Werbefläche für die kommenden Shows genutzt und da war es eigentlich schon ganz gut.

Schwarze News: Denkst du das ihr weiterhin damit Probleme haben werdet?

M. Roth: Das lässt sich so nicht Abschätzen, weil de BpjM wird ja selber nicht tätig. Sie geht ja auch nur auf Anträge ein, die gestellt werden. Wenn da jetzt irgendeiner Polizeidienststelle unsere Musik oder Texte nicht gefallen, dann kann es schon passieren, dass sie da wieder einen Antrag stellen. Aber das ist reine Willkür. Einige von den alten Alben sind komplett verschont geblieben. Grade bei „Leichenlager“ war nie irgendwas in der Richtung und auch Eisblut ist verschont geblieben, obwohl da die Texte extrem hart waren. Es kann aber auch durchaus sein, dass auf alte Alben irgendwann mal ein Antrag gestellt wird, da steht man nicht dahinter.

Schwarze News: „Knochenkult“ ist ja jetzt auf Platz 40 der Charts eingestiegen. Damit liegt es noch ein wenig hinter Blutbahnen. Rechnest du noch mit einem Anstieg?

M. Roth: Nein, natürlich nicht. Bei Metalbands ist es eben so, dass die treuen Fans sich das Album natürlich in der ersten Woche kaufen und das Album danach schnell wieder zurückfällt. Das wir in der zweiten Woche noch einmal so viele rekrutieren, um nochmal zu steigen ist eigentlich nicht sehr realistisch. Ob wir auch in der zweiten Woche noch in den Top 100 vertreten sind müssen wir abwarten, aber die Tendenz geht schon dahin, das wir noch einen Chartentry haben, aber dann eben auch weiter unten. Muss dazu sagen das jetzt im September auch extrem viele sehr große Bands aus dem Pop, Rock und auch Volksmusikbereich ihre Alben auf den Markt gebracht haben. Da ist die Positionierung auf 40 eigentlich noch höher anzusiedeln, als damals bei der Blutbahnen die im April rauskam, wo eigentlich ein relatives Loch war. Ich denke auch wir haben jetzt von der „Knochenkult“ mehr verkauft, als damals von der „Blutbahnen“ in der ersten Woche. Sowas lässt sich natürlich erst nach ein paar Monaten genau feststellen, wenn die ganzen Auflistungen exakt gemacht worden sind von den Läden. Jetzt grade durch Metallica und Peter Maffay war da doch extrem viel Konkurrenz in dieser Woche.

Schwarze News: Mit dem Release Date schien es einige Missverständnisse gegeben zu haben. Hat euch das beim Charteinstieg geschadet?

M. Roth: Das dürfte eigentlich nicht so groß ins Spiel gekommen sein. Viele Magazine hatten zwar angekündigt das es am 26. erst raus kommt, aber es ist auch in den meisten Magazinen korrigiert worden. Ich denke das wird da eher nicht ganz so reingespielt haben.

Schwarze News: Ich frage, weil ich leider selbst am ersten Tag einige Probleme hatte das Album zu kaufen, weil viele Läden davon überzeugt waren es würde erst eine Woche später erscheinen…

M. Roth: Ja, das habe ich schon einige Male gehört. Man wird sehen, vielleicht haben wir ja Glück und bekommen dadurch eine ähnlich hohe Platzierung in der zweiten Woche, dass wäre natürlich sehr gut.

Schwarze News: Wird es auf zukünftigen Alben wieder eine Geige geben, oder kommt ihr jetzt komplett ohne aus?

M. Roth: Da haben wir uns dagegen entschieden. Das war eigentlich auch damals beim Songwriting nie entscheidend. Wir haben die Songs eigentlich auch auf allen alten Alben entweder auf Keyboard oder auf Gitarre entworfen. Die Geige war soweit ich mich erinnern kann nie für irgend ein Lied verantwortlich. Deswegen ist es für uns persönlich eigentlich nicht so entscheidend, dass die Geige nicht mehr dabei ist, weil die Lieder immer so entstanden sind und die Geige seit jeher ein ausschmückendes Element war. Wir haben sie auf der „Blutbahnen“ zwar noch ein wenig mit drauf gehabt aber auch festgestellt, dass es eigentlich unnötig war, weil die Lieder an sich nicht wenig anders geklungen hätten hätte man sie weg gelassen. Bis auf ein paar kleine Orchestersätze wird das wohl auch in Zukunft beibehalten werden.

Schwarze News: Also wird das jetzt soweit alles über Keyboard eingespielt. Mir ist auch aufgefallen, dass ihr Live noch keinen neuen Bassisten habt. Wird das auch so beibehalten, dass Bursche Gitarre und Bass übernimmt?

M. Roth: Ja sicher. Wir hatten über die Jahre hinweg mit dem Bass eigentlich immer Probleme. Es waren immer Leute die eigentlich nicht unbedingt zu der Band gepasst haben und wir haben es dann auch irgendwann aufgegeben. Bursche spielt jetzt mit einem Effektgerät, das die Basstöne direkt zu seinem Gitarrenspiel hinzu modelliert und da hast du dann durch diesen Gitarrensynthesizer einen genau passenden Bass hinzu und brauchst dich nicht mit irgendwelchen Leuten herum zu ärgern. Das ist auch für die Bandchemie sehr wichtig, dass nur Leute in der Band sind, auf die man sich wirklich hundertprozentig verlassen kann und die wirklich komplett hinter Eisregen stehen.

Schwarze News: Woher nimmst du die Inspiration für deine Texte?

M. Roth: Das ist so eine Sache. Es ist ja bekannt, dass ich extremer Horror und Filmsammler bin und da ist natürlich ein sehr weites Spektrum, das da reinspielt. Ich habe auch immer schon eine sehr lebhafte Phantasie gehabt und Ideen für die Texte kommen immer ganz unterschiedlich. Manchmal wache ich Nachts auf und ein Text ist fast komplett fertig und ich brauche ihn nur noch nieder zu schreiben. Ich habe mir auch angewöhnt, das gleich immer zu machen, weil wenn man sich dann wieder hinlegt und schläft ist dann manchmal die Idee oder der komplette Text flöten gegangen. So sind schon einige Lieder entstanden. Der Text zum schwarzen Gigolo z. B. Ist in meinem letzten Urlaub entstanden. Wir waren am Rhein auf einem Spielplatz, und ich hatte auf einmal fast den kompletten Text. Ich hatte nur eine Plastiktüte und einen Kugelschreiber dabei und der Text ist dann, so wie er jetzt auf dem Album ist, innerhalb von 10 Minuten entstanden. Man hat halt manchmal Geistesblitze und muss den einfach sofort ausnutzen, um ihn festzuhalten. Man kann das aber auch nicht erzwingen. Manchmal sitzt man an bestimmten Texten auch wochenlang rum und kommt da nicht weiter. Das ist immer ganz unterschiedlich.

Schwarze News: Was hörst du denn persönlich für Musik?

M. Roth: In letzter Zeit eigentlich gar nichts mehr. Ein paar Filmsoundtracks noch aber Metalbands sind es relativ wenig. Worauf ich mich absolut freue ist wenn Bethlehem mal ne neue CD machen. Die sollen jetzt auch mal wieder ins Studio gehen. Das ist eigentlich eine sehr gute Band. Live sehe ich sehr gerne Jack Frost, die Österreicher aber das war´s dann eigentlich auch fast schon. Also so aus dem herkömmlichen Metalbereich höre ich eigentlich schon ein paar Jahre nichts mehr.

Schwarze News: Damit sind wir auch schon am Ende angelangt. Möchtest du den Schwarze-News Lesern noch etwas mitteilen?

M. Roth: Die berüchtigten letzten Worte gell? Ich weiß nicht. Wer uns kennt hat sich wahrscheinlich das Album eh schon besorgt aber wer jetzt Interesse daran gefunden hat sich mal näher mit Eisregen zu beschäftigen, kann gerne mal auf unserer Myspace Seite (myspace.com/frissscheisse) vorbei schauen und in Stahlschwarzschwanger rein hören. Dann wird die Musik schon etwas deutlicher werden. Oder man merkt das man lieber etwas Abstand davon nimmt, denn es ist schon ein sehr charakteristisches Lied. Und wer Interesse hat sollte es sich auf alle Fälle mal über Myspace anhören.

Beteiligte:

Tobias „Zigeunerjunge“ Geers (Interviewführung, Interviewschreiber)

Dennis „Bieberpelz“ Knoll (Technik, Management)

Johannes „Kettenhund“ Buß (Technik)

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