Der Name Heretoir dürfte jedem der sich ein wenig mit Post-Black Metal auseinandergesetzt hat zumindest bekannt vorkommen, geistert die Band doch schon seit 2006 durch den schwarzmetallenden Untergrund. Auch ich habe vom Projekt des Herrn Eklatanz oft in einem Atemzug mit Größen wie Alcest gehört und habe angesichts ihres kürzlich erschienenen Album-Debüts die Ehre eben jenes rezensieren zu könnnen. Da man aber nie vorschnell ein Urteil bilden sollte, ohne sich zumindest etwas mit den vorherigen Veröffentlichungen einer Band befasst zu haben, könnt ihr nun im folgenden ein Review zu der, bereits 2009 veröffentlichten, EP „.Existenz.“ lesen.
Wobei schon die knapp 27 Minütige EP ein Bandinterner Fortschritt war. Eklatanz war damals noch ohne Nathanael (der Kopf hinter Thränenkind) alleiniger Herrscher, und veröffentlichte sein Demo aus dem Vorjahr auf diese Weise neu. Die Erstauflage war auf 50 Einheiten limitiert und sah im Vergleich zu den heutigen Heretoir roh und uninspiriert aus. Nun liegt mir aber die neuere Version vor. Das Logo und Artwork ist nur ein Jahr
später völlig distanziert von Black Metal Klischees und ordnet sich eher bei Kollegen wie Lantlôs oder den schon erwähnten Neige Projekten unter.
Dass die Musik dem Trend zu Post-Rock Einflüssen und eben jenen Gruppen ebenfalls folgt brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Nach dem instrumentalen Einstieg mit „Erwachen im Dunkel“ folgt mit „Ein Schrey in die Nacht“ das erste „richtige“ Stück nach dem langen Intro. Wer jetzt beim etwas pathetischen Titel mit dem Kopf schüttelt und sich denkt dass höchstens Kanwulf Wagner das Klischee mit dem „ey“ bringen darf, sollte nicht zu vorschnell urteilen. Hier wird einem ein zumindest instrumental durchweg überzeugendes Stück mit einer bemerkenswert monotonen Atmosphäre geboten, die lediglich durch die stark verzerrte Stimme geschmälert wird. Dass der Mann nicht gerade ein Gesangskehlchen ist, wird sich mir auch noch in den folgenden Stücken offenbaren, aber zumindest zu DSBM Gekreische sollte es doch meistens ausreichen.
Glücklicherweise überzeugt die instrumentale Seite der Scheibe so sehr, dass Gesang eigentlich recht nebensächlich ist. Die Texte der Stücke sind meist sowieso nur wenige Zeilen, die aber dafür um so lesenswerter. Was ist schließlich deprimierender als der graue Alltag in einer Großstadt oder der langsame Verlust von liebgewordenen Erinnerungen wie in „Verblasst“? Lediglich das Schlagzeug klingt für mich nach Konserve. Ob dem wirklich so ist, kann ich beim besten willen nicht raus hören, aber so etwas macht einer monoton-bedrückenden Gesamtatmosphäre schließlich auch absolut keinen Abbruch sondern weiß sie lediglich zu würzen. Gelegentlicher Einsatz einer Akustik-Gitarre wie eben bei „Verblasst“ lockert das Ganze zusätzlich auf und passt natürlich ziemlich gut zum melancholischem Gesamtbild.
Nach diesem kleinen Zwischenspiel folgen dann mit „Ausgeburt“ und „Weltenwandler“ an sich nur noch zwei Stücke. Besonders ersteres ist durch ein markantes Sprach-Sample zur Mitte des Songs hin besonders auffällig. Den Ausklang findet die durchaus gelungene Mini CD dann mit einem so genannten „Hidden Track“, der als reines instrumental dann als Pedant zu „Erwachen im Dunkel“ steht, und die Scheibe gebührend abschließt.
Fazit: Klasse – wenn man bedenkt, dass das hier quasi ein Erstling ist darf man begeistert sein. „.Existenz.“ enthält schließlich bis auf „Verblasst“ und dem versteckten Titel lediglich die Stücke des Demos und lässt sie in einem neuen Glanz erstrahlen. Schon die EP verfügt über wesentlich mehr Atmosphäre als so manch andere Band aus der Black Metal/ Shoegaze Ecke und braucht sich hinter ihren offensichtlichen Vorbildern nicht verstecken. Als einzig wirklich störend sehe ich stellenweise eben die stark verzerrte Stimme sowie den etwas leblos klingenden Drumsound an. Anhänger der erwähnten Alcest, Lantlôs oder Amesoeurs dürften aber trotzdem ganz klar gefallen an dieser Scheibe finden. Wenn schon dieser Vorgeschmack so stark ist, was erwartet uns dann erst mit dem Vollalbum?
Der Existenz würdig: Heretoir haben durchaus eine hohe Existenzberechtigung im Post-Black Metal / Shoegaze Bereich und legen dort die Messlatte sehr hoch. Sehr stimmige- und intensiv-atmosphärische Klänge machen diese Scheibe aus. Ein versinken in die depressive Welt der Großstadt bleibt nicht aus und das Gefühl der Einsamkeit innerhalb der Masse bleibt.
Anders als mein Vorredner empfinde ich gerade diesen Gesangs-Stil als überaus passend. Verschmelzt dieser geradezu mit den Instrumenten zu einem Gesamtwerk, eben wie die einzelne Person in der Masse. Von mir gibt es 8 von 10 möglichen Punkten.
Titelliste von „.Existenz.“
- Erwachen im Dunkel
- Ein Schrey in die Nacht
- Verblasst
- Ausgeburt
- Weltenwandler
- Hidden Track
Anspieltips:
> Ein Schrey in die Nacht
> Verblasst
> Ausgeburt
Erscheinungstermin:
April 2009
http://www.myspace.com/heretoir