Kolumne: Von Recht und Unrecht

Jeder Künstler weiß, wie viel Arbeit in seinem Werk steckt, ganz gleich ob er zeichnet, fotografiert oder Musik macht. Sie verdienen ihr Geld mit ihrem Schaffen, ihrer Phantasie und ihrem Glauben an etwas Neues und Einzigartiges. Kein Wunder, dass manch ein kreativer Mensch Probleme mit dem Internet hat, auch in der Szene.

Das Internet bietet so viel. Hier findet man alles und jeden, fast alles ist frei zugänglich, hörbar und anschaubar. Das Netz hat zwei Seiten, die zusammenarbeiten und sich dennoch abschalten. Es ist eine Werbeplattform ohne gleichen, ohne es wäre ich wahrscheinlich niemals zu meinen heutigen Lieblingsbands gekommen, und wüsste nicht einmal was für tolle Bilder H.R. Giger gemalt hat. Doch die andere Seite, sozusagen der dunkle Bruder, ist nicht weit weg – Wozu brauche ich die neuste Platte von xyz, wenn ich mir die Songs auch bei Youtube anhören kann? Ein Poster an die Wand hängen? Scheiß drauf, wenn man sich eine grausig verpixelte Bilddatei aus dem World Wide Web abspeichern kann? Da gibt es nur ein Problem: Wovon soll der Künstler leben, wenn wir versuchen alles möglichst kostenlos zu bekommen? Ich kann jeden Musiker verstehen, der von Fremden hochgeladene Musik in den aktuellen Videoportalen meldet.

Selbst fotografiert ist doch am schönstenAnderes Problem, gleiche Spielwiese: In meiner Freizeit habe ich immer viel fotografiert, mich auf Künstlerseiten wie Deviantart herumgetrieben, und auch manche Bildbearbeitungsexperimente mit sogenannten Stockbildern durchgeführt. Ich weiß wie viel Arbeit hinter einem einzigen Bild steckt, unter das ich am Ende (wenn nicht zumindest in den Metadaten) meinen Namen schreiben kann. Andere kunstschaffende Menschen verweisen auf ihrem Künstlerprofil sogar darauf, dass ihr Name als Verweis unter dem Bild gekennzeichnet werden soll, meistens sogar unter der Voraussetzung, dass die Weiterverbreitung des Bildes mit dem Urheber abgesprochen werden soll (ansonsten wäre es Diebstahl geistigen Eigentums, und somit nicht besser als das, was Guttenberg mit seiner Doktorarbeit gemacht hat).

Nun habe ich es aber auch auf Seiten wie Facebook bzw. den dortigen Gruppen einfach zu oft erlebt, dass manche Menschen, die sich keine Gedanken über Lizenzen oder Urheberrechte gemacht haben, wahllos verpixelte, öfter sogar noch mit Wasserzeichen versehene, Fotos, auf der sowieso schon zugespammten Pinnwand manch einer Gruppe posten, nur um die Aufmerksamkeit der anderen Mitglieder zu erhaschen (gleiches gilt übrigens auch für Musikvideos von Youtube, Vimeo und Konsorten). Sowas hätte ich nicht einmal gemacht, als ich mit 14 oder 15 Jahren das Internet kennengelernt habe.

Es ist kein Wunder, dass man in vielen Bildportalen zum Betrachten eines Bildes mittlerweile zahlen muss, um sich eine entsprechende Lizenz zur Weiterverwendung zu ergattern, auch wenn es immer wieder auch Menschen gibt, die über das Bildrecht hinwegsehen und jedes x-beliebige Vorschaubild abspeichern und unerlaubterweise weiterverbreiten. Gleichzeitig verstehe ich auch Musiker, die aus voller Frustration und reinem Geldmangel den Haien der GEMA zulaufen, um wenigstens einen kleinen Lebensunterhalt von ihrem Schaffen zu erhalten. Da keiner von uns die GEMA mag, wäre es also viel sinnvoller, einfach mal drei Schachteln Zigaretten weniger im Monat zu rauchen, und sich stattdessen einfach mal eine anständige CD (oder noch besser eine Schallplatte) zu kaufen, und sich wirklich an der Musik zu erfreuen, anstatt einfach nur immer weiter sinnfrei zu konsumieren, zu sammeln und zu tauschen. Besucht Konzerte eurer Lieblingsmusiker, kauft Bandshirts und hängt euch schaurige, vielleicht ein wenig zu teure, Poster an die Wand -unterstützt einfach das, was ihr liebt! 😉

unterwegs - Friedi von MurrWenn ihr euch jetzt fragt, was ihr denn nun statt der tollen Fotos oder Videos, die ihr allesamt geklaut habt, bei Facebook posten sollt, könnt ihr euch gerne den Kopf zerbrechen, einfach mal die Quelle angeben, oder aber eure Kamera schnappen und selbst Fotos machen, Bilder zeichnen musizieren. Es muss nicht perfekt sein (das seht ihr an den hier gezeigten Bildern, die von mir angefertigt wurden), aber es ist ein legaler Anfang, der euch im Ernstfall viel Ärger ersparen kann.

 

About Friedi von Murr

Friedi von Murr berichtet jeden 2. Sonntag Abend in ihrer Kolumne über das alltägliche Dasein des Gruftitums. Ansonsten studiert sie im Master Deutsche Literatur an der Philipps-Universität in Marburg.

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