Faun – Buch der Balladen (Review und Kritik)

Buch der Balladen
Buch der Balladen
Seit der Gründung im Jahre 1999 macht die Münchner Formation „Faun“ mit Musik von sich reden, die sie selbst in Ermangelung treffenderer Bezeichnungen als „Paganfolk“ klassifiziert. Diese erinnert nicht nur wegen der vielfachen Verwendung klassischer Instrumente wie etwa Dudelsack, Lauten oder Hackbrett stark an mittelalterliche Musik und ist größtenteils recht ruhig und melancholisch gehalten. Naturverbundenheit ist ein wichtiger Bestandteil der Musik von Faun, was bereits durch den Namen des Projektes zum Ausdruck gebracht wird – der Faunus nämlich gilt in der Mythologie als Waldgeist oder gar als Gott der freien Natur.

Buch der Balladen“, das komplett akustisch gehaltene neue Album der Gruppe, macht seinem Namen auf zweierlei Weise alle Ehre. Zum Einen wurden hier in insgesamt neun balladesken Stücken verschiedene mittelalterliche Märchen und Sagen vertont, zum Anderen aber wird die CD nicht mit einem einfachen Booklet, sondern – auch in der regulären Edition – tatsächlich in einem sehr schönen Hardcover-Buch ausgeliefert, in dem auf insgesamt 44 illustrierten Seiten neben den Texten der einzelnen Stücke auch die Noten und Gitarrenakkorde nebst Erläuterungen zu finden sind, wodurch man auch zum selbstständigen Musizieren aufgefordert wird. Insgesamt also ist die Aufmachung des Albums geradezu eine Augenweide, die alleine schon einige Pluspunkte in der Gesamtwertung bedeuten sollte – aber das Wichtigste ist immer die Musik selbst, welche im Folgenden genauer beleuchtet werden wird.

Nach einem kurzen, von einer weiblichen Stimme gesprochenen Intro folgt mit dem „Sigurdlied“ das erste vollwertige Stück des Albums, welches die Sage von Siegfried, dem Drachentöter, behandelt. Das ruhig gehaltene Stück gibt bereits einen guten musikalischen Ausblick auf den Rest des Albums. Der deutschsprachige Gesang wird von ein einer elfenhaft und zerbrechlich wirkenden weiblichen Stimme ausgeführt, welche im Zusammenspiel mit den Instrumenten eine geradezu märchenhafte Stimmung aufkommen lässt.
Im folgenden „Herr Heinerich“ dann kommt neben der Sängerin erstmals auch relativ heller männlicher Gesang zum Zuge. Musikalisch ist das Lied dem ersten nicht unähnlich, durch die Verwendung von Rufen und Gelächter im Hintergrund gewinnt es gegen Ende jedoch nochmals stark an Atmosphäre.

Faun
Faun
Mit „Sen Polska“ folgt anschließend ein rein instrumentell auf der Geige vorgetragenes Stück. Das sich daran anschließende „Tanz über die Brücke“ ähnelt musikalisch einmal mehr den ersten beiden Stücken und weiß durch den melodischen weiblichen Gesang ebenso wie diese zu überzeugen.
Gänzlich anders jedoch stellt sich danach „Brynhildur Táttur“ dar, welches sich direkt an das vorherige Lied anschließt. Es ist A Capella und beinhaltet mehrstimmigen Gesang, begleitet vom Rauschen des Wassers und dem Zwitschern der Vögel, was an den beschwingten Gesang einer Dorfgemeinschaft auf einem Marktplatz erinnert.
Bei „Nahtegal“ wiederum handelt es sich um ein instrumentelles Flötenstück. Im Anschluss daran verabschieden sich Faun bei „Jahrtausendalt“ ebenso wie schon bei „Brynhildur Táttur“ von der sonstigen märchenhaften Stimmung, um ein eher festliches, von fröhlichem Händeklatschen untermaltes Stück darzubieten.
Darauf folgt dann „Der wilde Wassermann“, in dem die tragische Geschichte der unfreiwilligen Ehe einer Fee mit einem Wassermann in einem Duett aus männlichem und weiblichem Gesang erzählt wird.
Abgeschlossen wird das Album anschließend mit dem Lied „Belle Dame Sans Merci“, welches trotz des französischsprachigen Titels bis auf einige wenige französische Zeilen deutschsprachig gehalten ist. Dieses Lied wird erstmals ausschließlich mit männlichem Gesang vorgetragen.

RidleyFazit:
Mit „Buch der Balladen“ haben Faun ein – sowohl optisch als auch musikalisch – sehr gelungenes Werk abgeliefert. Durch das Zusammenspiel der akustischen Instrumente mit dem feenhaften weiblichen Gesang kommt eine wirklich märchenhafte Atmosphäre auf, die wunderbar zu der Thematik der Texte passt. Das Werk krankt jedoch auch ein wenig an einer gewissen Eintönigkeit – bis auf das sich musikalisch recht stark abhebende „Brynhildur Táttur“ sind sich die Lieder einfach zu ähnlich, um wirklich Abwechslung bieten zu können. Darüber kann man allerdings angesichts der besinnlichen Stimmung, die durch das Album vermittelt wird, leicht hinwegsehen.

Trackliste:

  1. Prolog
  2. Sigurdlied
  3. Herr Heinerich
  4. Sen Polska
  5. Tanz über die Brücke
  6. Brynhildur Táttur
  7. Nahtegal
  8. Jahrtausendalt
  9. Der wilde Wassermann
  10. Belle Dame Sans Merci
8/10
8/10
Anspieltipps:
-Sigurdlied
-Tanz über die Brücke
-Der wilde Wassermann

Erscheinungstermin:
20.11.2009

Faun – Homepage
Faun auf MySpace

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