Kolumne: Von Schloßgespenstern und Teufelswerk

Man muss immer zwischen Rationalisten und Glaubenden unterscheiden – das ist nicht nur in der Religion so, sondern auch im Mystery-Bereich. Gibt es übernatürliche Geistererscheinungen, oder handelt es sich um wahnwitzige Sinnestäuschungen, die man getrost als Blödsinn abstempeln kann? Die Behauptung, dass sich vor allem Gruftis für solche Themen interessieren, ist sicherlich nur ein Klischee, welche nicht auf alle Szene-Anhänger zutrifft. Aber was fasziniert uns am Übersinnlichen? Eine Frage für die dieswöchige Kolumne.

geist_brown_ladyMeine Faszination für Geister begann bereits vor meiner Grufti-Zeit. In der örtlichen Bücherei meines Vertrauens habe ich zufällig zwei Bücher gefunden, in denen ominöse Geisterfotos abgebildet waren. Ich bekam beim bloßen Anblick dieser wahrscheinlich allesamt gefälschten Fotografien eine Gänsehaut (ich war damals gerade einmal zarte 12 Jahre alt). Nach diesem Erlebnis hatte ich erstmal einige Zeit nichts mit solchen Dingen zu tun, zwar hörte ich von Freundinnen, die sich mal am Gläserrücken probiert haben – ich tat dies aber schnell als Humbug ab.

Später interessierte ich mich für Gruselgeschichten, sei es für schlechte Erfahrungen mit irgendwelchen Ritualen oder aber auch über mystische Sagengestalten, irgendwann kamen dann Gothic Novels dazu. Was daran faszinierte war allerdings nicht das Übernatürliche, sondern die Spannung der einzelnen Erzählungen, die mich fesselten und dafür sorgten, dass ich nachts mit einer Gänsehaut versuchte einzuschlafen.

In der Szene bin ich dann später auf andere Menschen getroffen – jene, die fest behaupteten, dass sie den Teufel höchstpersönlich getroffen hätten, sich mit okkulten Ritualen auskennen würden und natürlich auch in der Lage wären Geister zu beschwören. Bei ihnen sammelten sich dann jene ominösen Bücher von Aleister Crowley, oder das Necronomicon, welches, wie wir ja wissen, reine Fiktion des Autors H.P. Lovecraft ist.

Funfact: Der Name Abdul Alhazred ist ein Pseudonym von H.P. Lovecraft. Dieser hat den Namen im Alter von fünf Jahren von einem älteren Verwandten vorgeschlagen bekommen, der sich für die Geschichten des Orients interessierte.

tumblr_mrfz9eSB3i1sne3fio1_500Dann gab es immer noch die Jenigen, die nachts verlassene Orte aufsuchten, um hier Geistern zu begegnen, oder zumindest den Grusel-Kick zu erfahren. Das waren nicht nur städtische Friedhöfe, sondern auch verlassene und zerfallene Häuser, um die sich alle möglichen Legenden rankten – dass sie sich hier einer Straftat schuldig machten, war ihnen in ihrem jungen Alter jedoch nicht einmal bewusst. Begegnet ist ihnen auf diesen nächtlichen Ausflügen meistens nichts – außer vielleicht ein vollkommen genervter Nachtwächter. Welcher Geist taucht denn auch bitteschön auf, wenn man ihn auch unbedingt sehen will? Außerdem ist es doch viel unheimlicher, wenn man mit einer gewissen Erwartungshaltung in ein verlassenes Gebäude geht, und hinter jeder Ecke glaubt etwas zu hören – sei es eine verwirrte Maus, das Knirschen einer Holzplanke oder das Quietschen einer Tür. Das Gruselige ist nicht das, was wir sehen, sondern das, was wir eben nicht sehen.

Natürlich können wir nicht sagen, ob es sich beim Okkultismus und dem Übersinnlichen um Realität oder Fiktion (oder etwas dazwischen) handelt, Fakt ist jedoch, dass solche Geschichten und Mythen unsere Sinne anregen und uns, ähnlich wie ein guter (!) Horrorfilm, den Atem rauben. Wollen wir wirklich wissen, ob das alles real ist? Ich für meinen Teil bleibe gerne bei der Fiktion – bei Shelley, Lovecraft, Stoker und Konsorten…dann macht der Horror nämlich auch Spaß und bringt uns nicht gleich um 🙂

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About Friedi von Murr

Friedi von Murr berichtet jeden 2. Sonntag Abend in ihrer Kolumne über das alltägliche Dasein des Gruftitums. Ansonsten studiert sie im Master Deutsche Literatur an der Philipps-Universität in Marburg.

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