ZeitGeist Cover

Gothika – ZeitGeist (Review und Kritik)

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2007 aus der Asche Euthanasia’s auferstanden, das sind Gothika. Hierzulande noch unbekannt, in Russland aber, aufgrund permanenten Tourings, ein bekannter Act. Pop-Musik aus den 80ern, New Wave, New Romantic, Industrial und Gothic, von allem ist ein wenig dabei. Was das Duo, Andro (Gesang) und #449 (Musik) aber vor allem zeigen ist ein ziemlich exzeptioneller Sound und sind laut ihnen eine „Sexed Up Electronica“ Band. Mit „ZeitGeist“ veröffentlichen sie nun am 23.11.2009 ihr zweites Album, das definitiv ein genaueres Augenmerk verdient. Der Silberling kommt übrigens aus dem Hause Danse Macabre Records, die unter anderem auch „Das Ich“ unter Vertrag haben.

16 Tracks und 1 Stunde 14 Minuten weißt der Silberling auf. In der Wahl der Tracktitel bedienen sich Gothika neben der Englischen Sprache auch aus dem Spanischen (Gusano), dem Französischen (Abattoir) und aus diversen Teilen der Fachsprache (Papilio, Echolalia).
Overture“ nennt sich der erste Track und ist wie der Name es schon sagt eine Einführung, die ohne Vocals verläuft, aber dennoch Spannung aufbaut und schon einmal zeigt was Abwechslung für Gothika bedeuten. Der Wechsel zwischen verschiedenen Tempi, düster romantische Klänge und elektronischen Klang untermalt durch episch, schon fast apokalyptisches Klangwerkzeug.
Mit dem nächsten Track „Gusano“ (span. Wurm) vernimmt man zum ersten Mal die Stimme des Sängers Andro, die zunächst düster und automatisch klingt, genauso wie die musikalische Untermalung. Nach fast zwei Minuten verwandelt sich die Stimme jedoch, melodiöser, emotionaler, sanfter und harmonisiert weiterhin perfekt mit der instrumentalen Untermalung. Auch hier ist ein für japanische Bands typisches Merkmal zu erkennen: Es wird immer wieder zwischen zwei Sprachen, in diesem Fall wohl Englisch und Japanisch, gewechselt.
Es folgt mit deutlicher mehr Tempo und einer stark elektrischen Prägung „Abattoir“ (frz. Schlachtbank). Schon in den ersten Sekunden zeigt sich was dieses Stück will, die Leute zum Tanzen bringen und das tut es auch. Ein mitreisender Rhythmus und die für japanische Sänger typische Stimme. Deutlich stellt dieser Track einen Kontrast zum vorhergehenden dar und Sänger Andro zeigt hier wie sehr seine Stimme zwischen zwei Tracks verändert werden kann.
„Precious Earth“ greift nun in höhere Tonlagen und sanfter Stimmgefilde, was thematisch gut gewählt ist. Und erneut zeigt sich wie Facettenreich die Band ist, von emotional kalt und automatisch zu gefühlvoll und sanft. Doch spätestens ab der zweiten Minute zeigt sich, dass auch dieses Stück tanzbar ist.
Mit 5:50 Minuten ist „Papilio“ der längste Track des Albums und benennt eine Gattung des Schwalbenschwanzes und wenn man mit etwas

Gothika
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Fantasie hinhört dann kann man sich bei der melodischen Begleitung den Flug eines Schmetterlings vorstellen. Der schleppende Gesang und die dunklen Klänge, die die Hauptmelodie begleiten produzieren eine düstere, mystische Atmosphäre und geben dem Track eine ganze besondere Note.
Master Sergeant“ ist schließlich nur ein Intermezzo des Klangwerkes, und beschreibt eine vermutlich politische Rede in japanischer Sprache, hinterlegt mit dramatisches Klängen, ist aber gut als kleine Verschnaufpause gewählt.
„Army March Drawn Sword Police“ ist einer der ohrgängigsten und electro-mäßigsten Songs der Platte zeigt aber auch Marschtypische Elemente, wie zum Beispiel das typische Trommeln was vor allem ab 2:55 Minuten auffällt. Etwas nach der Mitte des Stücks zeigt sich jedoch wieder die Wandelbarkeit der Musik und das Stück zeigt nun wieder typische Synthesizer Klänge auf, der Marschcharakter bleibt aber vor allem durch den Gesang erhalten.
Partisan“ ist das Stück in dem sich das „Sexed Up Electronica“ Genre zeigt. Schnelle, scheinbar wirre Rhythmen und düstere, bösartige Vocals, die sich auch wieder in sanften Gesang verwandeln können. Ein Stück ideal zum tanzen das durchaus als markantestes Stück der Platte zu bezeichnen ist.

„Echolalie“ (Sprachstörung, die sich auf das Wiederholen von vorgesagten Wörtern beschränkt) nennt sich das nächste Stück und imitiert diese indem die musikalische Begleitung den Gesang instrumental wiederholt. Vor allem fällt das Stück durch den starken Kontrast zwischen Gesang und Instrumentalbegleitung auf, da sich diese permanent abwechseln. Und sind beide vorhanden so ist meist eines der beiden stark hervorgehoben.
Das inzwischen zehnte Stück dieser Platte erfährt durch die Untermalung mit fernöstlich klingenden Chören einen fremdartigen Touch, doch in von vorhergehenden Tracks bekannten Manier, zeigt sich auch „Titan“ als abwechslungsreich und wechselt immer wieder zu den electro-Klängen und dem so facettenreichen Gesang.
„Adonis“ ist das letzte Stück bevor die Platte noch fünf Remixes aufweißt und gehört wieder in die Sparte der helleren, schnelleren und sanfteren Stücke. Hier zeigt sich vor allem die Qualität der Stimme Andros und deren typischem Klang, der sich auf dem ganzen Album markant hervorhebt. „Adonis“ ist durchaus ein guter Abschluss bevor zu den Remixes übergangen wird.

Als erstes findet man einen Remix von „Echolalia“ der von Suicidal Romance getätigt wurde. Verändert wurde hier vor allem die musikalische Untermalung, was den Einsatz von Synthesizern und Höhe angeht.
Als nächstes findet man den „Gusano Biohzard Mix“, geremixt von Ira-K Organisation, der stärker von Original abweicht und mehr in die Electro-Gefilde abwandert, aber dennoch die Qualität des Tracks nicht mindert und insgesamt gut mit der automatisch, emotionslosen Stimmlage harmoniert.
Ein weiterer Remix von „Echolalia“ findet sich auch noch auf der Platte. Dieser ist durch orchestrale Untermalung sowie düstere Chorklänge von den bisherigen Versionen abgegrenzt, vor allem aber auch, weil hier der Gesangspart zum Teil gedämpfte klingt und der Instrumentalbegleitung mehr Bedeutung verliehen wird.
Nun findet man noch einen 0075 Mix von Dee Lee (2 Bullet), der nicht mehr ganz so elektronisch klingt wie die Originalversion von „Army March Drawn Sword Police“ und durch teilweise chaotische Klänge den Marschcharakter abgibt.
Als letztes Stück der Platte findet man eine weitere Version von „Adonis“ (DJ RAM & SD Hard Porn Mix). Dieser Remix weicht wohl am meisten von der Originalversion ab, was sich vor allem durch eine zweite Stimme und den stark veränderten Anfang zeigt.

NachtfalterFazit:
Mit „ZeitGeist“ liefern Gothika ein beeindruckendes und abwechselungsreiches Album, in typischer japanischer Manier ab. Besonders überzeugen konnte sie durch die teilweise starken Einflüsse aus dem Electro-Genre, aber auch durch die prägnanten düster-romantischen Klänge dich sich vor allem in „Papilio“ zeigen. Für Fans japanischer Musik, ist das Album auf jeden Fall zu empfehlen, wer jedoch etwas wie NIL von the Gazette erwartet, sollte zunächst einmal hineinhören. Trotzdem ist es ein Klangwerk, das keinerlei Mängel aufweißt und daher auch nichts vermissen lässt.


Tracklist:

  1. Overture
  2. Gusano
  3. Abattoir
  4. Precious Earth
  5. Papilio
  6. Master Sergeant
  7. Army March Drawn Sword Police
  8. Partisan
  9. Echolalia
  10. Titan
  11. Adonis
  12. Echolalia Remixed By Suicidal Romance
  13. Gusano Biohazard Mix By Ira-K Organisation
  14. Echolalia Remixed By Neon Synthesis
  15. Army March Drawn Sword Police 0075 Mix By Dee Lee From 2 Bullet
  16. Adonis (DJ RAM & SD Hard Porn Mix) Remixed by DJ RAM & SD


10/10Anspieltipps:
Muss im Ganzen genossen werden

Veröffentlichung:
23.10.2009

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Ich liebe Kreativität jeder Art, Musik, Zeichnen, Schreiben etc.

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