Pagan schreibe ich in Anführungszeichen, da das textliche Konzept eben nicht die Beweihräucherung dröger Göttergeschichten oder die Verherrlichung vergorener Honiggetränke mit sich zieht, sondern sich mit einem Hauch romantischer Verklärung eher den geschichtlichen Fakten dieser Völkerschlacht zuwendet. Musikalischer Geschichtsunterricht sozusagen, welchem die Franken erst einmal gerecht werden müssen. Vorweggenommen meine ich, dass ihnen dies zunächst nur zum Teil gelingt. Weitab nerviger Schunkelmusik gehen Imperious traditionell metallischer zu Werke, verstehen es schleppende Parts und Knüppelei zu verbinden, getragen von schweren Riffs, welche durch melodische Leads anständig aufgepeppt werden.
Leider gelingt es Imperious nicht vollständig auf den Punkt zu komponieren, so wirken manche Abschnitte eher konstruiert als fliessend zusammengefügt, was den Stücken einerseits zwar Überlänge, aber dadurch eben auch unnötige Längen verschafft. Dem entgegen treten gelungene Melodien wie zu Beginn von Segestes‘ Charge, welches im weiteren Verlauf zwischen zähen Doomparts und flotten Doublebass-Passagen pendelt. Man merkt Imperious ist um Abwechslung bemüht, aber der Spruch fürs Phrasenschwein „Weniger ist mehr“ gilt auch bei den Franken. Die Stücke entschlacken, unnötige Parts entfernen und nicht unbedingt Epik mit Länge der Songs verwechseln, sollte dabei die Devise heißen. Knapp 70 Minuten in diesem Stil wirken einfach zu anstrengend und leider auch etwas langweilig, dazu wirkt auch der Gesang etwas zu gleichförmig um der Musik das nötige Quentchen Eigenständigkeit zu geben.
Klar, man bekommt wirklich eine Scheibe randvoll mit Musik, aber der Anspruch von Imperious dürfte doch weit darüber hinaus gehen, nur eine möglichst vollgefüllte Platte zu machen. Potential ist jedenfalls jede Menge vorhanden, denn technisch zeigt man sich auf gehobenem Niveau. Persönlich stört mich noch der etwas dünne Drumsound, aber das ist wiederum reine Geschmackssache. Im Großen und Ganzen geht die Produktion nämlich voll in Ordnung, die Gitarren klingen dabei schön, archaisch knarzend.
Varus ist ein sympathisches erstes Album mit so manchen Mängeln, die Imperious beim nächsten Mal sicherlich ausbügeln werden. Auf der Habensseite steht jedoch, dass die Band textlich einen interessanten Ansatz liefert und sich so vom Gros der aktuellen Pagan Szene abzusetzen vermag. Wie gesagt, wird die Musik noch etwas entschlackt, was nicht heisst, dass man einfacher oder ohrwurmiger werden soll, bin ich mir sicher, dass Imperious richtig einschlagen werden. So ist Varus ein Debut, welches man als Fan des Genres auf jeden Fall antesten sollte!
Trackliste:
- Prologue
- Publius Quinctilius Varus
- Arminius
- Segestes‘ Charge
- Three legions march
- The battle of the Teutoburg forest
- 9 A.D. Autumn
- Quinctili vare, Legiones redde
Erscheinungstermin:
22. April 2011