Kommando XY – Welcome to Gestrikland (Review und Kritik)

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Kommando XY - Welcome to Gestrikland

Wenn sich eine schwedische Band daran macht, die Einflüsse ihrer Umgebung zu vertonen, erwartet man Neofolk oder Black Metal. Anscheinend hat das schwedische Gestrikland damit aber nicht allzuviel am Hut – Wenn man nach diesem Album geht, ist Gestrikland so grün wie die Bochum-Langendreer (für Nicht-Bochumer: Gar nicht) und lebt hautpsächlich von der Stahlindustrie und hat einige sehr nette Brauereien. Irgendwie mag ich Gestrikland jetzt schon. Kommando XY, die wohl aus diesem schönen Gestrikland stammen, klingen nach Stahl, Bier und Männlichkeit und 40-Stunden-Woche auf der Maloche, vermutlich untertage. Was da raus kommt, ist ungefähr so naturverbunden wie genmanipulierte Tomaten. Denn was EBM der alten Schule mit Natur zu tun hat, will ich doch gerne mal erklärt bekommen, wenn ich die imaginären Hooligans mit Briketts auf den Köpfen aus meinem Zimmer bekommen habe, die gerade im Takt das Mobiliar zerlegen.

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Hopfen und Malz noch auffindbar.

Da ich euch nicht noch mehr Winke mit dem Bauzaun geben kann, komm ich mal auf den Punkt: Kommando XY machen puren, männlichen, bierseligen EBM, Prägung Spetsnaz. Das heisst in etwa soviel wie eine spartanische, federnde Synth-Basslinie, 4/4-E-Drums und ein grölender Sänger, dazu absolute Melodiefreiheit. Die Texte sind allesamt schwedisch gesungen, was ein Glück (?) ist, wenn man die zugegebenermaßen extrem witzigen Deutschversuche von Sturm Café („Der Grosse Schwein“) noch alle mitsingen kann. Apropos Sturm Café: An „Welcome to Gestrikland“ hat SC-Maschinenarbeiter Gustav mitgewirkt, der einen großen Teil der Musik programmierte. Seinem Kumpel Jocke, der ebenfalls schon bei SC mitgegrölt hat, schneidert er tanzbare Songs auf den Leib, denen er mit seiner versoffenen Grölstimme ordentlich Leben einhaucht.

Musikalisch und gesanglich ist an „Welcome to Gestrikland“ also nix auszusetzen, lyrisch kann ich leider nichts dazu sagen, da mein Schwedisch dafür noch nicht gut genug ist. Was ich jedenfalls sagen kann, ist, dass die Brikettköppe der Welt an der Scheibe ihre Freude haben werden. Songs wie „Vargen“, „Gestrikland“, „Genesis Does (What Nintendon’t)“ oder „Brynäs IF“ (das ist laut Wikipedia ein Fussballverein) gehen nicht über die 4-Minuten-Marke und kommen auf den Punkt und zielen hin, wo es weh tut, und zwar direkt auf die Fresse, oder im Falle meiner imaginären Hools auf den Tanzmuskel – Hey, wag es dir meine Gitarre anzupacken, ich hau‘ dir den Kopf in den Darm, du Dreckspritzer! Ähem, ‚tschuldigung, aber wenn es an deine liebsten Dinge geht, würdest du auch fluchen.

Fenriz
Fenriz

Fazit: Oldschool EBM ist wieder schwer im Kommen. Fast laufend kommen aus Schweden und Deutschland gute Bands, angefangen bei Spetsnaz bis hin zu eben Sturm Café oder Jäger 90. Dass das, was Kommando XY machen, nicht sonderlich origninell ist, sollte sich eigentlich von selbst verstehen, aber Spaß macht es alle Male, und das nicht zu knapp. Wer also besoffen schwedische Songs mitgrölen will, während er seine Möbel – Oder auf Konzerten die Knochen seiner Mittänzer – zerstört, kommt hier voll auf seine Kosten, ich find es schön stumpf und über ne knackige halbe Stunde auch sehr nett anzuhören. Aber dann brauch ich aber auch wieder mal was mit Melodie. Trotzdem: Alter Schwede, das haut rein. Übrigens: Gestrikland ist eine Provinz, in der die Landwirtschaft vorherrscht. DAS ist jetzt mal interessant.


Tracklist:

  1. Gestrikland
  2. Genesis Does (What Nintendon’t)
  3. Gruvan
  4. Varför?
  5. Vargavinter
  6. Kvinnor
  7. Parkfesten
  8. Älgjakt
  9. Brynäs IF
  10. Vargen
(7,5 / 10)
7,5 / 10

Highlights:

– Gestrikland
– Genesis Does (What Nintendon’t)
– Vargen
– Brynäs IF

Homepage: www.myspace.com/kommandoxy

Veröffentlichungsdatum: Bereits erschienen (08.12.2008)


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