Katzenjammer Kabarett – Grand Guignol & Varietés (Review und Kritik)

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Katzenjammer Kabarett - Grand Guignol & Varietés

Den meisten, vornehmlich deutschen Besuchern dieser Seite sollte das US-Label Projekt Records hauptsächlich durch den „How Goth Are You“-Fragebogen, der durch das Myspace-Universum geistert und sinnfreie Ergebnisse ausspuckt, bekannt sein. Dass dieses Label, das in diesem Fragebogen einfach mal nen eingefleischten Cyber zum Trad Goth macht, auch Musik veröffentlicht, wissen die meisten leider jedoch nicht – Bands wie Unto Ashes, Attrition oder das wunderbare Katzenjammer Kabarett, das bereits mit seinem ersten selbstbetitelten Album von sich reden machte als eine coole Mischung aus den göttlichen Dresden Dolls und Christian Death. Das wird der Band mittlerweile nicht mehr ganz gerecht, denn obwohl Miss Mary K. nach wie vor stark nach Amanda Palmer klingt, hat sich die Band doch stark weiterentwickelt.

Katzenjammer Kabarett
Katzenjammer Kabarett

Die Haupteinflüsse sind nach wie vor da, jedoch würde ich noch unbedingt die krachigen Jahre von Depeche Mode dazulegen, dann kommen wir dem Teufelsgebräu, das mir entgegenwabert. Im Endeffekt: Fette, krachige Synthielinien, die mehr nach 80er-Darkwave und Industrial als nach Pop klingen, Deathrock-typische Gitarrenlinien, die zwischen Joy Division, Christian Death und purem, minimalistischem Dilettantismus schwanken und viele eingebundene akustische Instrumente, zum Beispiel ein Klavier, Celli oder Xylophone. Über all dem schwebt Miss Mary K.s geile Stimme. Das ganze ließe sich wunderbar als eine düsterere Version des Punk-Cabarets der Dresden Dolls, Dark Cabaret, bezeichnen. Kann man machen, muss man aber nicht – Schließlich ist der Begriff schwammig und das KK absolut eigenständig und von hohem Wiedererkennungswert.

Der Anfang des Openers „Jacks Parade“ erinnert nicht nur vom Namen her an das kultige Skelett Jack Skellington aus „The Nightmare before Christmas“, auch die Musik könnte auch von Danny Elfman stammen können: Ganz großes Atmosphärekino mit strangem Dresden Dolls-Appeal, bis der Song in einen recht flotten Post-Punk-Song mit Avantgarde- und Electroeinschlag umschwenkt und auf die Tube drückt. „10 Years“, ein weiteres Highlight des Albums, drückt mit einem straighten Rock’n’Roll-Basslauf und kreischigen Gitarren auf die Tanzfläche. Zwischendurch gibt es einen starken akustischen Zwischenteil mit wiederum interessanter Instrumentierung. „Nothing but this“ geht wieder straight ins Tanzbein und besticht durch eine exzellente Pianolinie und wieder die typische Experimentierfreude der Band. Ich könnte jeden Song auf diesem wirklich großartigen Album totjubeln, doch weil ich dem geneigten Fan doch etwas Raum zum Entdecken geben will, schließe ich hier einfach mal ab.

Fenriz
Fenriz

Fazit: Ein verdammt gutes Album einer frischen, innovativen Band mit strangem Appeal. Ein teuflischer Cocktail, der eigentlich das gleiche ist wie harter Alkohol: Beim ersten Mal mag es nicht recht schmecken, doch wenn man sich erst mal „eingesoffen“ hat, kommt man nicht mehr von ihm los, man wird seine bewusstseinserweiternde Wirkung immer wieder brauchen. Nicht nur als Dresden Dolls-Fan muss ich dieses Album einfach empfehlen, denn so etwas innovatives hat man selten gehört. Die Szene stagniert? Pah. KK belehren dich eines besseren. Songs wie „Once Elliot turned ugly in his lover’s bed“, „Jack’s Parade“, „Nothing but this“ oder „45“ sprechen klar für sich. Und noch klarer für die Höchstwertung.

Tracklist:

  1. Jack’s Parade
  2. Hidden & Sick
  3. 10 Years
  4. Percy has Returned
  5. Nothing but this
  6. Sunlight Sanatorium
  7. A real gentleman or the mad lover
  8. Once Elliot turned ugly in his lover’s bed
  9. Wondered Colonel killed Couple
  10. Collage
  11. Romance
  12. 45

(10 / 10)
(10 / 10)

Veröffentlichung: Bereits erschienen

Homepage: http://www.katzenjammer-kabarett.com/

Anspieltipps:

– Jack’s Parade
– Nothing but this
– 10 Years
– Wondered Colonel killed Couple

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