Freitod - Nebel der Erinnerungen

Freitod – Nebel der Erinnerungen (Review und Kritik)

Freitod - Nebel der Erinnerungen

Wie oft und intensiv kann man Hoffnungslosigkeit, Todessehnsucht und den emotionalen Abgrund heutzutage eigentlich noch vertonen, ohne, dass es belanglos oder langweilig wird? Das Nürnberger Duo Freitod versucht sich auf seinem Debut-Album „Nebel der Erinnerungen“ wie schon viele vor ihnen genau dieser Themen anzunehmen. Nur leider braucht das Album, welches über den Aachener Van erscheint, ein Stück bis man sich der melancholischen Atmosphäre wirklich völlig hingeben kann. Denn etwas neues oder aufregend anderes machen Freitod dabei nicht, überzeugen aber mit in diesem Sektor oft schwer anzutreffender technischer Qualität und einem anständigen Songwriting jenseits quälender Einriff-Undynamik.

Freitod

Was gleich zu Beginn positiv auffällt ist der herrlich leere cleane Gesang, welcher dem Material besser zu Gesicht steht, als die relativ gleichförmige und wenig akzentuierte Kreischerei der Franken. Auch sonst gibt es kaum Anhaltspunkte, die Freitod zu einem Muss im depressiven Black Metal machen. Klar stecken Drumming und Riffing locker die allermeisten Bands aus dem Genre in die Tasche, was aber allem voran daran liegt, dass der Großteil der fuhrwerkenden Bands stellenweise erschreckend schlecht ist. Positiv fällt auf, dass Freitod es tatsächlich schaffen, ihre Songs nicht ausufern zu lassen, zwischen vier und neun Minuten ist im erträglichen Bereich, hat man von anderen auch schon anders gehört. Vergleichen könnte man den „Nebel der Erinnerungen“ vielleicht mit der Totalselfhatred-Scheibe, so gehen auch Freitod eher schleppend zu Werke, hacken vereinzelt mit Blastbeats durch die Botanik, bleiben aber eher bodenständig. So manche Riffs sind aber alles andere als neu, gerade bei „Eine endlose Niederlage“ kommt einem das große Gähnen, kein Vergleich zum abwechslungsreichen Opener „Ein neuer Tag„. Schade eigentlich, weil der Einstieg wirklich mehr verspricht als das ganze Album halten kann. Gerade der Schluss-Song „Abwärts“ schafft wieder eine hypnotische Stimmung und setzt mit dem tollen cleanen Gesang wieder Akzente. Daran sollten sich Freitod bei ihrem nächsten Album auf jeden Fall halten, denn das ist ihre große Stärke.


Fazit:

Märzt man die Schwächen (oft gehörte Riffs, wenig Abwechslung, inhaltlicher Einheitsbrei) beim nächsten Mal aus, bleiben die wirklichen Stärken (cleaner Gesang, hypnotische Atmosphäre, technisches Können) klar vorne. Ein bisschen mehr Abwechslung im Songwriting und mehr eigene Ideen könnten den Franken nicht schaden. So bleibt der „Nebel der Erinnerungen“ leider nur oberes Mittelmaß, für Freunde des depressiven Black Metals aber auf jeden Fall hörenswert.


Trackliste:

  1. Ein neuer Tag
  2. Hoffnungslos
  3. Am Ende
  4. Eine endlose Niederlage
  5. Pure Maipulation
  6. Diese Narben
  7. Blasphemy
  8. Abwärts



( 6 / 10 )


Anspieltipps:

Ein neuer Tag, Abwärts

Erscheinungstermin:

12. März 2010

Van Records Homapage

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