Vor zwei Monaten berichteten wir über das Filmprojekt von Mitra Devi (zum Bericht), einen Dokumentarfilm über die Gothic-Szene. Nachdem die Inhalte sowie Sinn und Zweck des Films zusammen mit einem kurzen Trailer knapp dargestellt wurden, möchten wir heute ein paar Worte zu den Protagonisten loswerden. Dazu haben wir die Macherin des Werks selbst befragt und ein wenig Recherche auf den Websites der Künstler betrieben, sofern vorhanden:
Der bekannteste der Filmprotagonisten dürfte wohl Michael Sele sein. Er ist Sänger und Komponist der Band „The Beauty of Gemina“. Mitra Devi hat ihn mit der Kamera begleitet, als er mit seiner Band im letzten Oktober sein neues Album „Ghost Prayers“ in einem Tonstudio in Hannover aufgenommen hat. Im Februar filmte sie die Proben im „Alten Kino“ in Mels, das ist ein kleines Dorf in der Ostschweiz, aus dessen Nähe die Bandmitglieder stammen. Das Alte Kino dient ihnen als Proberaum. Dort war Devi mit ihrer Freundin und Kamerafrau Bea Huwiler dabei, als „The Beauty of Gemina“ sich auf das große Konzert im März in Zürich vorbereiteten. Dieses fand in einem Laden namens „X-tra“ statt, wo Devi und Huwiler auch wieder anwesend waren, diesmal mit einem weiteren Kameramann, ihrem Kollegen Harald Vigano. Das Konzert wurde nun also mit insgesamt vier Kameras gefilmt, wobei die Band (Sänger Michael Sele, Gitarrist Marco Gassner, Bassist Dave Meier und Drummer Mac Vinzens) die Fans, die die neuen Songs begeistert aufnahmen, die tolle Stimmung und die super Lightshow alle auf einmal aufgenommen und hinterher entsprechend passend zusammengeschnitten werden konnten. Mit Michael haben sich in den letzten Monaten durch die Filmaufnahmen schöne Begegnungen ergeben, im einstündigen Interview (von dem im Film natürlich nur ein Teil verwendet werden kann), erfährt man, wie er als Kind zur Musik kam, wie ihn in den 80-er Jahren Bands wie „The Cure“ inspiriert haben und wie er begann, erste Songs zu schreiben und sein Erfolg zunahm.
Weitere Infos zu der Band findet ihr HIER
Eine weitere Protagonistin des Films, die zwar weniger als Michael, aber dennoch etwas in der Öffentlichkeit steht (zumindest in der Schweiz), ist die Autorin Patricia Scheurer. Im Film begleitet Mitra sie bei der Entstehung ihres Erstlings „Schwarzes Erbe“. Sie sucht sich gern in der Stille der Natur Inspirationen (in der Nähe von Zürich gibt es einen Wald mit einer Burgruine, dort zieht sie sich jeweils mit Notizblock und Stift zurück und lässt ihre Geschichte fließen. Nachts im Halbdunkel bei Kerzenlicht (das ist kein Szene-Klischee, sie macht das wirklich so!), tippt sie das Handgeschriebene in den Computer. Im März machte sie ihre erste Lesung aus ihrem Roman (eine spannende Geschichte um einen okkulten Orden im Mittelalter, der auch Handlungsstränge in die Gegenwart hat), was das Team um Devi herum ebenfalls filmt.
HIER gelangt ihr zur Homepage der Schriftstellerin.
Nebst Michael und Patricia sind das Model Carmilla Noctem, und der Fotograf Chris (Darkstyle Fotografie – wunderschöne Bilder, unbedingt auf seiner Webseite anschauen!) auch mit von der Partie. Auch Arnoldo, ein „Gothic-Urgestein“, der inzwischen 70 ist, ist Teil des Films. Er ist in der Schweiz sehr bekannt, als der Erste, der in den 80-er Jahren Schwarze Partys organisierte.
HIER könnt ihr selbst ein wenig auf der Homepage von Darkstyle-Fotografie stöbern.
Einige Darsteller hat Mitra Devi direkt auf dem WGT angesprochen, andere per Internet gesucht, und einige hat ihr Mäke Kappeler, Betreiber des „X-tra“-Clubs in Zürich, vermittelt. Das „X-tra“ ist ein Szenetreffpunkt, wo sich Leute aus der halben Schweiz treffen, immer mittwochs findet die „More than Mode“-Party statt, bei der verschiedene DJs auflegen.
Weitere Infos zum Club findet ihr HIER
Nebst den oben Beschriebenen machen aber auch andere Leute mit, Dani, Carmilla Noctems Freund, der als Dachdecker arbeitet, Dave, ein langjähriger Szenegänger, Anuschka, eine Domina, und Inahea, die im Sozialbereich tätig ist und schon sehr früh Mutter wurde. Es sind also künstlerisch-kreativ Tätige der Szene, wie auch „ganz normale“ dabei. Die Macherin wollte eine gute Bandbreite von Unterschiedlichkeiten zeigen, da der Film einerseits für die Szene selber interessant sein soll, andererseits aber auch für Menschen, die noch nie davon gehört haben und Vorurteile hegen. Darum ist es ihr wichtig, dass nicht nur außergewöhnliche Gothics mit spannenden Tätigkeiten wie bekannte Musiker gezeigt werden, sondern auch solche, die jeden Morgen zur Arbeit fahren und damit auch die Klischees brechen, die auf ihnen lasten.
Im Film kommen auch Passanten vor, die auf der Straße interviewt und gefragt wurden, was sie von der Szene halten. Die Antworten reichen von: „Kenn ich nicht“, über „find ich cool!“ bis zu „erbärmlich, hässlich, blöd“ und „ich kann mir nicht vorstellen, wo die arbeiten…“
Für eingefleischte Szenegänger zeigt der Film sicher Einiges, das sie bereits kennen, hoffentlich aber auch viel Neues, doch für gewöhnliche Kinogänger ist es eine Möglichkeit, in eine Welt einzutauchen, mit der sie noch nie zu tun hatten und der sie vielleicht, ohne sie zu kennen, negativ gegenüber eingestellt sind. Devi ist von anderen Filmemachenden vorgeworfen worden, sie sei zu wenig kritisch dem Thema gegenüber, sooo nett könnten diese Schwarzen doch gar nicht sein! Doch auch wenn sie der Szene nicht wirklich angehört (aber was bedeutet das überhaupt noch?), sagt sie, dass ihr Herz für die Szene schlage und das dürfe man dem Film auch anmerken. Das ist die große Freiheit, die Mitra Devi hat, weil sie ohne Produktionsfirma arbeitet.
Bald werden wir hier noch ein persönliches Interview mit Mitra Devi veröffentlichen und dann ist es ja auch bald schon so weit. Rot im Kalender markieren: Am 31. August ist Premiere!!!