Klabautamann – Merkur (Review und Kritik)

Klabautamann - Merkur CoverFlorian Toyka ist ein umtriebiger Geselle. Als Mitglied von Valborg, Woburn House und der dank zweier hervorragender Alben wohl am bekanntesten Band Klabautamann, spielte sich der mittlerweile auch als Labelchef agierende Bonner in so manche deutsche Stereoanlage. Album Nummer drei heißt „Merkur“ und mit dem für viele Bands richtungsweisenden dritten Album gelingt Florian Toyka und seinem Mitstreiter Tim Steffens das, was viele versuchen, aber oftmals kläglich scheitern. Avantgardistische, intelligente Schwarzmetall Musik mit Tiefgang und bestechender Eingängigkeit.

Merkur“ ist definitiv keine ganz leichte Kost, so benötigt das Album ein paar Durchgänge um voll zu zünden, doch sobald man in der wirren und psychedelischen Welt Klabautamanns eingetaucht ist, lässt sie einen so schnell nicht mehr los. Gerade der ruhige, von unverzerrten Gitarren geprägte Aspekt eines jeden Songs lässt den Hörer schweben und teilhaben an der Pink Floydesken Atmosphäre. Die treibenden, von Doublebass-Attacken angeführten Abschnitte sind in ihrer progressiven Ausrichtung bisweilen an neuere Enslaved erinnernd, ohne sich zu weit vom Black Metal zu entfernen.

Klabautamann - Songwriting Session
Klabautamann - Songwriting Session

Unter Bäumen“ nimmt einen wahrlich gefangen und macht deutlich, wohin die nächste dreiviertel Stunde gehen wird. Von Sturm peitschender Finsternis bishin zu schwelgerischen Klängen des Friedens und der Freiheit vollführen Klabautamann eine Gratwanderung, welche ihnen in höchster Vollendung gelingen mag. Absolut mitreißend und obwohl man das übliche Strophe-Refrain-Schema bei allen Stücken vollkommen vernachlässigt, bleibt das Material eingängig und stets nachvollziehbar.

Gerade, wenn man sich im Auge des Sturmes befindet, beginnt man die wirbelnden Klangphrasen und die inspirierten Melodien zu erkennen und hört sich in einen wahren Rausch. Ich habe das Album mehrere Tage nicht mehr aus dem Player bekommen und auch jetzt nach längerer Zeit des Hörens nutzt sich „Merkur“ nur unmerklich ab. Die vielen Ideen, die clean gespielten Gitarren und das stellenweise unheimlich coole Flair geben dem Album das gewisse Etwas, welches ich von diesem Stil einfach erwarte.

Klabautamann - Live
Klabautamann - Live

Traumwandlerisch durchquert man die Fluten des Styx („Stygian„), um mit aller Härte zu erfahren, wie wenig einem auf der anderen Seite bleiben wird. Mit einer Melodieführung, welche ich in der Form im Black Metal noch nicht hören durfte, schürt Klabautamann Spannung und jede neuerliche Idee nimmt man mit offenem Mund auf. Manchmal gleitet man auf einer Shoegaze-Welle dahin, um danach mit „Herbsthauch“ den Tsunami über sich hereinbrechen zu erleben. Herausheben möchte ich noch das tolle Titelstück des Albums, welches zwischen Wahnsinn und Genialität nur so hin und her springt, vor allem bei der Hälfte von „Merkur„, denn hier besinnen sich Klabautaman auf psychedelischen Krautrock und schicken den Hörer zurück in die 70er Jahre, was wiederum sehr cool und passend autentisch rüber kommt. Der jazzige Lounge-Rausschmeißer „Noatun“ beschließt ein aufregendes und abwechslungsreiches Album mit sanften Piano und gedämpften cleanen Gitarren und lädt ein, sich erneut dem einerseits heiß brodelnden und doch eisigkalten „Merkur“ zu nähern.

Die Lyrics von Christian Kolf, welcher bei „Der Wald ist ein Meer“ und „Noatun“ die cleanen Vocals eingesungen hat,  sind dabei sehr lesenswert und unterstreichen die verklärte Atmosphäre der neun Stücke. Zusammen mit dem sehr stimmungsvollen Äußeren von „Merkur„, welches von Jan Buckard erschaffen wurde, darf man sich ein absolutes Schmuckstück in die Sammlung stellen, welches demnächst auch über Heavy Horses auf Vinyl erscheinen wird.


iskharian3Fazit:

Klabautamann haben es geschafft. Ein Album voller erhabener Größe, wahnwitziger Ideen und einer unheimlich läßigen Coolness. Ich bin vollkommen begeistert! „Merkur“ untermauert den Status der Bonner als eine der wichtigsten Bands des deutschen Avantgarde Black Metals und steht für mich auf einer Stufe mit den großen Namen des Genres. Essentiell!


Trackliste:

  1. Unter Bäumen
  2. When I long for life
  3. Stygian
  4. Herbsthauch
  5. Morn of solace
  6. Der Wald ist ein Meer
  7. Merkur
  8. Lurker in the moonlight
  9. Noatun

 

( 9,5 / 10 )
( 9,5 / 10 )

Anspieltipps:



„Merkur“ ist in sich schlüssig und nahezu perfekt. Jeder Song kann als Tipp dienen.

Erscheinungstermin:

29. Juni 2009

Klabautamann Myspace

Zeitgeister Music Distribution

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