Friesenblut ist eine fünfköpfige Horde Pagan-Metaller aus Rhauderfehn in Ostfriesland. Aus dem Interesse von Gitarristin Melanie und Drummer Jens an der friesischen Geschichte entstand das Grundkonzept für Friesenblut. Man wollte Geschichten über das Leben der alten Friesen mit musikalischen Stilmitteln des Black- und Pagan-Metal vertonen. Nach dem Demo „schwarz, heidnisch, tot“ präsentiert die Band uns hier ihr erstes Studioalbum „Urgeist“, welches im Folgenden rezensiert werden soll.
Das Album beginnt mit „Auf den wilden Äckern“. Das Intro wird gesprochen und von einer cleanen, ruhigen, melancholisch-düsteren Gitarre begleitet. Der Song weist eine steigende Dynamik auf und in der Mitte gibt es einen Rhythmuswechsel. Die Gitarrenriffs, gespielt von Melanie und Torsten, wiederholen sich häufig und sind relativ simpel gehalten, werden aber von Hendriks donnerndem Bass tatkräftig unterstützt. Gesanglich haben wir durch das ganze Album hindurch ein hohes Krächzen, wie wir es auch von vielen anderen Bands dieses Genres kennen. Die Härte von kompromisslosem Black Metal wird hier konsequent eingehalten. Am Ende ballert der Doppelbass noch einmal richtig durch. Sehr kraftvoll!
Der nächste Song, „Friesische Knechtschaft“, behandelt den Aufstand der Friesen gegen die Römer. Hier sind die Gitarrenriffs schon wesentlich ausgefeilter als im ersten Song und werden in verschiedenen Variationen gespielt, während der Teppich der tiefen Gitarren permanent die gemischte Atmosphäre aus Düsternis und Aggression aufrecht erhält.
„Die Willküren“ ist stilistisch dem Vorgänger sehr ähnlich: Knüppelndes Schlagzeug und aggressive Gitarren, die hier jedoch in etwas höheren Lagen spielen und nicht ganz so düster klingen.
Der Text von „Dorestad“ behandelt die gleichnamige Stadt und eine ihrer zahlreichen Zerstörungen (die Stadt wurde insgesamt sechs Mal von den Wikingern geplündert). Das Intro ist ruhig, clean und wird gezupft, die Lyrics werden mit klarer Stimme gesprochen. Erst in der zweiten Minute gehen sie wieder in das verzerrte Spiel und Tobias‘ gewohnten gutturalen Gesang über. Der Beat bleibt aber sehr ruhig. Lediglich das Schlagzeugspiel steigert ein wenig die Dynamik. In Minute sechs dieses über zehn Minuten langen Stücks gibt es dann einen Break: Der Beat wird wesentlich schneller, die Gitarren feuern ihre Riffs in die Gesangspausen und toben sich am Ende des Stücks zusammen mit dem Schlagzeug, gespielt von Jens, noch einmal richtig aus.
„Wilde Jagd“ ist ein mythologischer Text über Wotans Jagd auf seinem Pferd Sleipnir über Bifröst und Hel. Das Stück beginnt mit einem Basssolo. Nach einem Rhythmuswechsel kommt ein ruhiges und düsteres, cleanes Interlude, das später im Song noch einmal verwendet wird. Am Ende wird noch einmal ordentlich drauf los geknüppelt.
Der Text von „Der Götter Zorn“ behandelt die Naturgewalt des Wassers. Die Überschwemmung wird als Zorn der Götter gedeutet. Das Besondere an diesem Text ist, dass wir sogar eine Textpassage in friesischer Sprache geboten kriegen. Wieder sehr aggressives Geknüppel mit schnellen Gitarrenriffs und sehr doppelbasslastigem Schlagzeug. Die Gitarren bleiben permanent in einer hohen Lage.
Der letzte Song der Platte, „Nordendi“ erzählt von der Bedrohung einfallender Normannen, die die Friesen an ihren Drachenbooten erkennen, die aber durch ein Seebeben Schiffbruch erleiden, ehe sie das Ufer Frieslands erreichen. Die Friesen danken es Tyr, da sie es für eins seiner Wunder halten. Musikalisch beginnt das Stück langsam, mit hohen, fast schon schrägen Gitarren. Der Beat bleibt, abgesehen vom Intro und einem späteren Interlude im gleichen Stil, aber dennoch variiert das Schlagzeug mit abwechslungsreichen Spieltechniken. Der Song endet mit einem cleanen, sehr atmosphärischen Part.
Fazit:
Vom musikalischen Anspruch her auf keinen Fall 08/15, aber auch nicht in der obersten Liga. Durchaus aber ein solides Gerüst, aus dem noch viel herauszuholen ist. Den krächzenden Gesang muss man einfach mögen, um ihn ein ganzes Album durch zu hören. Wer lieber tiefen gutturalen Gesang oder Höhenwechsel mag, wird hiermit weniger anfangen können, aber das ist reine Geschmackssache. Auf jeden Fall verdient der Sänger ein Lob, diese hohe Tonlage so konsequent durchzuziehen vermag, ohne einen Qualitätsverlust in der Stimme einbüßen zu müssen. Die Texte sind gut recherchiert und schön geschrieben –Fans von stolzen Kriegern und blutigen Schlachten kommen ganz auf ihre Kosten.
Tracklist:
01. Auf Den Wilden Äckern
02. Friesische Knechtschaft
03. Die Willküren
04. Dorestad
05. Wilde Jagd
06. Der Götter Zorn
07. Nordendi
Anspieltipps:
Friesische Knechtschaft, Wilde Jagd, Nordendi
Erscheinungsdatum:
Bereits erschienen
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