
„Was von Herzen kommt gelingt“ – nach vier Jahren ziehen die Sieben Köche von In Extremo erneut Bilanz in Form einer Live-DVD: Nach „Raue Spree“ (2005) folgt nun ein Querschnitt durch 14 Jahre Bandgeschichte, aufgenommen im Kölner Palladium im Rahmen der Sängerkrieg-Tour. Mit einer Zusammenstellung von 24 Songs hat die DVD/Doppel-CD „Am goldenen Rhein“ einen Best-Of-Charakter, der jeden Fan und Laien begeistern wird, zumal sich deutlich abzeichnet, dass In Extremo sich als Größe in ihrem Genre etabliert und weiterentwickelt haben – sowohl showtechnisch als auch in der musikalischen Qualität.
Die zwei CDs, die die Live-Aufnahme umfasst, geben ein wunderbares Zeugnis des Konzertes wieder: Die charismatische Stimme des Letzten Einhorns aka Michael R. Rhein, die musikalischen Spitzenleistungen der Band und die üppigen Pyro-Effekte, deren visuelle Bereicherung allein am Klang auf den CDs die Phantasie des geistigen Auge reizen und den Wunsch nach dem zugehörigen Bildmaterial der DVD aufkommen lassen. Oder besser noch, einer Live-Show!
Aber beschränken wir uns auf die vorliegende Doppel-CD: Das, was am goldenen Rhein geschah, ist In Extremo. Eine Band, die für die Bretter, die die Welt bedeuten, geboren ist und was könnte diese besser treffen als eine Live-Aufnahme? Zumal die Setlist alle Facetten dieser Band wiederspiegelt. Vom gälischen „Liam“ über die lateinischen Songs „Hiemali Tempore“ und „Omnia Sol Temerat“, aber auch „En Esta Noche“ auf Spanisch zeugen von der sprachlichen Vielfalt, „Zauberspruch“, „Mein Sehnen“ und „Aufs Leben“ beweisen besonders auf der zweiten CD, dass es nicht immer nur extrem sein muss.
Jedoch sind es die massentauglichen Hits wie „Frei zu sein“ (bei dem das Publikum den Text auswenig kennt und mitsingt), „Sängerkrieg“ und „Spielmannsfluch“, die die Live-Aufnahme richtig lebendig machen. Auch das dem Kölner Dom gewidmete „Ave Maria“ zeugt von einem gelungenen Konzert, dass man sich gerne als CD/DVD ins heimische Wohnzimmer holen mag.
Aber In Extremo schufen dieses Werk nicht allein: So wurde Conny Fuchs als Ex-In Extremo und Gründungsmitglied für „Ai Vis Lo Lop“ eingeladen und Charlotte Klauser von The Black Sheep unterstützte das Letzte Einhorn in dem Song „Auf´s Leben“. Letztere war jedoch aus meiner Sicht eine Fehlentscheidung, da sie das Gegenteil einer gesanglichen Glanzleistung bot und durch die stimmliche Schwäche dem Song einen Großteil der Atmosphäre raubt.
So genial die Zusammenstellung auch sein mag, bleibt ein kleines Dilemma: Da als einziges Studioalbum der „Sängerkrieg“ zwischen dieser Aufnahme und der „Raue Spree“-DVD liegen, finden sich von insgesamt 24 Songs beinahe die Hälfte bereits in der Setlist zu „Raue Spree“. Weiterhin finden sich 9 von 14 Songs des „Sängerkrieg“-Albums auf der „Am goldenen Rhein“-Aufnahme wieder. Rein statistisch gesprochen bedeutet diese Scheibe folglich keine Bereicherung für Besitzer der „Raue Spree“ und „Sängerkrieg“-Scheiben – jedoch reizt einerseits die Mischung und andererseits der besondere Live-Charme von In Extremo, der nicht nur den Sammler zu diesem Werk verleiten sollte.
Fazit: Eine wunderbare Live-Band veröffentlicht wunderbare Live-Aufnahmen – für jeden Fan ein Muss! „Am goldenen Rhein“ ist eine gesunde Mischung vom Besten des Sängerkriegs mit den nach eigener Aussage der Band wie guter Wein gereiften, älteren Songs, die niemals ihren Reiz verlieren werden. Wer eine famose Live-Stimmung, aber keine großartigen Neuerungen erwartet oder nicht im Besitz der „Sängerkrieg“/“Raue Spree“-Aufnahmen ist, sollte getrost zugreifen!
Tracklist:
CD 1
- Des Sängers Einzug
- Sieben Köche
- Frei zu sein
- Liam
- Hiemali Tempore
- Sängerkrieg
- Nymphenzeit
- Ave Maria
- Spielmannsfluch
- Poc Vecem
- Vollmond
- En Esta Noche
- Ai Vis Lo Lop
CD 2
- Zauberspruch
- In diesem Licht
- Flaschenpost
- Mein rasend Herz
- Mein Sehnen
- Omnia Sol Temperat
- Auf’s Leben
- Küss mich
- Krummavisur
- Wind
- Villemann Og Magnhild

Veröffentlichung: 15.05.2009
Anspieltipps: Alle!