Drummer Chris Adler von der Band Lamb of God stand Schwarze-News.de für einige Fragen gerade und offenbart seine Meinung über Politik, Genre-denken, Lamb of God, dem neuem Album und „Pure American Metal“Um 17.05 deutscher Zeit ruft Theresa Trenks, Promotion Managerin von Roadrunner Records, bei einem etwas unsicheren 16jährigen Mitarbeiter von www.dark-news.de an um ihn auf sein erstes Interview vorzubereiten. Sie stellt Drummer Chris Adler mit den Worten „Der ist ein ganz lieber“ vor und erleichtert den Interviewpartner um einiges. Wie sich herausstellt, hat sie nicht zu viel versprochen. Es entwickelte sich ein interessantes Gespräch über Politik, Musik-Business und natürlich Lamb of God:
Schwarze News: Hi
Chris Adler: Hi, wie gehts dir?
SN: Ganz gut, bisschen nervös und selbst?
Chris Adler: Gut, bin nur etwas müde von den Reisen.
SN: Verständlich. Dann fangen wir doch gleich mal an.
Chris Adler: OK
SN: Ich durfte euer neues Album „Wrath“ rezensieren und auch als Black Metal Fan hat es mir gut gefallen. Ich habe versucht, die Einflüsse eurer Band ein bisschen zu entschlüsseln. Welche Bands würdest du anführen, die euch inspirieren?
Chris Adler: Ich denke, dass es da einige gibt, da wir in der Band sehr verschiedene Bands hören, aber einige von denen, die wir gemeinsam haben, sind die frühen Testament, Metallica, Megadeth und andere 80er Speed Metal Bands. Und auf diesem Album haben wir uns von sehr viel Punk Zeug inspirieren lassen. Immer noch eine unserer Lieblingsbands sind S.O.D. (d.Red.: Stormtroopers of Death).
SN: Dann habe ich ja nicht weit daneben gelegen, aber auf den Punk bin ich nicht gekommen.
Chris Adler: Ich denke Randy (d.Red.: Blythe, Sänger) bringt einiges an Old-School Punk-Elementen ein. Auch ich höre gerne „Agnostic Front“ oder „Seven Seconds“. Wir alle haben etwas mit Punk am Hut.
SN: Welche „Message“ wollt ihr mit eurem Album rüberbringen, wenn es eine gibt?
Chris Adler: Wir haben auf jeden Fall eine Message in unserem Album, so wie in den vorigen Alben, die sehr politisch waren. Das neue Werk ist ein Mix aus politischem und persönlichem und wir haben eine Art Message über die ganze Welt, darüber, wie wir leben, wie wir miteinander umgehen und wie wir den Respekt vor dem Planeten und unserem Leben verlieren. Wir denken, dass bald der Punkt kommt, an dem der Planet sich selber reinigt.
SN: Das sind sehr ernste Themen, die aber auf jeden Fall angesprochen werden müssen. Wenn ich darf, würde ich aus aktuellem Anlass gerne Fragen, welche Chancen Du für Obama, der morgen das Amt antritt, und welche Probleme du auf ihn zukommen siehst?
Chris Adler: Oh ja. Als sehr politische Band gibt es für uns da viel zu sagen, wir stellen uns selber aber nicht als Partei mit eigenen Meinungen dar. Unsere wichtigste Message war immer, dass man sich informieren sollte, wen man wählt, was in der Welt vorgeht und nicht einfach nur den „anderen Schafen folgen soll“. Die Jugend soll raus gehen und etwas verändern, denn jeder Einzelne kann einen Unterschied machen. Für mich persönlich war das Reisen in alle Welt immer ein bisschen hart. Ab morgen kann ich wieder durch die Welt reisen und muss mich nicht mehr für meinen Präsidenten schämen. Ich freue mich also sehr, dass Obama sich morgen an den Schreibtisch setzt, auch wenn ich nicht denke, dass er alle Probleme sofort beheben kann. Aber ich denke, dass es der Anfang eines sehr positiven Umschwungs ist und ein Zeichen für die Welt, dass wir als Land den Schaden und die Probleme erkannt haben und, dass wir versuchen werden, es in der Zukunft besser zu machen.
SN: Das ist eine sehr schöne Ansicht der Dinge. Wie würdest du die Amtszeit von George W. Bush zusammenfassen?
Chris Adler: Nochmal, es war einfach peinlich. Und ich liebe es, Amerikaner zu sein, ich liebe die Demokratie! Aber ich glaube, dass wir weit davon abgefallen sind. In dieser schrecklichen Zeit wurde unsere Regierung fast zu einer Tyrannis, in der die Ungebildeten Angst haben mussten und Entscheidungen gefasst wurden, die der Exekutive mehr und mehr Macht zuführten. Angst als Waffe einzusetzen ist sehr destruktiv, diese Kriege werden wie alle anderen Kriege enden: Im Gegenteil von Sicherheit und einem geordneten Leben. Und ich bin einfach nur sehr sehr froh, dass das endlich vorbei ist.
SN: Um da einzuhaken, was könnte Obama in diesen Kriegen besser machen?
Chris Adler: Ich möchte nicht vorgeben, ein Politiker zu sein und Kommentare abgeben. Es gibt Kriege, die gerechtfertigt sind und Kriege, die es nicht sind. Wir haben uns in etwas rein geritten, das wir beenden müssen. Wir können nicht einfach weggehen. Aber die Art, wie wir es machen, soll ein positives Bild der USA hinterlassen. Die USA soll sich dem Rest der Welt anschließen und sich auf das Gute im Menschen konzentrieren und nicht auf irgendwelche politischen Spielchen.
SN: Da hat Obama ja einiges vor sich.
Chris Adler: Eindeutig. (lacht)
SN: Danke für diesen Einblick in die amerikanische Denkweise, aber ich glaube, wir sollten zurück zur Musik. Lamb of God werden in den Medien oft als Metalcore Band bezeichnet. Euer Gitarrist Marc hat in einem Interview mit www.metal.de gesagt, ihr würdet euch eher als Thrash- oder Heavy Metal Band bezeichnen. Als einer der drei Gründungsmitglieder, wie siehst du das?
Chris Adler: Wir sind auf keinen Fall Metalcore. Die vielen Labels stecken uns gern in nette kleine Boxen. Wenn wir ein paar Bier getrunken haben und an unserer Musik schreiben, wollen wir damit die Energie in der Musik freisetzen. Wir denken nicht über diese vielen Genres nach. Wie Marc sagte, sind wir sehr „fresh“ orientiert und wir sind nicht blind für den Rest der Welt. Es gibt großartige Bands, die zur Zeit rauskommen, die wir gerne hören und wir lassen uns auch von ihnen inspirieren. Wir kombinieren in unserem Project sehr viele Stile. Wie am Anfang des Interviews erwähnt, sind wir sehr verschiedene Musiker. Unser Gitarrist spielt in einer Country-Band, unser Bassist liebt die Red Hot Chili Peppers, Randy liebt die Sex Pistols und die alten britischen Punk-Sachen. Jeder bringt etwas sehr eigenes mit und wir erschaffen daraus etwas neues. Wir fühlen uns frei uns von jedem Genre zu bedienen, das uns gefällt. Wenn sich einer unserer Songs wie Metalcore anhört, dann nicht, weil wir Metalcore sein wollen, sondern weil wir uns davon beeinflussen lassen. Wir stempeln uns selbst nicht ab. Viele als Metalcore Bands abgestempelten Bands sind nicht glücklich damit, wir sind keine, die Leute sollen uns nennen, wie sie es wollen.
SN: Das musste gesagt werden. Ich habe nicht an Metalcore gedacht, als ich euer Album hörte.
Chris Adler: Ich bin ein Fan von gutem, hartem Metal. Ich höre bei dir heraus, dass Metalcore nicht so toll ist.
SN: Bin überführt.
Chris Adler: Ich weiß nicht mal was das genau ist. Wenn wir schreiben, wollen wir, dass ihr jemandem eine reinhaut oder schnell fahrt.
SN: Jetzt habe ich in letzter Zeit öfter den Begriff „Pure American Metal“ gelesen. Was bedeutet das?
Chris Adler: Das haben wir recht früh gebracht, auf American Gospel. Es war einfach der Ausdruck für das, was uns motiviert, was uns zum Spielen bringt. Das ist überhaupt nicht als Anfeindung anderer Länder, oder Metal Arten gemeint, es ist unser Begriff für Megadeth, Pantera und Testament. Sie haben uns dazu gebracht, die Musik machen zu wollen, die wir jetzt machen.
SN: Jetzt haben wir ja einiges gesagt, ich denke, wir kommen langsam zum Ende, Du hast bestimmt noch anderes vor. Es war ein sehr aufschlussreiches Interview mit einem sehr netten Gesprächspartner. Ich danke dir im Namen der Fans und des Teams unseres E-Zines. Ich hoffe, du genießt deine Zeit in Köln. Die letzten Worte sind deine.
Chris Adler: Ja vielen Dank! Mir hat es auch gefallen, mit dir zu sprechen. Die Fragen waren sehr interessant, manchmal ist es nicht ganz so spannend, du verstehst? (lacht) Ich hoffe, dass eure Leser und unsere Fans unser Album genießen werden. Wir werden nicht wie Testament ab jetzt weicheres Zeug machen, ich bin stolz in einer Band zu sein, die harte Musik macht. Man sieht sich! Danke Mann!
Ein Review des neuen Albums „Wrath“ findet ihr pünktlich eine Woche vor Release (20.02.2009) auf www.dark-news.de.
Beteiligte:
Florian „Messi“ Messmer (Interviewer)
Dennis „Bieberpelz“ Knoll (Technik, Management und Kontakt)
Alexander „Fenriz“ S. (Technik)
Quelle: Florian Messmer, Interview mit Chris Adler am 19.1.09 um 17.05Uhr