Gestern, am 16. Mai 2014, wurde im Badisch Brauhaus das Lyrical „Herzbruchstelle“ aufgeführt. „Lyrical“ ist eine Show-Gattung, die es so noch nicht gibt. Dabei wird eine Kurzgeschichte erzählt und mit live vorgetragenen Musikstücken begleitet. Ich hatte schon einmal eine Lesung von Markus Heitz besucht, bei der zwischendurch das berühmte Mittelalter/Elektro-Projekt Qntal einige seiner Stücke vortrug und den Vortrag somit atmosphärisch untermalte. Bei diesem Lyrical aber stammen die Kurzgeschichte und die Musikstücke alle aus der Feder desselben Mannes: Andrej Meinzer aus Karlsruhe. Die Musikstücke sind hier also Teil der Geschichte und nicht nur eine zusätzliche Kulisse.
Das Werk soll irgendwann einmal auf einer etwas größeren Bühne mit einer kompletten Live-Band und möglichst noch einer Tanz- und Schauspielshow aufgeführt werden – dann würde es auch erst so richtig zur Geltung kommen. Da man derzeit „nur“ über 1 Leser und 3 Musiker verfügt, von denen sich immer einer auch um die Technik im Hintergrund kümmern muss, kam hier noch ein Großteil der Musik als Sample vom Band und die visuelle Kulisse war eine auf eine Leinwand projizierte Bildschirmanimation. Dennoch war das Bühnenbild sehr liebevoll gestaltet und alle Vortragenden waren mit viel Leidenschaft dabei.
Durch die Leinwand und auch den sehr gut eingestellten Sound hatte man das Gefühl, im Kino zu sitzen – gleichzeitig aber wirkten die realen Personen auf der Bühne wie Theater/Konzert. Wirklich eine interessante Mischung.
Leser Michael Kühn, der unter dem Pseudonym „Chaos-Prinz“ schon beim Karlsruher Gothic Treffen im vergangenen Jahr aufgetreten war und vor Kurzem ein Buch herausgebracht hat (Buchvorstellung folgt), sprach ein einleitendes Gedicht, die Band spielte den ersten Song und danach begann Kühn, die Horror-Kurzgeschichte vorzulesen, bei der schon nach den ersten paar Sätzen deutlich wurde, warum das Stück FSK 18 ist.
Vortrag und Musik wechselten sich stets ab, Kühn bereicherte die Lesung durch eingebaute Zaubertricks, durch direkte Interaktion mit dem Publikum und durch eine Feuershow in der Mitte der Geschichte.
Nicht nur beim Publikum kam das Stück sehr gut an, sondern auch bei den Veranstaltern des Karlsruher Gothic Treffens, die auch anwesend waren. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass die „Herzbruchstelle“ beim kommenden KGT im 23. August 2014 aufgeführt wird.
Im Anschluss an die Aufführung hatte ich noch die Möglichkeit, kurz mit Andrej Meinzer zu sprechen. Er habe einmal einer Lesung beiwohnen müssen, bei der einfach nur nonstop Texte vom Blatt abgelesen worden seien,. Ein einschlafendes Publikum und schlechte Kritiken waren da natürlich absehbar. Meinzer, der hauptberuflich als Journalist und im Comedy-Business tätig ist, wollte zeigen, dass es auch anders geht und verarbeitete seine selbstgeschriebenen Musik- und Prosawerke zu diesem Gesamtkonzept.
Wir wünschen dem Team von der „Herzbruchstelle“ auf jeden Fall viel Erfolg und hoffen, das Stück mal zusammen mit „Avantasia“ (oder so^^) auf einm großen Festival sehen zu können. Das Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden. Im Video oben könnt ihr euch selbst überzeugen 🙂
Weitere Informationen zur „Herzbruchstelle“ findet ihr auf https://www.facebook.com/herzbruchstelle?fref=ts