Gruenewald - II

Gruenewald – II (Review und Kritik)

Gruenewald - II
Gruenewald - II

Anfang der 70er war es bei einigen, überwiegend von der britischen Insel stammenden Bands üblich, ihre Alben nicht zu benennen, sondern schlicht zu beziffern. Der Grund, warum Gruenewald, welches das Solo-Betätigungsfeld Christian Kolfs (Valborg, Woburn House, Island) darstellt, dieser Tradition ebenso nachgeht, ist nicht leicht zu deuten. Steht jedes Album als Monolith einfach für sich und braucht keinen Titel, oder ist die lyrische Gesamt-Komponente nur Nebensache? Eines ist jedenfalls klar, Zeitgeister hat es wieder geschafft, ein ungewöhnliches, sperriges und zutiefst interessantes Werk aus dem Bonner Dunstkreis zu veröffentlichen.

Und man kann es deutlich sagen, man erkennt sofort, dass man es hier mit Musik aus diesem Umfeld zu tun hat. Wer das bisher einzige Island Werk kennt oder in Valborgs fieses „Glorification of pain“ reingehört hat, der wird sich an der düsteren und traurigen Melodieführung kaum satt hören können. Gruenewald reduzieren noch weiter, Gitarre und Bass spielen immer clean ihr bedrückendes Herbst-Spiel, zu wirklich Ausbrüchen kommt es kaum, wenn, dann nur mit einsetzen des gedämpften Schlagzeuges. Von der Atmosphäre her sehr nahe in Doom-Gefilden, teilweise schon ritualisierend, aber stets sachlich nüchtern wird man in eine Trance gezogen, die einen nicht mitreißen, sondern nur begleiten möchte. Vielleicht ist das auch ein wenig das Problem an Gruenewalds Musik, denn einerseits kann man sich hervorragend in Einsamkeit und finsterer Melancholie treiben lassen, aber irgendwie fehlt einem etwas dabei. Der letzte Kick, vielleicht ein kleiner Schuss Wahnsinn, der das Hören von „II“ zum absoluten und einzigartigen Erlebnis werden lässt.

In der Form darf man ebenso nüchtern betrachtet wie gehört sagen, dass „II“ mit einer Mischung aus Ambient, ein bisschen Folk und einer ganzen Menge Postrock sich in vier überlange Kompositionen stürzt, durchbrochen von atmosphärischen Erzählpassagen („Funeral Winds„) oder getragen von verstörend dargebotenen Texten („Zwei Namen„). Dazu kommt ein Hauch Jazz, der sich aber eher homogen an das Material anschmiegt, als es tatsächlich zu entzerren versucht. Den Höhepunkt dieser minimalistischen Fahrt bildet schließlich „Tails„, welches Reminiszensen an alte Anathema oder auch Antimatter anbringen kann und das Album still und man möchte fast sagen unspektakulär ausklingen lässt.


iskharian3Fazit: Gruenewald zu empfehlen ist schwer, denn je nach Stimmung kann man damit gar nichts oder ganz viel anfangen. Perfekt funktioniert „II“ jedenfalls in Verbindung mit völliger Dunkelheit und guten Kopfhörern, denn dann wird der hintergründige Schwebezustand etwas deutlicher. Das Verfallen in Trance ist bei Ritualmusik ja durchaus gewollt um in höhere Sphären einzutauchen, dementsprechend kann man zwar „II“ Langeweile vorwerfen, aber doch nur, wenn man sich nicht darauf einlässt. Das innere Fallen lassen ins Unterbewusstsein ist hier unbedingt nötig, doch wenn man das beherzigt, kann „II“ einen wirklich fesseln.


Trackliste:

  1. Geist
  2. Zwei Namen
  3. Funeral Winds
  4. Tails


( 7 / 10 )
( 7 / 10 )

Erscheinungstermin:

21. Dezember 2009

Gruenewald Myspace

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