Elfenlied (Anime Review und Kritik)

Elfenlied

„Die Uhr steht. Aber sie ist aufgezogen. Ein kleiner Stoß und die Zahnräder greifen ineinander. Das Getriebe kommt wieder  in Gang. Selbst ein kleiner Lichtstrahl vermag nicht mehr als ihr die Dunkelheit ihrer eigene Seele zu verdeutlichen. Und auch wenn ihr Gedächtnis zurückkehren sollte, was werden die verdrängten Erinnerungen in Ihr auslösen?“

Für die einen ein subtiler Splatter, für die anderen ein Meisterwerk: Bei „Elfenlied“ spalten sich die Meinungen der Kritiker und Fans. Doch was steckt hinter der Geschichte der Diclonii? Wer sind die gefürchteten Killermaschinen, die scheinbar herzlos Menschenmassen niedermetzeln?

Das Leben findet einen Weg„, sagte einst Ian Malcolm in Jurassic Park und so macht die Evolution auch nicht vor dem modernen Japan Halt. Nur werden hier keine urzeitlichen Lebewesen wiederbelebt, das neue Forschungsmaterial sind die sogenannten „Diclonii„, eine mutierte Spezies, die den Menschen in vielen Punkten überlegen ist. Kinder, die mit den Merkmalen geboren sind, werden sofort getötet, damit sie keine Bedrohung darstellen; doch in einer Institution fernab des Festlands, werden Diclonii zu Forschungszwecken gehalten. Dort beginnt die Story von „Elfenlied“.

Stille. Ein großer, karger Raum. In der Mitte ein Mädchen – in Zwangsjacke, an ein Gerüst verankert. Ihr Kopf ist in einem schweren Eisenhelm gefangen. Zwei bewaffnete Männer sind bei ihr, doch wie durch Geisterhand werden sie brutal massakriert. Nachdem sie alleine ist, befreit das Mädchen sich binnen Sekunden und verlässt schleppend den Raum. Doch ihr Treiben blieb nicht unbeobachtet und die ganze Institution ist schnell, schwer bewaffnet, auf den Beinen um sie aufzuhalten. Doch sie zieht weiter ihre blutigen Bahnen und entschwindet letzendlich durch eine offen gelassene Tür auf eine Klippe Richtung Freiheit. Womit die Killerin nicht rechnete, war ein Scharfschütze, der sie kurz vor ihrem Ziel am Hinterkopf traf und so stürzt sie ins Meer.

Die erste Sequenz von Elfenlied ist sicher nichts für zarte Gemüter, doch man sollte sich nicht von vornherein abschrecken lassen, denn die Geschichte entwickelt sich zu einem abwechslungsreichen Gesamtpaket.

Schon kurz darauf lernen wir Kohta und Yuka kennen, zwei junge Studenten die zusammen in einer verlassenen Pension leben. Bei einem Strandspaziergang finden sie ein völlig unbekleidetes und verwirrtes junges Mädchen, dass sich zudem ziemlich tollpatschig benimmt und scheinbar außer dem Wort „Nyu“ nichts sagen kann. Überrascht nehmen sie die Unbekannte ersteinmal mit zu sich. Doch dort müssen sie feststellen, dass nicht nur der Wortschatz des Mädchens, welches sie kurzerhand „Nyu“ taufen, beschränkt ist, sondern dass sie auch andere grundliegende Dinge nicht beherrscht.

Derweil herrscht in der Forschungsinstitution helle Aufruhr und es werden alle Mittel in die Wege geleitet um den Flüchtling zu fassen und eliminieren, denn sie ist eine der Diclonii.  Lucy ist ihr Name und wie erwartet ist sie niemand anderes als das Mädchen „Nyu“, welches Kohta und Yuka am Strand gefunden haben. Doch eines wissen die rennomierten Forscher noch nicht: Durch den Schuss hat Lucy eine Persönlichkeitsstörung entwickelt und ihr anderes Ich ist ein harmloses, etwas hilfloses Mädchen geworden, was sich nur durch Hörner auf dem Kopf, das Merkman der Diclonii, von anderen Menschen unterscheidet.

„Elfenlied“ ist ein trauriger Blick auf unsere Gesellschaft, die skrupellos und gierig nach immer mehr Macht strebt. Die vielschichtige Story bietet uns gut durchdachte Charaktere, deren Geschichten zum Nachdenken anregen. Der Zuschauer verfolgt ein emotionales Szenario, in dem es kein „Gut“ und „Böse“ gibt, sondern nur eine Grauzone in der viele Schicksale verwebt sind.
Natürlich stößt man auch auf die typischen Elemente der „Anime-Szene“. So sind einige Charaktere extrem niedlich dargestellt und auch mit Fanservice wird nicht gegeizt. Allerdings wurde sparsam gewürzt und so lockern diese Szenen den Anime zwar in bestimmten Momenten auf, zerstören aber nicht die melancholische Stimmung, die sich mit Verlauf der Geschichte aufbaut.
Die komplexe Story wird von einer wunderschönen Musikkulisse begleitet und auch die Synchronisation ist außergewöhnlich gut gelungen. Stimmungsvolle Bilder machen den Film auch visuell zu einem Erlebnis.

Grundlage des Films ist der gleichnamige Manga, von dem momentan in Deutschland 5 Bände erhältlich sind. Allerdings hat der Film ein alternatives Ende, was aber durchaus klug gelöst ist und eigenständig funktioniert.
Der Anime ist auf 13 Folgen ausgelegt, die in Deutschland auf 4 DVDs erhältlich sind. Außerdem gibt es noch eine, mit deutschen Untertiteln unterlegte, japanische Zusatzfolge. Die FSK der ersten DVD liegt bei 18 Jahren, die darauffolgenden drei sind ab 16 Jahren. Als Grund angegeben ist die extreme Gewaltdarstellung  und die freizügige Darstellung weiblicher Körper.


Elfenlied
Hoffnungslos: Gibt es für Diclonii nur die Einsamkeit?


Fazit:

Elfenlied ist in meinen Augen ein gelungenes Gesamtkunstwerk, dessen Kauf sich auch lohnt, wenn man bisher nicht großartig mit Anime in Kontakt war. Das emotional aufgebaute Szenario mit komplexer Story, interessanten Charakteren und wunderschöner Visualisierung fesselt den Zuschauer sofort und regt zum Nachdenken, abseits von „Gut“ und „Böse“, an.




Link zum deutschen Trailer von Elfenlied

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