Entertainment – Gender (Review und Kritik)

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Entertainment - Gender

Ganz ehrlich, Entertainment ist ein Name, der schlechte Wortspiele und abstruse Vergleiche geradezu herausfordert. Vielleicht werde ich es schaffen, diese zu vermeiden, eine Garantie darauf geben kann ich allerdings nicht. Aber zur Band an sich. Entertainment sind eine amerikanische Band, die sich ganz den urtümlichen Goth-Klängen, von Virgin Prunes bis Bauhaus, nicht zu vergessen The Cure, Joy Division und Alien Sex Fiend, verschrieben hat. Infotainment also (Und schon an einem sich förmlich aufdrängenden Wortspiel gescheitert). Wenn man es allerdings mit der Fressen-und-Titten-Sendung Galileo vergleicht, verdammt gutes Infotainment. Auch wenn die sehr komplexe und disharmonische Musik ihres Debütalbums „Gender“ beim ersten Hördurchgang nicht sonderlich unterhaltsam ist, eher verstörend und neblig.

Schließlich gehören jaulende, disharmonische Feedback-Gitarren, statische, dominante Basstöne, zerstückelte Synth-Sequenzen der altertümlichsten Sorte und fast bis zur Unverständlichkeit verhallter Gesang, der an Robert Smith erinnert, nicht gerade zu den Zutaten eines gut unterhaltenden Albums. Aber im Prinzip ist das doch egal- Schließlich ist das Cure-Klassikeralbum „Pornography“ auch nicht sonderlich anders aufgebaut. An dem Ziel, dieses Album zu erreichen oder gar zu übertreffen, sind viele gescheitert, und auch Entertainment reihen sich in die Reihe der Gescheiterten ein, machen sich aber gar nicht so schlecht, wie das jetzt klingt. Schließlich sind The Cure nicht umsonst Ikonen am Rand zum Gott-Status.

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SHURIKEN!

Der größte Kritikpunkt an diesem Album ist, dass es so verdammt kurz gehalten wurde. Erinnerung ans Vynilformat hin oder her, nur 36 Minuten Musik schallen einem hier entegegen, meiner Meinung nach viel zu wenig. Andererseits hat das den Vorteil, dass nicht viel Füllmaterial vorhanden sein kann. Dies spricht auf jeden Fall für das Album: 36 Minuten Qualität sind immerhin eine Leistung, die viele Bands nicht vollbringen können. Und von diesen im allgemeinen starken Songs stechen besonders „A Seduction Walks“ hervor, das anfänglich an Joy Division erinnert. „Patroness“ verzichtet fast völlig auf Gesangseffekte und klingt nach disharmonischen Cure und hätte eigentlich auch auf das „Pornography“-Album gepasst. „Flesh!“ ist sicher der anfänglich hörbarste Song und bietet sehr gute Post-Punk-Kost für Nostalgiker und 80s-Freaks.

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Fazit: Ein für Old-School-Fans sehr sehr ansprechendes Album, das gerade für Ohren, die an sperrige Kost gewohnt sind, gute Unterhaltung bieten.  Für Fans der alten Cure, Alien Sex Fiend, Virgin Prunes, Bauhaus oder auch Joy Division und Christian Death ist das Album zumindest eine dringende Hörempfehlung. Dennoch sind Entertainment noch steigerungsfähig: Man merkt der Band ein großes Potential an, das noch sehr brach liegt. Ich würde zugunsten klarerer Songstrukturen auf einige zugegebenermaßen interessante Details verzichten, mit denen die Band ihre Songs fast komplett zuhaut, dass das erste Hören erst mal Kopfschmerzen bereitet. Die weiteren Hördurchgänge machen das Album aber zu einem sehr interessanten Stück Nostalgie, das bei Liebhabern nicht so schnell aus dem CD-Player verschwinden sollte.


Tracklist:Amazon - Schattenschleier

  1. Romance In A Rain
  2. Swing Movements
  3. A Seduction Walks
  4. Patroness
  5. New Joys
  6. Nervous Talks
  7. Confusion of Senses
  8. Flesh!
( 7 / 10 )
7 / 10

Veröffentlichung: 13.03.09

Homepage: www.entertainme-nt.com

Highlights:

A Seduction Walks
Patroness
Flesh!
Nervous Talks

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