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Festivalbericht: Metalfest 2010 (Deutschland)

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Das erste Metalfest ist in Deutschland und Österreich im wahrsten Sinne des Wortes über die Bühne. Vier Tage waren wir für euch auf dem ehemaligen Flugplatz in Dessau und haben viele Bands erlebt, viele Besucher kennengelernt und viel Bier getrunken – einen Querschnitt durch das Festival und die prägensten Eindrücke werden wir euch in dieser Form wiedergeben.
Im vorigen Jahr noch als Legacy Fest in Dessau, nun aber unter dem Metalfest-Banner mit 4 weiteren Festivals in Europa vereint öffnete das beschauliche Festival am Mittwoch den 12. Mai die Tore um in den Folgetagen mit vielen Newcomern, aber genauso mit hochkarätigen Größen wie Vader, Testament, Legion of the Damned, Dornenreich und vielen weiteren eine musikalische Vielfalt für die angereisten Metalheads zu bieten.

Der Campingplatz, aus dem letzten Jahr noch wohlbekannt, wurde schnell bezogen und dank dem nahegelegenen Penny-Markt konnte jederzeit Nachschub an Nahrung und Getränken geholt werden. Jederzeit? Nein, dieses Jahr hat sich die Zahl derer, die auf Christi Himmelfahrt (Do, 13.05.2010) vergeblich versuchten, ihre Vorrate aufzustocken sehr reduziert, auch wir haben diesen Fehler nicht zweimal gemacht. Die moderaten Kontrollen der Securities an den Schleusen begünstigten eine nahezu reibungslose Anreise.
Die sanitäre Ausstattung war mit vielen Dixies, aber auch einer Containerreihe mit Toiletten und Duschen, welche für geringes Entgelt benutzt werden konnten für die Anzahl der Besucher mehr als ausreichend. Dabei konnte man alternativ zu 50 Cent für einen Toilettenbesuch und den 2 Euros für den Duschgang eine Flatrate für 5 Euro erwerben, was als echtes Schnäppchen sehr gut ankam. Die Dixies wurden dabei häufiger geleert, als wir sie benutzten – gab es doch die Toilettenflatrate.

Also Zelt und Pavillon aufgestellt, Campingstuhl und Bier rausgeholt, Grill an und gutgehen lassen – so war der Plan. Der Wetterbericht sah im Vorfeld bereits mit Wolken und kleineren Schauern bei maximal 15 Grad etwas spärlich aus, aber dass es mit dem Wind dermaßen kalt werden würde, haben nur wenige geahnt. Zum Glück waren Seitenwände für den Pavillion vorhanden, jedoch bei um die 5 Grad des Nachts wurde selbst dem Betrunkensten in seinem Schlafsack verflucht kalt.

Dies führte allerdings mehr dazu, sich zu bewegen, viel Zeit vor den Stages zu verbringen und sich bei guter Musik von den Darstellern aufheizen zu lassen, beim Bangen, Moshen oder anderweitig Bewegen. Auch die vielen Merchandise-Stände waren windgeschützte Zufluchten der Wärme und Geborgenheit, und so mancher fand ein Schnäppchen bei den ausgiebigen Besuchen der Stände. Das Angebot an Bandshirts und anderer Klamotten war groß und je nach Stand recht preiswert, der geübte Feilscher konnte jedoch immer einen guten Preis aushandeln. Ganz im Gegensatz das Essensangebot: Hier waren die Preise undiskutierbar, wenn nicht gerade diktatorisch. Für 5 Euro konnte man sich einen Cheeseburger erwerben, der dem von Burger King gerade das Wasser reichen konnte, auch gab es für diesen Preis ein Schälchen Nudeln beim Asia-Stand (was definitiv der Preisleistungsspitzenreiter war). Auch belegte Brötchen für 2,60 Euro anzubieten ist eher Bäckerpreis und alles andere als festivalfreundlich. Pommes mit Mayo/Ketchup für 3,50 Euro waren auch nicht preiswert, aber andere Alternativen zum eigenen Grill gab es kaum. Natürlich ist der Ticketpreis mit schlappen 60 € für ein solches Festival ein Traum, allerdings wären humanere Essenspreise auch dem Willen, öfter etwas zu bestellen zuträglich.

Sehr positiv aufgefallen ist die Abschaffung des „Festivalgeldes“, welche im Vorjahr auf dem Legacy Fest noch als Pfand für Getränkebecher ausgegeben wurde. Auch die Organisation der Spielzeiten der Bands lief super, die Bands wurden früh genug darauf hingewiesen, noch 2 Songs zu spielen und so kam es zu keinen größeren Ärgernissen in der Running Order. Wobei wir nun beim Wichtigsten angekommen sind, müssen wir euch beichten, dass unser Fotograf überaus kurzfristig beruflich gebunden nicht erschienen ist, was sehr ärgerlich für uns war.

Es folgen nun unsere Eindrücke und Erlebnisse der Auftritte, einige Bands haben wir bereits öfter gesehen, viele waren uns live auch noch nicht begegnet. Aber gehen wir chronologisch vor:

Mittwoch, 12.05.2010

Die erste von uns bestaunte Gruppe dieses Festivals sollten die Bayern von Ultrawurscht sein. Der Name lässt Grindcore vermuten und die Metal-Archives geben uns als lyrische Thematik „Sausages“ an – das steigerte natürlich die Vorfreude auf viel Krach und herumfliegende Innereien. Um so enttäuschender also, dass die Band außer einer lächerlichen Verkleidung und eher dümmlichen Wurstwitzchen wenig zu bieten hatte. Außer einigen Grüßen an den Würstchenhersteller Meica und einem etwas vergewaltigtem Slayer-Cover von „Raining Blood“ – (hier „Raining Brat“) blieb einem kaum etwas von dem was die Truppe um Sänger „Dr. Mett Wurscht“ so von sich gegeben hat im biergeschädigtem Kopf hängen. Angesichts eines selbst für Fans der Truppe etwas enttäuschenden Auftrittes waren die Erwartungen an Nuclear Blast´s Senkrechtstarter Milking the Goatmachine natürlich hoch gesteckt.  Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich mit den Ziegen nur sporadisch direkt nach dem Erscheinen ihres Debüts befasst habe, überzeugte die Herde mich auf ganzer Linie. Eine unglaubliche Live Show, bei der Hits wie das auch schon „verfilmte“ Sacred Reich Cover „Surf Goataragua“ nicht fehlen durften waren für mich der offizielle Anfang dieses großartigen Festivals. Fragte ich mich während des kompletten Auftritts auch wer von den vieren auf der Bühne nun singt, wurde ich mitlerweile darüber aufgeklärt dass Drummer „Goatleeb Udder“ auch live diesen Part übernimmt. Bei allem gegrunze kamen auch die Fans auf keinen Fall zu kurz – immer wieder wurden Bonbons aus einer Milchkanne ins Publikum geworfen und am Ende des Auftrittes entging mir nur knapp eine der begehrten Ziegenmasken des Quartetts – kurzum ein gelungener Grindcore-Einstieg in die kommenden vier Festivaltage. (Zigeunerjunge)
Ein kurzer Trailer von Milking the Goatmachine auf dem Metalfest 2010 von Nuclear Blast gibt es hier zu sehen:





Donnerstag, 13.05.2010

Arkona
Arkona

Als erste Band des Donnerstages begaben wir uns zu Arkona, welche mir durch ihr neues Album „Goi, Rode, Goi“ (wir berichteten) sehr positiv aufgefallen waren. Der Live-Auftritt der Russen war folglich Pflicht, und wir sollten es nicht bereuhen. Arkona spielten feinsten Folk/Pagan Metal, wobei die russische Sprache die Stilrichtung perfekt unterstreicht. Dabei bot Sängerin Maria eine Mischung aus klarem Gesang und vereinzelten Growls auf slawisch geprägter „Humpa-Melodie“. Der lebendige Auftritt überzeugte auch das zunächst zögerliche, aber verhältnismäßig zahlreiche Publikum vor der Main Stage. Dass sie definitiv auf diese Bühne gehörten, zeigten sie unter anderem mit dem Titelsong ihres neuen Albums, der beim Publikum gut ankam. (Gussi)

Burial Vault die in unserem emsländischen Raum mitlerweile eine Art Kult-Status genießen und im Vorjahr auch auf dem Legacy Fest auftraten, lieferten vor ihren Anhängern im Hangar einen gewohnt großartigen Auftritt ab. Das Papenburger Death Metal Quintett um Frontröhre Raimund Ennenga überzeugte für diese frühe Spielzeit auf voller Linie. Und immerhin kann man die ersten Bierchen auch zu den Growls der Lieder ihrer beiden EP´s „…there is no Resort“ und „Come to Grief“ leeren. Den fünf Niedersachen sah man dabei auch an, dass sie durchaus Spaß an ihrer Musik haben. Selten durfte ich einen Bassisten während er sein Instrument spielt so Propeller bangen sehen wie Amko Groeneveld – Amon Amarth verdächtig. (Zigeunerjunge)

Saltatio Mortis
Saltatio Mortis

Saltatio Mortis sind immer ein Garant für einen gelungenen Auftritt. Was die sieben Folk/Mittelalter-Rocker auch spielen, wo sie auftreten und vor welchem Publikum, sie wissen zu begeistern und anzufeuern, bis auch der letzte nicht mehr stillsteht. Frontsänger Alea zeigte sich dabei von seiner gewohnt gut gelaunten Seite, auch der Rest der Band füllte die große Mainstage mit Musik und Stimmung. Das ließ auch die Zuschauer nicht kalt, gab es doch einen kleinen Moshpit, selbst eine Wall of Death wurde angesagt und begeistert zelebriert.
Ähnlich lebhaft ging es bei den Finnen von Korpiklaani zu. Im Gegensatz zu vorigen Auftritten, bei denen sie regelmäßig soundtechnische Probleme hatten, welche die Auftritte versauten und eher zu einer Abneigung gegen Live-Erlebnisse mit dieser Band führten, haben sie mich auf dem Metalfest wieder überzeugt. Diesmal gut abgemischt gaben sie sich eine Stunde nach Saltatio Mortis auf der Mainstage alle Mühe, das versammelte Publikum mit ihrem Humpa-Folk-Metal wieder in die Feierlaune zu treiben. Natürlich durften dabei allseits bekannte Hits wie „Vodka“ und „Journey Man“ nicht fehlen. (Gussi)

Dornenreich
Dornenreich

Groß war die Spannung besonders wegen den Österreichern Dornenreich, zu denen wir nach einem kurzen, aber überzeugenden Abstecher zu Legion of the Damned auf der Main Stage gingen. Hatten mich seit „Her von welken Nächten“ nun wirklich alle Alben kalt gelassen und hatte ich schon mit verträumten Gedudel gerechnet wurde ich mit dieser Show eines Besseren belehrt. Die Tiroler haben ihre Wurzeln (die zweifelsohne mal im Black Metal lagen) nämlich auf keinen Fall vergessen. Diese Show war nicht ruhig, sie war nicht verträumt – sie war „Metal.“ Und vor allem, was später leider nicht mehr so war, hatte die Hangar Stage hier noch einen richtig guten Sound, so dass selbst Stücke wie das eigentlich sehr ruhige „Der Hexe flammend‘ Blick“ etwas schneller gespielt, hart und brachial rüber kamen. (Zigeunerjunge)

Freitag, 14.05.2010

Der Freitag sollte für so manchen Schwarzmetaller der musikalisch interessanteste Tag werden. Denn nicht nur aus Norwegen wehte mit Urgehal, die kürzlich ihr neues Album “Iconoclast” veröffentlicht haben, ein kalter Wind in Dessau. Nach ihrer Tour mit den beliebten Taake zogen auch hier die vier Düsterlinge mit ihrem “Pinhead” Gitarristen Enzifer wieder mal alle Blicke auf sich. Auch wenn spöttische Rufe aufgrund der inflationären Benutzung des Wortes “Satan” und der Rotzattacken von Fronter Trondr Nefas nicht wirklich ausblieben. Während ihres Auftrittes spuckte der Mann an der zweiten Gitarre nämlich durchgehend in die Luft – oft direkt zurück in sein eigenes Gesicht. Der Lacher dürfte es schon Wert gewesen sein den Black Metallern sein Ohr zu leihen. Wenn man dann aber noch den rockigen Querschnitt aus ihrem Schaffen gelauscht hat dürfte man vollends überzeugt gewesen sein. (Zigeunerjunge)

Kaum ein Auftritt interessierte uns im Vorfeld so sehr wie der Auftritt vom deutschen Pagan-Nachwuchs Varg. Bis zum Wacken-Statement noch oft in den Medien diskutiert und verrissen aufgrund Nazi-Vorwürfe gegen Sänger Freki (wir berichteten) konnten wir es kaum erwarten, diese Band auf der Bühne zu erleben. Bereits bei Betreten der Mainstage kam von einem Besucher direkt vor uns aus der zweiten Reihe der Zwischenruf „Freki, wo ist dein Absurdshirt?“, der für Gelächter bei den informierten Besuchern sorgte. Als darauf noch einige Hitlergrüße folgten, waren die Grenzen klar markiert, und die Band reagierte in einer Ansage durch Freki mit dem abschließenden Statement „Nazis, Fuck off!“. Danach folgte der Titelsong des neuen Albums „Blutaar“. Schade, dass diese Ansage bereits für die Paganfest-Tour einstudiert war (Blutaar folgte auch damals auf die Ansage), hatten wir doch auf ein paar individuelle Worte zum Thema gehofft angesichts der Provokation aus dem Publikum.

Varg
Varg

Von dieser Thematik abgesehen boten Varg eine erstklassige Darbietung deutschsprachigen Pagan Metals. Das mitreißende „Viel Feind, Viel Ehr“ vom neuen Album, aber auch Wolfszeit vom Vorgängeralbum dürften alle musikalischen Zweifel am Vermögen dieser Band beseitigt haben. Leider erfüllte „Schildfront“ live nicht ganz unsere Erwartungen, nachdem es einer der stärksten Songs der Split-EP mit Minas Morgul war. Definitiv ist Varg zu den Top-Acts des Metalfests zu zählen und wir freuen uns auf zukünftige Begegnungen! (Gussi)

Nach kurzem Umbau spielten im Anschluss Vader aus Polen. Die Death Metaller um den Sänger Piotr Wiwczarek sind uns schon während ihrer Autogrammstunde parallel zu Urgehal aufgefallen, auf der Bühne allerdings zeigte sich was hinter diesen Gesichtern steckt. Zwar habe ich im Vorfeld einige Songs von ihnen gehört, muss aber sagen dass ihr live-Auftritt um längen besser war und mich sehr überraschte. Musikalisch echte Profis, merkte man doch dass ein jeder sein Instrument beherrschte und nicht stumpf-schrammeligen Death Metal ablieferte, wie es leider viel zu oft der Fall ist.

Während einer kurzen Shoppingtour führte uns unser Weg noch zu Epica, welche gerade auf der Main Stage spielten. Auch wenn Symphonic/Gothic Metal eher weniger zu unseren Interessen gehört, boten die Niederländer mit Frontsängerin Simone Simons eine lebhafte Show vor nicht wenig begeisterten Zuschauern. Aufgrund des schlechten Wetters warm eingepackt hüpfte sie munter von einer Bühnenseite zur anderen, wobei Epica definitiv Qualitätsmusik machen.
Zu Riger führte mich mein Weg wieder in den Hangar. Nach der scharfen Kritik meiner Kollegin zu Rigers Auftritt auf dem Ragnarök dieses Jahres war ich doch etwas erstaunt, da ich mit den Pagan Metaller bisher nur gute Erfahrungen gemacht hatte. Das Interesse des Publikums war ähnlich groß, war die Halle doch gut gefüllt, und keiner sollte es bereuhen diesen Auftritt miterlebt zu haben. Soundtechnisch gab es meinerseits keine Bedenken, standen wir doch in der dritten Reihe vor der Bühne und genossen die Show.

Gezwungen durch die Überschneidung mit Riger kam ich leider erst gegen Ende des Auftrittes von Eluveitie und Finntroll vor die Mainstage. Den ganzen Tag über haben wir gerätselt, welche Band zu welcher Zeit auftreten würde, schienen sie sich im Endeffekt nun die Spielzeit geteilt zu haben. Eine großartige Feierstimmung trotz leichtem Regen erwartete mich und eine umwerfende Show auf der Bühne. Da durfte als Zugabe „Trollhammaren“ nicht fehlen, und schon trauerte ich darum, nicht den kompletten Auftritt gesehen zu haben.
Darauf folgte eine etwas längere Umbaupause zu Testament. Wenn auch im Regen, so harrten die meisten auf dem Festivalgelände aus, der Platz vor der Bühne leerte sich nur kurz. Allein die Gestaltung der Main Stage war bereits imposant, die gesamte Rückwand wie auch das Podest wurden mit großen Vorhängen behangen, deren Motiv ein Tempelähnliches Gebäude darstellte und eine auf diesem Festival bisher einmalige Kulisse bot. Diese Titanen des Thrash Metal sieht man nicht alle Tage, und sie verstehen ihr Handwerk. Besonders Sänger Chuck Billy fühlte sich sichtbar wohl auf den Brettern, die die Welt bedeuten und rockte gemäß der Ansage „Fuck the Rain!“ eine unglaubliche Show, bei der er immer wieder seinen Mikrofonstab als Gitarre malträtierte. Regen? Welcher Regen? Ehrlich gesagt interessierte das Wetter zu diesem Zeitpunkt keinen mehr, und als ich nach dem wohl besten Auftritt des Festivals und mehreren Bieren in Gesellschaft an einer Bar zurück in unser Lager gelangte, merkte ich erst, wie verdammt kalt und nass es doch war. (Gussi)

So sehr Urgehal am Nachmittag noch rockten, so sehr enttäuschten Marduk. Ich weiß nicht ob es an unserem Platz extrem weit hinten in der Hangar Stage lag, oder ob auch vorne direkt vor der Bühne der komplette Sound matschig klang und man kein Wort von Mortuus Gesang verstand. So konnten uns die Schweden nur ganze ein bis zwei Lieder halten, danach wechselte auch ich zu Testament vor die Main Stage. (Zigeunerjunge)

Samstag, 15.05.2010

Der Samstag fing spät an – sehr spät um genau zu sein. So konnte ich es erst zu Brasiliens wohl größter Metalband “Sepultura” bis vor die Mainstage schaffen. Auch wenn die Jungs mitlerweile an jeder Steckdose spielen und heute nur noch ein Schatten ihrer Selbst sind, musste man die Mannen des einzig verbliebenen Gründungsmitgliedes Paulo Xisto Pinto ja mal gesehen haben. Es war zwar so kalt und regnerisch, dass einem beinahe das Getränk im Becher gefror, aber die Brasilianer sind schon so verdammt lange im Geschäft, dass sie wissen wie man der Headbangermeute einheizt. Ich habe nie wirklich verstanden, warum Derrik Green immer vorgeworfen wird das Ende der Band besiegelt zu haben, denn als Fronter ist der Mann eine Macht. Sowohl Klassiker wie das hoch gefeierte “Arise” als auch eigene Tracks wie “Convicted in Life” meisterte der schwarze Hüne mit Bravour. Angesichts der eher schwachen Veröffentlichungen der letzten Jahre definitiv ein Überraschungshighlight des Festivals.

Behemoth
Behemoth

Behemoth dürften dann für viele der Headliner des Festivals gewesen sein. Einen dermaßen großartigen Auftritt hatte ich von den Polen nicht erwartet, obwohl man ja schon viel gehört hatte von dem furchteinflößenden Orion und der auch live übermächtigen Stimmgewalt von Frontmann Nergal. Musikalisch spielte die Truppe jedenfalls einen bemerkenswerten Querschnitt aus dem Repertoire ihrer zuletzt erschienenen Alben. Besonders “Demigod” und das aktuelle Opus “Evangelion” kamen dabei nicht zu kurz und wurden von den Fans dankbar angenommen. Auch visuell wurde einem einiges geboten, stand der Sänger doch beim letzten Lied mit der Maske aus dem Video von “Ov Fire and the Void” auf der Bühne. Für mich definitiv die Band des Festivals – wogegen andere erstaunt zu sein schienen, dass es keinen Moshpit gab. Naja – was man nicht erwartet kann einem auch nicht fehlen. (Zigeunerjunge)

Nach einer kurzen Pause und der Möglichkeit mich ausnahmsweise mal mit Kaffee anstatt Bier warm zu halten war es dann so weit. Als Riesenfan von Bathory und auch Quorthons Solokarriere standen “Twilight of the Gods” natürlich ganz dick angemarkert auf meiner Runningorder. Obwohl ich zugeben muss, dass die Skepsis groß war. Eine Bathory-Cover Band als Headliner des ganzen Abends? Und was soll ich sagen: die Überraschung war verdammt groß. Schon zum Intro “Odens Ride over Nordland” stellte sich eine Atmosphäre ein, die ihresgleichen sucht. Primordial-Sänger Naihmass Nemtheanga wirkte zwar etwas sehr betrunken und tollpatschig brachte aber nicht nur seine Feuerspuckkünste sondern auch viele Tracks aus den unterschiedlichen Viking Alben Bathorys souverän zum besten. Die ersten drei Alben wurden zwar leider komplett ausser Acht gelassen, aber wenn man bedenkt das man es hier mit Bandmitgliedern von Thyrfing, Einherjer, Mayhem, Primordial und dem schon mal in jeder größeren Dark Metal Band vorgekommenen Nick Barker zu tun hat war der Auftritt einfach ein “Muss.” Wobei ich zwischenzeitlich mal zu Shining in der Hangar Stage wechselte, und belustigt feststellen musste dass die Die-Hard Bathory Fans mit ihren dicken Backpatches anscheinend lieber den Soundcheck beobachten und darauf warten sich mit Rasierklingen bewerfen zu lassen. Sollten die nicht vor der mitlerweile etwas vereinsamten Mainstage stehen?
Als Shining dann jedenfalls die Bühne enterten war ich kurzzeitig wieder an Marduk erinnert. Kvaforth keifte zu den ersten Tönen von “Vilseledda barnasjälars hemvist” schon wie ein Berseker in das Mikro und man verstand mal eben gar nichts. Die zweite Enttäuschung von einer weiteren Band wegen der ich eigentlich auf diesem Festival war. Es musste am Hangar generell liegen, so verließ ich kurzzeitig wieder die Halle um Quorthon ein weiteres mal Tribut zu zollen. Als ich vom mittlerweile sehr viel weniger besiedelten Festivalplatz zurück kam, hatten Shining endlich vernünftigen Sound, jedoch war es auch für mich an der Zeit, die Heimreise anzutreten. (Zigeunerjunge)

Das war definitiv das kälteste Festival, dass wir je erlebt haben! Aber auch wenn wir nicht alle Bands sehen konnten, die wir gerne gesehen haben, hoffen wir euch doch einen repräsentativen Teil präsentiert zu haben. Die beiden großen Stärken dieses Festivals, ein Erstklasse-LineUp bei trotzdem nicht zu großer Besucherzahl machen es einzigartig und veranlassen, gewiss im nächsten Jahr, wie auch im Vorjahr nach Dessau zu kommen.

Für euch vor Ort von Schwarze-News waren
Tobias „Zigeunerjunge“ Geers und
Goswin „Gussi“ de Kruijff

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