Human Void - Era Zero

Human Void – Era Zero (Review und Kritik)

Human Void - Era Zero

Dass eine Band aus Italien kommt, ist ja keine Seltenheit. Dass Human Void aus Arco allerdings das Ziel verfolgen, Black Metal mit Industrial zu kombinieren, ist da schon merkwürdiger. Aber was wäre die Musik ohne solche Experimente, die die Grenzen des Möglichen ausloten. Sicherlich, seit ein paar Jahren wird es auch schon zum alten Hut, allerdings muss man hier berücksichtigen, dass die Band schon seit 2007 an ihrem Material werkelt. Nach zwei Demos wurde nun bei Crash & Burn Records das erste Album veröffentlicht. Schauen wir einmal, ob die Black Metal/Industrial-Mischung brodeln kann.

Angesichts der dystopischen Aspekte, mit denen sich die Band beschäftigt, ist das industrielle Element durchaus gerechtfertigt: Naturkatastrophen unbekannten Ausmaßes, Selbstverbrennung und Saurer Regen sind keine Themen, zu denen man einen schönen C-Dur Akkord schmettert. Die Musik bietet aber auch Überraschungen, wie man sie in einer solchen Konstellation nicht erwartet.

Black Metal im Stile der frühen Neunziger? Gebongt, aber mitten im Song „Extinction“ ein Wandel zum Melodic Death Metal?

Respekt Jungs, ihr seid ja nicht nur schreiende Glühwürmchen! Überhaupt ist der Cyber-/Industrial-/Zappelphilipp-Vorwurf hier überhaupt nicht gerechtfertigt: Die Italiener treten ganz nach der alten, provokativ-kritischen Industrial-Schule auf: martialisch und uniform.

Band und Beton

Und auch in der Musik findet man nicht nur die Viertelstampfer der Clubmusik, sondern auch übelste Störfrequenzen. Eins vorweg: Wer empfindliche Ohren hat, der sollte die Finger diesem Album lassen. Die Geräusche in manchen Songs sind schon hart an der Grenze zur Lärmbelästigung. Aber wie schon gesagt, für diese Texte braucht es harte, kompromisslose Musiker, die auch vor solchen Mitteln nicht zurückschrecken, um die Botschaft klar rüberzubringen. Da wäre zum Beispiel das Piepsen in „Coronal Mass Ejection“, das nicht nur sehr schön mit den Gitarren verwoben ist, sondern auch nicht einmal ansatzweise so schlimm ist wie der Ausstoß koronaler Masse in Wirklichkeit. Provokation ist hier das Mittel zum Zweck. Teile dieses Songs erinnern sogar an Black ’n‘ Roll, was dem Ganzen eine ganz eigene Komik verleiht. Bei „Self Human Combustion“ kommt man auch nicht umhin, bei Sänger Gigis lautmalerischer Umschreibung „Boomm“ zu schmunzeln. Ansonsten gibts bei den Songs aber relativ wenig zu lachen, denn es gibt Tieftongewitter auf die Fresse und dröhnende Gitarren, und auch die stampfenden Synths bieten nur wenig Erholung, da sie ungehemmt nach vorn marschieren.

Fazit:

Gewagt und gewonnen, hier hat das Experiment funktioniert, das Produkt kann sich hören lassen. Hier kommt aber nicht nur Old School aus den Boxen, die Italiener haben frische Einflüsse mitgebracht und keine Scheu, diese zur Schau zu stellen. Chaotisches Cover und ernste Musik aus bösem Metal und noch böseren Störfrequenzen. Wer beiden Musikrichtungen etwas abgewinnen kann und sich nicht in gängige Stereotype verrennt, für den ist Era Zero von Human Void ein lohnenswertes Hörerlebnis.

Tracklist:

1. Extinction
2. Coronal Mass Ejection
3. Self Human Combustion
4. Critical Mind
5. Acid Rain
6. Tunguska
7. Human Void
8. Poison Butterfly
9. Metamorphosis

(7,5 von 10)

Erscheinungsdatum:

Bereits erschienen

Anspieltipps:

Self Human Combustion, Tunguska

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