Legacy Fest

Festivalbericht: Legacy Festival 2009 (Fotos und Bilder)

Legacy Fest
Legacy Fest

Vom 20. bis zum 23. Mai fand das viel umworbene und mit einem allgemein zufriedenstellenden, großartigen Line-Up das Legacy Fest, ein Festival anlässlich des 10. Jubiläums des Magazins Legacy in Dessau statt (wir berichteten). Die Bands hielten ihr Versprechen, jedoch der Organisation unterliefen bei der Planung des Festivals schwerwiegende Pannen, die die ansonsten gewohnt gute Festivalstimmung der Besucher arg in Mitleidenschaft zog.

In Dessau angekommen erwartete die Besucher bereits am Mittwoch Nachmittag ein recht überschaubares Lager. Da nur wenige tausend Besucher erwartet wurden und teilnahmen, gehörte das Legacy Fest zu den kleineren, dafür aber auf dem Campingplatz gemütlichen und überschaubaren Festivals – die Stages waren von überall in gut 5 Minuten erreichbar.

Jedoch wurde als Campground eine (sich parallel noch in Benutzung befindliche) Schafsweide gewählt, die nicht nur übermäßig durch gut 30 cm tiefe Schlaglöcher, sondern auch von Unmengen an Schafskot gezeichnet wurde. Besonders letzteres machte bei dem schlechten Wetter am Donnerstag und Freitag besonders Spaß, da jeder Schritt eine neue Konsistenzerfahrung des Kots mit sich brachte.

Nichtsdestotrotz half der konsumierte Alkohol den meisten über diese missliche Tatsache hinweg. Die trotz des ausdrücklichen Glasflaschenverbots eher mäßigen Kontrollen (am Mittwoch sogar ohne Taschen zu öffnen) trugen zum feucht-fröhlichen Genuss bei, nachdem 10€ in ein Parkticket investiert wurden, konnte man auch bequem neben dem Auto campen. Spätestens nun wurde einem die Schizophrenie der Situation bewusst: Der Campground war nur zu einer Seite abgezäunt! Kein Wunder mehr über die schwachen Kontrollen, man hätte einfach die Wiese von der anderen Seite betreten können und kistenweise die Flaschen herbringen können. Warum allerdings 10€ für ein Parken auf einer ungeschützten Wiese eingenommen wurden, entbehrte nun jedoch jedem Sinn. Positiv aber, dass ein Verlassen des Geländes mit dem Auto problemlos möglich war, um in Dessau einzukaufen, falls der nahe gelegene Penny Markt nicht ausreichte oder immer noch zu fern für den bequemen Camper lag.

Zur sanitären Versorgung kann ich nur eines sagen: Schlimmer gehts kaum. Viel zu wenig Dixis, die auch nur einmal am Tag geleert wurden, sodass die meisten Besucher es den in der Nachbarschaft grasenden Schafen gleichtat und sich in freier Wildbahn erleichterte. Auch die Duschen waren ein Erlebnis mit besonderem Charme: entweder ausschließlich eiskalt duschen, oder sich dem Heißwasser anvertrauen. Das Warnschild vor Verbrennungsgefahr sollte die meisten jedoch davor abgeschreckt haben.

Legacy Stage
Legacy Stage

Die Security war anscheinend auch zu großer Sorge um das baldige (Wieder-)Weideland angewiesen: So wurden bereits am Donnerstag Besucher dazu angewiesen, ihr Lager zu säubern. Andererseits haben sie auch einen guten Job gemacht, direkt vor Sodom das Festivalgelände vom Campingplatz abzuschotten („Die Mauer muss weg“-Rufe waren vorprogrammiert) und somit die, wer auch immer die Zugänge zu den Stages plante, Menschen in den viel zu engen Gassen zwischen den Stages vor der wartenden Meute zu schützen, die sich gnadenlos auf das überfüllte Gelände gedrängt hätte.

Dazu muss leider erwähnt werden, dass es nie zu einer solchen Situation gekommen wäre, wenn nicht die Mainstage aufgrund des Unwetters zerlegt worden wäre und so Sodom nicht zum Auftritt in den kleineren Hangar verlegt worden wäre. Dass bei einem Open Air-Festival mit voriger Unwetterwarnung eine stabile Stage nicht gewährleistet werden konnte, trübt schon den Eindruck des Festivals, da es so zu Komplikationen mit den Auftritten der (trotz widriger Umstände) fabelhaft spielenden Bands kam.

Ein weiteres, bereits im Vorfeld geahntes Ärgernis war das Festivalgeld, welches (vom Rücktausch ausgeschlossen) zum Erwerb materieller Güter (allen Voraus Essen und Bier) ertauscht worden musste. Anstatt zu beschleunigen, hinderte es am Verkauf und die Wartezeiten auf ein Getränk stiegen ins Unermessliche – wobei die Gefoppten eh diejenigen waren, die sich etwas anderes als Bier orderten. Die erworbene Cola war, zumindest im Kreise unserer Redaktion, stets pisswarm. Auch sehr nett war eine für 2,50€ angebotene Pizza: sie besaß Keksgröße (Prinzenrolle, ihr wisst schon).

Aber nun genug genörgelt: es war immer noch ein Festival. Ein sehr gelungenes sogar. Trotz zweier verregneter Tage war die ausgelassene Stimmung der Besucher nicht zu bremsen, Komplikationen wurden, wenn auch murrend, in Kauf genommen und der musikalische Kurzurlaub gemeinsam mit seinen Campingkumpanen bei dem einen oder anderen Bier genossen.

Und natürlich bei metallischer Musik. Da das wichtigste des Festivals, der Grund für die bei dem einen längere, bei anderen kürzere Pilgerfahrt nach Dessau, und zwar die Auftritte der anwesenden Musiker bisher nur am Rande erwähnt wurden, gibt es nun einen Querschnitt durch das Line-Up der vergangenen 3 Tage:

Legacy Fest - Varg
Legacy Fest - Varg

Varg: Im Vorfeld war diese Band bereits heftig umstritten, die Meinungen konnten kaum gegensätzlicher sein. Jedoch zeigten die bayrischen Viking Metaler, dass sie durchaus in der Lage waren, das Publikum einzuheizen und legten einen grundsoliden Act hin. Die noch mäßige Stimmung mag teils auf die Band, aber gewiss auch auf den Anfang des Festivals zurückzuführen sein, da sie als eine der ersten Bands am Donnerstag nachmittag auftrat.


Legacy Fest - Kataklysm
Legacy Fest - Kataklysm

Kataklysm betrat am frühen Abend die Legacy Stage und machte ihren Namen alle Ehre: Die erfahrenen Musiker waren wie von anderen Gigs gewohnt solide und boten zu den parallel im Hangar auf der Stardust-Stage spielenden Excrementory Grindfuckers eine gute Alternative, wenn der Sinn nicht nach sinnentleerter Grind-Party-Musik stand. Günstig gelegt wurden so zwei unterschiedliche Zielgruppen angesprochen, die beide durch erfahrene Bands zufriedengestellt wurden. Dieses Lob lässt sich leider nicht für die nach Kataklysm aufgetretenen Apokalyptischen Reiter aussprechen: Dem Auftritt fehlte die Energie und das von den Vorgängerbands aufgeheizte Publikum war sichtlich enttäuscht. Die Band spielte zunehmend ältere Songs und baute keinen Druck auf, sodass sich viele Besucher an den nahegelegenen Getränke- und Essensbuden versammelten und eine Verschnaufspause einlegte.

Abschluss des ersten Festivalabends war für viele der Auftritt Satyricons – mit einer unglaublichen Energie erzeugten die Norweger eine ergreifende Stimmung, die auch den letzten Zweifler nich unberührt gelassen haben sollte. Besonders „Mother North“ zum Ende ließ mit der Band mitfiebern.

Legacy Fest - Mercenary
Legacy Fest - Mercenary

Nachtblut am Freitag Nachmittag boten eine Vorstellung, die hinter den Erwartungen leider weit zurückblieben: Der Sound auf im Hangar war nicht so berauschend, und bis auf „Ketzer“ und „Nie gefragt“ (die von Klang und Performance stark heraussprangen) wurden größtenteils neuere Werke gespielt, die wenig überzeugend klangen. Kurz vor dem großen Unwetter spielten Mercenary auf der Legacy Stage – Wer die Band mag, mag überzeugt sein. Da scheiden sich nunmal die Geister.

Nachdem Sodom bereits in auf die Stardust Stage verlegt worden war (und dort mit echt üblen Sound schranzte) wurde bekanntgegeben, dass aufgrund der Schäden an der Legacy Stage auch Behemoth im Hangar auftreten sollten. Nach anfänglicher Entrüstung und langem Warten stellte sich dies jedoch als Vorteil heraus: der prall gefüllte Hangar wurde von der polnischen Band wortwörtlich hinweggerissen – eine sehr geniale Stimmung, die unter freiem Himmel schwerlich erzeugt worden wäre. Große Begeisterung erfuhr auch Arch Enemy, die auf der wieder reparierten Legacy Stage auftraten: mit gewohnt guter Setlist und einer energiegeladenen Angela Gossow, die Rufe wie „Ausziehen!“ mit einem mitleidigen „Das habt ihr doch nicht nötig, oder?“ als wahrhaft unter dem Niveau der Veranstaltung zum Schweigen brachte, legten eine begeisternde rockige Darstellung hin, die dem gelungenen Freitag den letzten Schliff verpasste.

Legacy Fest - Endstille
Legacy Fest - Endstille

Der Samstag gestaltete sich wie die vorigen Tage, bei dem Line-Up auch kaum anders möglich, sehr begeisternd. Endstille wusste das Publikum zu unterhalten, Equilibrium bot den Fans ebenfalls einen soliden Auftritt. Erwähnenswerter ist jedoch Eisregen, die gegen Abend auf der Legacy Stage großen Zuspruch fanden. Michael Roth lockerte das Publikum immer wieder duch kleine Scherze in seinen Ansagen etwas auf, auch wurden wie gewohnt durch Umdichtungen das Spielen indizierter Songs möglich gemacht – allen voran der Titel „Krebskolonie“, die als „Totfleischkolonie“ oder auch „Leprakolonie“ zum Besten gegeben wurde. Wer dann noch Lust

Legacy Fest - Eisregen
Legacy Fest - Eisregen

auf etwas Thrash verspürte, genoss zum Abschluss des gelungenen Festivals noch Kreator auf der Legacy Stage oder sah Neara auf der Stardust Stage. Besonders bei Neara zogen die Festivalgänger noch einmal alle Reserven: bei einer Wall of Death und einem versuchten Circle-Pit durch die halbe Halle wurde der Ausklang der letzten 3-4 Tage noch einmal richtig gefeiert. Der Zeltplatz lichtete sich jedoch am Samstag Abend bereits gewaltig.

Trotz arger Kritik an der Organisation muss man bedenken, dass dieses Festival das erste Mal so stattfand und die Organisation sicher noch nicht so erfahren war – da über eine Wiederholung spekuliert wird, dürfte beim nächsten Mal aus den Fehlern gelernt worden sein und einiges besser laufen. Das schon im Vorfeld einfach umwerfende Line-Up jedoch hat die Erwartungen der Besucher sichtlich erfüllt, die Bands haben für 3 wunderbare Festivaltage gesorgt.

Zum Abschluss noch ein paar Bilder vom Festival:

Eisregen:

Legacy Fest - Eisregen
Legacy Fest - Eisregen
Legacy Fest - Eisregen
Legacy Fest - Eisregen







Legacy Fest - Eisregen
Legacy Fest - Eisregen
Legacy Fest - Eisregen
Legacy Fest - Eisregen







Endstille und Equilibrium:

Legacy Fest - Endstille
Legacy Fest - Endstille
Legacy Fest - Equilibrium
Legacy Fest - Equilibrium







Kataklysm und Varg:

Legacy Fest - Kataklysm
Legacy Fest - Kataklysm
Legacy Fest - Varg
Legacy Fest - Varg







Eine besondere Camping-Attraktion: Der Wahrsager

Legacy Fest - Wahrsager
Legacy Fest - Wahrsager
Legacy Fest - Wahrsager
Legacy Fest - Wahrsager

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