Totgeglaubte leben länger: War ich, nachdem es nach ihrem letzten Album „Dirt Metal“ still geworden um diese Band, noch fest davon ausgegangen, dass ich nichts mehr von ihnen hören würde, so wurde ich bei der Recherche für diesen Artikel eines Besseren belehrt. Thunderstone sind am Leben. Und sie suchen einen Schlagzeuger.
Vielleicht klingelt bei dem Einen oder Anderen noch etwas wenn der Name Thunderstone fällt, für alle anderen fangen wir mal ganz vorne an, nämlich zu dem Zeitpunkt, als sich die Thrash Metal Band Antidote aus Helsinki 1996 auflöste: Drummer Mika „Arkki“ Arnkil wechselte zu Impaled Nazarene, um bei ihnen Bass zu spielen und aus dem verbliebenen Gitarristen Nino Laurenne und dem Bassisten Titus Hjelm erwuchs mit der Unterstützung von Kari Tornack (Keys) und Mirka Rantanen (Drums), beide ehemalige Mitglieder bei der Progressive Metal Band TunnelVision sowie Sänger Pasi Rantanen die Band Thunderstone im Jahr 2000.
Ihr 2002 erschienenes selbstbetiteltes Debütalbum schaffte es in einigen Magazinen in die Liste der besten Alben des Jahres und sorgte auch dafür, dass Thunderstone von den Lesern des Magazines Rock Hard zum besten Newcomer des Jahres gekrönt wurden. Anschließend ging es zusammen mit Symphony X und Stratovarius auf Tour. 2004 ging es wieder ins Studio, um das Album „The Burning“ aufzunehmen, anschließend wurde mit Axel Rudi Pell getourt und noch ein Auftritt auf dem Wacken Open Air hingelegt.
…until we touch the burning sun
2005 folgte das Album „Tools of Destruction“ und 2007 „Evolution 4.0“. 2007 verließen Sänger Pasi Rantanen und Keyboarder Kari Tornack die Band, für die anstehende Tour rekrutierten Thunderstone jedoch Jukka Karinen (Ex-Status Minor) und Tommi Salmela (Tarot). Für das 2009 erscheinende Album „Dirt Metal“ wurde Rick Altzi (At Vance) als Sänger eingeladen. Danach wurde es still um die Band.
Mitte 2013 machten Thunderstone öffentlich, dass Drummer Mirka Rantanen und Sänger Rick Altzi die Band verlassen hatten, gaben jedoch im selben Atemzug bekannt, dass Ex-Sänger Pasi Rantanen wieder in die Band zurückkehren würde und dass Thunderstone wieder aktiv nach einem Drummer suchen.
Thunderstone spielen einen straighten Mix aus aus Powermetal mit progressivem Einschlag und (insbesondere auf den Alben Evolution 4.0 und Dirt Metal) starker Thrash-Note und bringen es fertig, einige Dinge geflissentlich zu umgehen, die manche Auswüchse des Powermetal so klischeebeladen machen, wie Fantasy- oder Kriegsthematik oder überzogene Keyboardpassagen.
Hier sind gestandene Berufsmusiker aus unterschiedlichen Ecken des Metal am Werk, das Songwriting ist ausgereift und ein sehr dickes Plus sind Sound und Produktion der Alben, denn Nino Laurenne ist nicht nur Gitarrist und Songwriter für Thunderstone, sondern auch Manager der Sonic Pump Studios in Helsinki und dort haben unter vielen anderen Amorphis, Lordi, Impaled Nazarene, Sonata Arctica, Finntroll, Ensiferum und Apocalyptica ihre Alben produziert. Und dazu kommen die Einzelleistungen an Instrumenten, die Tatsache, dass mir beim noch so oftmaligen Durchstöbern der Diskografie niemals irgendeine Füllnummer unter die Finger gekommen ist, die Gastmusiker, unter anderem Michael Romeo (Gitarre, Symphony X), Roope Latvala (Gitarre, Children of Bodom) und Tomi Joutsen (Gesang, Amorphis), ohrwurmige Hooklines und die unverwechselbare Stimme von Pasi Rantanen.
Für diejenigen die melodischen Powermetal mit viel Spielfreude, markanter Stimme und technisch hohem Niveau, der auch gelegentlich mal mit den Richtungen Thrash- und Progressive liebäugelt, ist Thunderstone genau das Richtige. Aber nicht nur diese Leute. Ein guter Einstieg für die leute aus der Powermetal-Ecke wäre das Album „The Burning“, für die Thrash-Lastigen eher „Evolution 4.0“. Und für alle die die Band nicht kannten: Shame on you!