Über Hypnotic Dirge Records sind in letzter Zeit eine Menge mehr oder weniger starke Veröffentlichungen zu uns rüber gekommen. Im Gegensatz zu den Labelkollegen Ov Hollowness oder Funeral Fornication stammt der Mann hinter Evoke Efrits nicht aus dem beheimateten Kanada sondern aus dem Iran. Black Metal Bands scheinen in Teheran mehr als rar gesäht zu sein. Gerade deshalb ist es merkwürdig, dass man von einem Projekt mit einem Backkatalog von acht Veröffentlichungen bisher so wenig Notiz genommen hat. Ob Count de Efrits neunter Output mit dem Titel „Conceptual Horizon“ daran allerdings etwas ändert, lest bitte im Folgenden:
Das Cover lässt es vermuten, die ersten Töne bestätigen es: Obwohl der Mann sich „Count“ nennt und damit einen Hang zum theatralischen Black Metal Puristen durchscheinen lässt, verbirgt sich hinter Evoke Efrits nicht gerade Schwarzmetall in Reinkultur. Der „Post“ Trend scheint um sich zu greifen und dabei auch Teheran erreicht zu haben. Anders lässt es sich wohl nicht erklären, dass ein seit 10 Jahren bestehendes Projekt direkt mit klarem Gesang aufwartet, und auch ansonsten eher einen experimentierfreudigen Weg verfolgt. „Unmeaning Circle“ gibt den
Startschuss zu einem über eine Stunden langen Trip, irgendwo zwischen düsteren Ambientpassagen, wenigen Black Metalausbrüchen und gekonnt angewandten Klavier und Streicher-Arrangements. Die zu Beginn aufgefallenen Klarvocals sind dabei weniger Ausnahme als eine von vielen Facetten des wechselhaften Gesangs, der öfter auf geflüsterte Momente zurückgreift als wirklich auf harsches Gekeife. Eben jenes kommt eigentlich nur in den schnelleren Momenten zum Einsatz, was diese gleich noch markanter hervorstechen lässt. Wirkliche Black Metal Ausbrüche sind relativ selten, da die Gitarre grundsätzlich eher ausschmückend anstatteines wirklichen Stilmittels verwedet wird. Stattdessen stützt sich die Scheibe großflächig auf Syntie-Teppiche und hypnotische Monotonie, Melancholie und etwas triefenden Pathos. „Hills Of Ashes“ zitiert Beethovens Mondscheinsonate und gelegentlich finden die obligatorischen Samples ihre Anwendung. Welche depressiv angehauchte Black Metal Band die etwas auf sich hält kommt schon heute ohne sowas aus? Auf wirklich unerwartetes wartet man also vergebens, aber dennoch weißt das Album eine Atmosphäre auf, die dichter kaum sein könnte. Alles geht in einanderüber, lässt Träumen, abschweifen und in instrumentalen Stücken wie „Floating Energies From Nature“ versinken. Besonders erfreulich ist dabei die glasklare Produktion und der Umstand dass man dem Mann hinter den Intrumenten seine Dekade „Beruferfahrung“ durchaus anhört. Kein Instrument sticht negativ hervor und auch der Drumcomputer fällt nicht unangenehm ins Gewicht. Wenn man sich von dem schiefen Gesang direkt zu Beginn nicht zu sehr abgeschreckt fühlt und der Platte eine Chance einräumt ist „Evoke Efrits“ hier eine ziemlich gute Scheibe für ruhigere Minuten gelungen, in denen man einfach nur abschalten kann.
Fazit: Kopfhörer aufgesetzt, ein gutes Buch zur Hand genommen und sich im Sessel von Count de Efrits mit einem wirklich ziemlich guten und emotionsgeladenen Stück Musik berieseln lassen. „Conceptual Horizon“ ist kein Album für einzelne Lieder, es gibt keine „Songs“ die hervorstechen. Dafür ein immer wieder Momente die es Wert sind ihnen seine volle Aufmerksamkeit zu schenken und die Freunden atmosphärischen Black Metals ebenso zusagen dürften wie Anhängern von düsteren Ambientklängen.
Titelliste von „Conceptual Horizon“
- Unmeaning Circle
- Faceless Moments
- All That We Lost
- A Celebration For Sorrow
- I Just Wish…
- I Walk Into The Darkness
- Hills Of Ashes
- We Can Fly Once More
- Floating Energies From Nature
- Eternal Wounds
- Dreamy Painting
Anspieltips:
Die Gesamtatmosphäre macht dieses Album aus.
Erscheinungstermin:
29.07.2011
http://www.hypnoticdirgerecords.com/