Hiermit eröffne ich eine neue Kolumne über Bands die ihr mit ziemlicher Sicherheit nicht kennt, bei denen eben das aber eure Schuld ist, weil sie es wirklich in sich haben. Und ich beginne mit einer wirklich radikal unterschätzten Band, der Progressive Metal Band Deadsoul Tribe aus Wien.
Dem geneigten Leser mag sich nun automatisch die Frage stellen „Wer zum Henker sind Deadsoul Tribe?“ was inhaltlich richtig ist aber die Geschichte dieser Band beginnt mit der Auflösung einer anderen Band, nämlich der Band Psychotic Waltz aus San Diego, Kalifornien. Als diese Jungs sich 1997 auflösten hinterließen sie ihren Sänger Buddy Lackey der nach zwei Jahren Pause, einem Umzug von San Diego nach Wien und einer Namensänderung zu Devon Graves die Band Deadsoul Tribe um sich scharte, namentlich Adel Moustapha (Drums), Roland Ivenz (Bass), Roland Kerschbäumer (Gitarre) und Volker Willischko (Gitarre). 2002 veröffentlichte die Vierköpfige Band ihr selbstbetiteltes Debüt, dem sich 2003 das Album „A Murder of Crows“ anschloss, worauf 2004 „The January Tree“, 2005 „The Dead Word“ und 2007 „A Lullaby for the Devil“ folgten. Im Anschluss der darauf folgenden Tour wurde es sehr still um die Band und 2009 wurde die Auflösung der Band bekannt gegeben, da sich Psychotic Waltz wiedervereinigte und Bandkopf Devon Graves somit keine Zeit mehr für Deadsoul Tribe fand.
Jetzt fragt sich der Leser somit „Warum zum Verrecken holst du die alten Klamotten von vorgestern wieder raus? Die Band gibt’s nicht mehr!“ Darauf antworte ich entspannt: „Verbrennst du deine Alten Pink Floyd Platten nur weil es die nicht mehr gibt? Hörst du dir Joy Division nicht mehr an weil es Ian Curtis nicht mehr gibt? WIRD JIMI HENDRIX DADURCH SCHLECHTER DAS ER TOT IST?“ . Fakt ist: Deadsoul Tribe sind absolut hörenswert nur bedauerlicherweise zu unbekannt, was ich hiermit ändern will. Aber zur Musik: Hier treffen sich TOOLeskes Riffing, die wohlig-düstere Atmosphäre die sich auch bei Psychotic Waltz findet und ebenso die Einflüsse von Jethro Tull und Pink Floyd wieder um anspruchsvolle und vor allem sehr vielfältige Songs mit teilweise radikalen Unterschieden in Themen und Herangehensweise und dem Ton den die Musik anschlägt gibt. Dazu tragen ein sehr solides, abwechselungsreiches Songwriting das anstelle sich an übertriebenem technischen Können einzelner akteure aufzuhängen (wie das bei manchen Progbands leider der Fall ist sich regelrecht daran aufzugeilen) das Gesamtkunstwerk fördert und ebenso Devon Graves‘ großartiger, vielfältiger Gesang (der nicht zuletzt auch auf dem Überalbum „The Human Equation“ von Ayreon zu hören war) sowie sein sehr an Ian Anderson (Jethro Tull) erinnerndes Spiel auf der Querflöte, welches manchen Songs einen ganz besonderen Touch gibt.
Einen Kurzen Abriss über das Schaffen der Band könnt ihr ja hier einsehen, für mich persönlich war der Einstieg das Album „A January Tree“, wobei jedes Album für sich ein guter Punkt ist um einzusteigen, so man denn interessiert ist. Wer an Kreativität, Spielfreude, guten musikalischen Ideen die über den Tellerrand schauen und der Fähigkeit intensive Atmosphäre zu erzeugen seine Freude hat, dem werden Deadsoul Tribe gefallen. Und für alle anderen sei gesagt: Shame on you!
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