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Guten Abend, hier spricht Welle:Erdball – Ein Konzertbericht

Ticket - Welle:Erdball

„Deutscher minimal-Elektro-Pop“ in diese Kategorie wird die Musik von Honey, A.L.F., Plastique und Frl. Venus – zusammen seit 2005 die aktuelle Besetzung der mittlerweile gut 20 Jahre bestehenden Formation Welle:Erdball eingeordnet. Gekonnt vereinen die talentierten und kreativen Musiker Elemente verschiedener Musikgenres von „damals“ bis „heute“, würzen diese Mixtur mit einem großzügigen Schuss Intellekt und schmecken das Ergebnis mit etwas Ironie ab.
So auch am vergangenen Sonnabend, dem 09.10.2010, in der Markthalle Hamburg.

Lange fieberte der Norden auf dieses Konzert hin und viele nahmen die Reise in die Markthalle auf sich. Lange Schlangen bildeten sich sowohl an Einlass als auch Garderobe und es wurde minutiös schwerer, einen Platz mit guter Sicht auf die Leinwand im großen Saal zu finden, nachdem sich gegen 20 Uhr die Türen öffneten, um die wartenden Gäste hinein zu lassen.
Der Film, der zwischen 20.15 und 22.15 präsentiert wurde, war W:E’s zweites Filmwerk “Operation: Atahualpa“, einen etwa 80-minütigem Film über zwei Freunde, die von Kindheit an gemeinsam durch dick & dünn gehen. Sie jagen diversen Schätzen nach, und gelangen schließlich unter Anleitung eines Professors an den Schatz des Ataualpa, müssen aber feststellen, dass der Reichtum Menschen leicht verderben kann. Insgesamt kommt dieser Film eher langatmig rüber. Die Gründe hierfür liegen wohl beim geringen Produktionsaufwand. Die Umsetzung zeugt allerdings von großen Bemühungen, sowie Einsatz – zumindest körperlicher Natur – während der Dreharbeiten. Vermutlich lag das ‚große Aufatmen’ und der tosende Applaus am Beginn des Filmabspanns eher an der großen Vorfreude auf das nahende Konzert als an dem filmischen Werk.

W:E - Honey

Nach einigen Minuten der Neuausrichtung der Bühnendekoration begann dann auch das ersehnte Konzert gegen 22.25 Uhr. Zunächst performten Honey, A.L.F., Frl. Venus und Plastique hinter Schattenwänden den ersten Song, während im Hintergrund auf der Leinwand eine Videoprojektion die Show begleitete.

Deutlich zu sehen war, wie sehr Honey die Atmosphäre zu genießen schien, die sich aus dem gierigen Publikum und dessen Reaktion auf die durchweg bekannten Songs ergab. Bemerkenswert ist auch, dass das Publikum deutlich merkbar ab der ersten Sekunde des Auftritts die Aura der Künstler aufsog und durch ausgelassenen Genuss die Musiker auf der Bühne unterstützten. Üblicherweise ist das Hamburger Publikum meist zunächst schüchtern und steigert sich mit der Anzahl der gespielten Songs langsam zum Maximum, was häufig sehr zum Nachteil der Support-Bands ist. Welle:Erdball und deren breit gefächerte Fanbase jedoch zeigten, dass es auch ohne Support-Act direkt zur Sache gehen kann.

W:E - Honey

Honey gab sich viel Mühe, der Show trotz der Masse an Besuchern ein familiäres Flair zu verleihen, indem er das Publikum nicht nur mit dem obligatorischen „Hallo Hamburg!“ begrüßte. Über mehr als 130 Minuten gelang es Honey immer wieder aufs Neue, das Publikum durch findige Überleitungen, teils kritischer, teils provokativer Natur, zum Lächeln zu zwingen. So wurden ein Kuchen zum Ölfass, der Bäcker zum Araber und gefräßige Gäste zu Amerikanern.

W:E - Plastique

Neben Honey gelang es aber auch Plastique, das Publikum mittels ihrer Stimme zu begeistern. Keine Spur von Playback im Gesang, weil vollkommen unnötig. Textsicher und mit überzeugender Stimme schmetterte sie das Duett mit Frl. Venus (Der Telegraph) oder auch solistisch in „Ich bin aus Plastik“, souverän, trotz Abstrichen im Monitoring.

Angst und bange wurde den Technikern der Markthalle, als W:E rund ein Dutzend Riesenluftballons in den  Besucherraum dirigierte, die fortan kreuz und quer durch den Saal schwebten. Nachdem auch der letzte frei schwebende Ballon in einem dem der heißen Spots seinen überlegenen Endgegner sah, musste das Programm kurz unterbrochen werden, um das herabstürzen eines Lichtfilters zu verhindern. Diese von der Technik erbetene Unterbrechung nahmen die Künstler zum Anlass, ein wenig über das fünfte Bandmitglied, das dieser Tage übrigens seinen 28. Jahrestag feiert, zu Plaudern: der Commodore 64 – kurz C64.

W:E Publikum

Das Publikum entließ die vier Künstler nicht ohne eine ganze Reihe von Zugaben, darunter das Nicole-Cover „Ein Bisschen Frieden“, „Monoton & Minimal“ sowie „Wo kommen all die Geister her“.
Im Anschluss an das Konzert nahmen einige Gäste die Chance wahr, die monatliche „Return of the Livingdead“ zur Aftershow-Party umzufunktionieren. Die drei Floors verschiedener Musikstile wurden von den Gästen reichlich gefüllt. Highlight der „Party danach“ war wohl die Verlosung des brandneuen Faderhead-Releases „Black Friday“ auf dem Elektro/Industrial Floor, aber auch die anderen Floors erfreuten sich regem Zuspruch.

Redakteur & Moderator

Die Fotos der Veranstaltung wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von J. Hipp – Es bedankt sich der „Markthallen-Korrespondent“ Sebastian R. Engler auch im Namen von Schwarze-News.de.

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