Kolumne: Festivalgedanken

Endlich ist sie wieder eingeläutet – unsere herzallerliebste Festivalsaison. Mit dem seit 1992 alljährlich am Pfingstwochenende stattfindenden Wave-Gotik-Treffen ist in der ostdeutschen Stadt Leipzig mal wieder viel los, und das dank sauberen Campingplätzen und Pensionsunterkünften sogar in einem sehr zünftigen Rahmen. Doch was muss man eigentlich als Festivalfrischling bei anderen Festivals beachten? 6 wichtige Tipps für Anfänger und Leute, die nochmal alles abchecken wollen.

Mein erstes Festival besuchte ich damals mit gerade einmal 16 Jahren, in eher peinlicher Erwachsenenbegleitung, für die ich mich noch heute in Grund und Boden schäme (keine Sorge, das waren nicht meine Eltern). Da ich damals eher spontan über ein Gewinnspiel an die Karten herangekommen bin, war ich natürlich auf nichts und wieder nichts vorbereitet, konnte nach dem Festival drei Paar Schuhe wegwerfen und hatte von Festivals erstmal die Schnauze voll. Glücklicherweise hat sich meine Meinung später noch einmal geändert, und so freue ich mich alljährlich auf die Festivalsaison, bei der man aber einiges beachten sollte.

1. Ein guter Schuh ist das A und O
Egal ob bei einem Gothic- oder Metalfestival, ihr werdet nie die Garantie haben, dass der Boden auch wirklich staub trocken ist. Bevor der Schlammboden also in eure Schuhe hineinsickert und ihr das Gefühl habt, als würdet ihr Wattwandern, solltet ihr euch also ein gutes Paar Schuhe zu legen, welches nach Möglichkeit nicht zu schwer ist. Zwar sind die allseitsbeliebten Springerstiefel in jedem Fall wasserundurchlässig, aber die dann bei gefühlten 40 Grad im Schatten den ganzen Tag mit sich herumlaufen lassen zu müssen ist auch mehr als wahnsinnig.

2. Notdurft-Utensilien
Wer das Pech hat ein Festival zu besuchen, bei dem man für die festinstallierten Toiletten Geld zahlen muss, nimmt aus verständlichen Gründen auch gerne mal die Dixi-Kabine in Anspruch. Naja, gerne? Ist die Kabine nicht gerade gesäubert worden (was in der Regel auch nicht so häufig passiert), sieht’s da drinnen meistens aus wie Sau, und ist gerade für Hygienefetischisten ein Grund schnell Reißaus zu nehmen. Wer sich allerdings für das Dixi entscheidet, sollte in jedem Fall eine Rolle Klopapier dabei haben (man weiß ja nie, ob das in der Kabine schon leer ist), und nach Möglichkeit Desinfektionslotion für die Hände. Den Grund dafür erfährt man spätestens, nachdem mal abends nach der Party das Stille Örtchen aufsucht.

3. Geldscheißen muss sein
Festivals sind kostenintensiv. Nicht nur, dass man schon ein kleines Vermögen für die Eintrittskarten ausgegeben hat, nein, man will sich ja auch noch was schönes bei den vielen Merchandiseständen oder den anderen Händlern kaufen. Das Festivalshirt zur Erinnerung ist Pflicht, und so gehen da schonmal locker 30€ in die Hände der Veranstalter. Ähnlich gestaltet sich das Ganze auch bei der alltäglichen Verköstigung…wer nicht mit Butangaskocher seine Raviolidose erhitzen will (was man aus gesundheitlichen Gründen eh in einem Topf machen sollte), sollte lieber das ein oder andere Scheinchen für die hiesigen Fressbuden bereithalten. Mittlerweile gibt es hier sogar für Vegetarier und Veganer das richtige Essen für einen spaßigen Tag, was aber leider ordentlich ins Geld geht.

4. Ein Hoch auf die Sackkarre
Prinzipiell sei jedem geraten, mit dem Auto zum Festivalgelände zu fahren. Ich kann aus schlechten Erfahrungen sagen, dass die Anreise mit dem Zug mehr als Umständlich ist, vor allem wenn man keine Sackkarre dabei hat, und im Begriff ist eine Palette Bier, ein Zelt, einen Schlafsack, Isomatte und Klamotten 500km durch die Weltgeschichte zu fahren. Einen Vorteil bringt das Auto zudem, vor allem, wenn man es direkt auf dem Festivalgelände parken darf: Es ist Platz für mehr als eine Bierpalette, und die kann man darin natürlich auch noch wunderbar kühlen 😉

5. Titten raus, es ist Sommer
Na gut, das wäre vielleicht etwas radikal, auch wenn einige Damen und Herren im Suff (oder auch nüchtern?) gerne mal blankziehen. Aber wer hat auch bitteschön Lust sich bei 35 Grad Celsius im Schatten im engen Lackkorsett einen abzuschwitzen? Ich auf jeden Fall nicht, aus dem Fehler habe ich gelernt, denn sonst erstickt man entweder an der Hitze, oder am erfrischenden Wasser, wenn der Bauch das Korsett sprängen will. Kurze Hose und Shirt tun’s auch, wenn auch nicht ganz so elegant wie im edlen Samtzwirn und mit weißer Kalkleiste.

6. Handykameras und anderer Müll
Es gibt für mich nichts schlimmeres, als wenn man ein Konzert besucht, und sämtliche Leute in den ersten 10 Reihen versuchen ein Foto zu mache. Das Ergebnis mancher Handy- und Kompaktkameraergüsse ist doch meistens sowieso enttäuschend, weswegen sich nach dem Festival immer ein Blick auf die offizielle Homepage der Veranstaltung lohnt – hier gibt es nämlich sehr gute Pressefotos von fast allen Bands. Wer mit einer Spiegelreflex auf das Gelände kommt (hierbei braucht man meistens eine Ausnahmegenehmigung oder einen Presseausweis (!)), sollte am besten ein Objektiv mit einer großen Brennweite dabei haben. Aber bitte bitte lasst es, anderen Leuten den Blick zur Bühne mit euren Handys zu nehmen.

Ihr merkt, Festivals sind sowohl ein Erlebnis, als auch eine Herausforderung. Doch das wichtigste ist und bleibt die gemeinsame Zeit mit euren Freunden, die euch auf das Festival begleiten und euren Kurzurlaub erst zu etwas Besonderem machen. In diesem Sinne: Lasst den Sommer rocken!

About Friedi von Murr

Friedi von Murr berichtet jeden 2. Sonntag Abend in ihrer Kolumne über das alltägliche Dasein des Gruftitums. Ansonsten studiert sie im Master Deutsche Literatur an der Philipps-Universität in Marburg.

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